Rallyecross-WM-Finale am Nürburgring Kampfdrachen aus dem Land der Elche

Nürburgring · Die Titel-Entscheidung mit elektrischen 600-PS-Flitzern beschließt das Motorsportjahr auf dem Traditionskurs in der Eifel.

Beim Rallyecross wird in engen Positionskämpfen mächtig Staub aufgewirbelt. Das WM-Finale wird an diesem Wochenende am Nürburgring ausgetragen.

Beim Rallyecross wird in engen Positionskämpfen mächtig Staub aufgewirbelt. Das WM-Finale wird an diesem Wochenende am Nürburgring ausgetragen.

Foto: picture alliance / dpa/José Mário Dias

Wenn nicht nur in der Eifel die Kinder mit bunt leuchtenden Laternen hinter St. Martin zum Feuer ziehen, um sich Brezeln oder Weckmänner abzuholen, dann sollte am Nürburgring eigentlich Ruhe eingekehrt sein. Aber weit gefehlt. Denn an diesem Wochenende (12./ 13. November) geht es noch einmal richtig hoch her am Ring. Dann nämlich, wenn in der Müllenbachschleife des Grandprix-Kurses, wo in dieser Woche ein Motorsport-Stadion mit steil aufragenden Tribünen für rund 30.000 Fans aus dem Boden gestampft wurde, die Entscheidung in der Rallyecross-Weltmeisterschaft fällt.

Die Fia World RX Series, wie sie offiziell heißt, ist eine von vier Serien mit WM-Status des Weltmotorsportverbands. Neben Formel 1, der Rallye-WM und der Fia GT-Championship. 2014 hat die Fia diese Serie ins Leben gerufen. In ihr duellieren sich Lenkrad- und Pedalerie-Artisten auf engstem Raum. Festgezurrt in hochfesten Stahlkäfigen, kämpfen sie mit ständigen Positionskämpfen Rad an Rad um Sekunden-Bruchteile.

Heuer gehen die Piloten erstmals nicht in Autos mit Verbrennungsmotoren, sondern in sogenannten BEV (battery electric vehicles) – also Elektro-Autos – an den Start. Die 600 PS starken kleinen ,Kampfdrachen‘ beschleunigen in 1,9 Sekunden von null auf 100. Damit sind sie in der Startphase einem Formel-1-Boliden überlegen.

Auf kleinen Kursen mit wechselndem Belag – mal Asphalt, mal Kies – katapultieren sich die Insassen in ihren dem Reglement entsprechend aufgemotzten kleinen VW Polo R, Audi S1, Ford Fiesta, Peugeot 208 oder Hyundai i20 hinaus auf den Kurs.

Die Könner der Szene kommen aus Skandinavien. Dort scheint es einen schier unerschöpflichen Fundus an Talenten im Rallyesport zu geben. Der schwedische Weltmeister Johan Kristofferson, der sich im vergangenen Jahr am Nürburgring erst in einem Herzschlagfinale krönte, ist ebenso wie seine beiden ihm ebenbürtigen Landsleute Timmy und Kevin Hansen ein absoluter Superstar der Szene.

Die Fans folgen ihnen, aber auch dem Finnen Niclas Grönholm, Sohn von Ex-Rallye-Weltmeister Mats Grönholm, dem Norweger Ole Christian Veiby oder der schwedischen Draufgängerin Klara Andersson durch halb Europa. Die Läufe der World RX Serie finden in Ungarn, Spanien, Litauen, Portugal, im belgischen Spa-Francorchamps und jetzt zum Finale am Wochenende auf dem Nürburgring statt.

Einziger deutscher Pilot auf diesem Niveau ist Rene Münnich. Der 45-Jährige aus der Oberlausitz ist Rennstallbesitzer, Rennfahrer und Inhaber eines Internet-Dienstleisters. Münnich fuhr in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft einen Seat Leon und stieg mit seinem Rennstall in die WTCC ein. Am Samstag und Sonntag wird der Sachse in der Eifel gegen die Armada aus dem hohen Norden so etwas wie ein Heimspiel haben.

Dort wird der amtierende Weltmeister Kristofferson als Führender in der WM-Wertung vor den beiden Hansen-Brüdern antreten. Bei den stets hart umkämpften Rennen auf dem knapp einen Kilometer langen Kurs in der Müllenbachschleife muss das aber nichts heißen.

Die gesamte Rennstrecke ist von den Tribünen aus bestens einsehbar. Der Modus sieht Qualifyings, ein sogenanntes ,progression race‘ sowie Halbfinale und Finale vor.

Tickets gibt es via Internet unter https://nuerburgring.eventim-inhouse.de und an den geöffneten Tageskassen. Weitere Informationen zur WM: https://www.fiaworldrallycross.com/world-rx/

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