Wintersport „Meisterklasse“: Skilangläufer aus der Eifel startet im Weltcup
Manderscheid/Dresden · Jan Stölben hat sich für den Sprint-Wettbewerb in Dresden qualifiziert. Dort bekommt er es mit der absoluten Weltspitze zu tun.
Der Saisonauftakt beim Continentalcup in Goms in der Schweiz ging für Skilangläufer Jan Stölben in die Hose. Doch als es am vergangenen Wochenende um die Qualifikation für den Weltcup in Dresden ging, zeigte der aus Manderscheid (Kreis Bernkastel-Wittlich) stammende 20-Jährige, was in ihm steckt. Im österreichischen Seefeld gewann Stölben mit einer überzeugenden Vorstellung den Sprint. Der Lohn: Bundestrainer Peter Schlickenrieder nominierte ihn für das Weltcup-Rennen in Dresden an diesem Wochenende (Einzel am 11. Dezember, Teamsprint am 12. Dezember).
Eine wirkliche Wahl hatte Schlickenrieder dabei nicht. Nachdem Stölben als schwerem und kraftbetont agierendem Läufer beim Continentalcup noch 60 Zentimeter Neuschnee Probleme bereitet hatten, dominierte der ehemalige Schüler des Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasiums und Mitglied des SLV Ernstberg in Seefeld vom Prolog bis zum Finale – auf einer festen Strecke und bei guten Bedingungen.
Schon im Prolog, auf den der Deutsche Ski-Verband (DSV) bei der Weltcup-Nominierung Wert legte, setzte er ein Ausrufezeichen. „Ich bin losgelaufen wie ein Irrer, was ich recht schnell bereut habe“, berichtet Stölben. Seine Beine wurden extrem schwer. Dennoch: „Im Ziel hatte ich einen recht großen Vorsprung von 3,5 Sekunden auf den Zweiten.“ Beim Kampf gegen die Uhr hatte sich Stölben aber so sehr verausgabt, dass er sich übergeben musste: „Zum Glück konnte ich mich schnell wieder aufrappeln.“
Seine taktisch geprägten Viertel- und Halbfinal-Rennen gewann Stölben souverän. Körperlich sei das nicht so anstrengend gewesen wie der Prolog. Mental wurde es im Finale extrem. „Am letzten Berg kam es zu Stehversuchen“, berichtet Stölben. Niemand wollte den Konkurrenten Windschatten bieten und nach vorne. So trat Stölben von der Spitze weg an und ließ sich, wie Schlickenrieder im Kommentar des Livestreams ausdrückte „die Butter nicht mehr vom Brot nehmen“. „Das war Meisterklasse“, lobte der Bundestrainer.
Beim Weltcup in Dresden wartet mit Ausnahme des dreifachen Olympiasiegers Johannes Høsflot Klæbo aus Norwegen praktisch die gesamte Weltelite auf Stölben. Dabei sein wird beispielsweise der Russe Sergey Ustiugov, der beim Weltcup in Davos am vergangenen Wochenende Zweiter hinter Klæbo wurde. Für Stölben heißt es erst einmal, sich im Prolog (Samstag, ab 9.45 Uhr, ZDF live ab 11.25 Uhr) so gut wie möglich zu verkaufen.
Nur die 30 Schnellsten des Einzelzeitlaufs ziehen in die fünf Viertelfinalrennen ein. Deshalb legte der DSV bei der Weltcup-Qualifikation in Seefeld so viel Wert auf den Prolog. „Ich wäre froh mit einem Platz um die 40“, sagt Stölben. Vor einem Jahr habe es in Dresden nur ein Deutscher in die Viertelfinals geschafft. Ob er am Sonntag (ab 10 Uhr, ZDF live ab 12.20 Uhr) auch im Teamsprint eingesetzt wird, bekommt Stölben erst kurzfristig mitgeteilt.
Übrigens: Die letzte deutsche Podiumsplatzierung im Ski-Sprint liegt schon fast acht Jahre zurück. Skilanglauf war für Stölben damals noch eine Sportart neben Leichtathletik und Tennis. Dass er einmal einen Weltcup bestreiten würde, daran dachte der damals Zwölfjährige jedenfalls noch nicht.