Interview Klara Andersson Rallyecross: Eine Frau steht ihren Mann

Nürburgring · In der von den Herren der Schöpfung geprägten Motorsportwelt sticht die 22-jährige Schwedin hervor – auf und abseits der Piste. Sie will die erste Weltmeisterin in der speziellen Disziplin werden.

Renn-Amazone, Weltklasse-Pilotin und Instagram-Star: Klara Andersson hat ein ehrgeiziges Ziel: Sie möchte Weltmeisterin werden.

Renn-Amazone, Weltklasse-Pilotin und Instagram-Star: Klara Andersson hat ein ehrgeiziges Ziel: Sie möchte Weltmeisterin werden.

Foto: Red Bull Content Pool

Es ist eine jener Geschichten, die man sich als Zuschauer, Serienbetreiber, Streckengastgeber, Team und vor allem natürlich als Betroffene selbst erhofft. Klara Andersson (22), schwedische Renn-Amazone und einzige Frau beim Finale der Rallyecross-Weltmeisterschaft, gelang am  Nürburgring Historisches. Als Siegerin ihres Halbfinal-Laufes war sie die erste Frau, die ein Rennen der Rallyecross-WM für sich entscheiden konnte. Und das in einem elektrisch angetriebenen Auto.

Wer ist Klara Andersson? Was macht sie so besonders?

Zu Hause, in ihrer schwedischen Heimat, füllt Rallyecross Zeitungsseiten und Social media. Sie sind dort Publikumsliebling, haben auf ihrem Instagram-Account fast 5000 Follower. Jetzt haben Sie hier in Deutschland als erste Frau einen WM-Lauf gewonnen. Erzählen Sie uns ein bisschen was über Sie und  ihre Gefühlslage nach diesem Erfolg?

Andersson: Ich komme aus einer rennsportbegeisterten Familie. Mein Vater war ein erfolgreicher Rallyefahrer. Meine ältere Schwester Magda war Siegerin in der FIA Euro RX TouringCar Championship. Ich selbst bin schon als ganz junges Mädchen Kart gefahren. Ich glaube, ich hatte schon mit drei Jahren meinen ersten Helm auf dem Kopf. Ich habe mehrere regionale Titel im Kartsport eingefahren. 2018 wurde ich schwedische Juniorenmeisterin im Rallyecross. Zwei Jahre danach habe ich mich dann zu Hause auch gegen die männlichen Konkurrenten durchgesetzt. In einem BMW 120 habe ich 55 männliche Kollegen geschlagen und gewann den nationalen Titel.

Ihr Landsmann Johann Kristofferson ist Weltmeister. Kevin und Timmy Hansen, den sie in diesem Jahr schon geschlagen haben, sind seine schärfsten Widersacher. Warum ist Rallyecross in Schweden so beliebt?

Andersson: Rallyecross ist nie langweilig. Die Rennen faszinieren während jeder Sekunde. Es sind kleine, aber ungeheuer starke und wendige Autos, die man auf engstem Raum beherrschen muss. Und dann wechselt andauernd der Untergrund. Mal Asphalt, mal Schotter, mal Kies. Man muss dauernd am höchsten persönlichen Level fahren. Die Leute können mit diesen Autos im Alltag etwas anfangen. Das macht die Serie so volkstümlich.

Sie waren bereits im vergangenen Jahr bei der Erstauflage der World RX Series am Nürburgring dabei. War das ein Vorteil für Sie?

Andersson: Ich glaube nicht. Ich kannte zwar den Kurs, aber die Bedingungen waren im Vorjahr völlig anders. Damals lag Schnee, die Autos verhielten sich völlig anders. Ich bin zwar in der WRX2-Serie auch schon mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen gefahren. Aber der Unterschied ist bis auf den Start, bei dem wir von Beginn an das volle Drehmoment haben, nicht viel anders. Ich habe in diesem Jahr auch schon in Barcelona auf dem Podium gestanden. Der erste Sieg, da war ich mir völlig sicher, würde irgendwann kommen.

Sie betreiben Rallyecross professionell. Können Sie davon leben?

Andersson: Von dem Sport alleine sicherlich nicht. Aber es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, wie man seinen Namen und sein Können auch außerhalb der Rennerei vermarkten kann. Und es gibt sehr gute Agenturen, die einem dabei helfen können.

Sie haben am Nürburgring auf einer künstlich angelegten Piste gewonnen. Was sagt Ihnen der Name der Rennstrecke als 22-Jährige? Kennen Sie den Begriff ,Grüne Hölle‘?

Andersson: Ich weiß, dass das eine sehr berühmte Rennstrecke ist. Aber leider auch nicht mehr: Und der Name Grüne Hölle? Nein, den kenne ich leider nicht. Vielleicht bin ich dazu auch zu jung. Aber es wäre schön, wenn wir auch in Zukunft weiter in Deutschland fahren könnten.

Sie haben in der Eifel zum ersten Mal ein Rennen gegen die stärkste männliche Konkurrenz gewonnen. Was kann da als Ziel noch kommen?

Andersson: Ganz klar: Ich möchte die erste Rallyecross-Weltmeisterin werden.

Instagram: klara_rx / Fb.com/klaraanderssonrx / @cedealerteam

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort