Radsport Denksport über Stock und Stein

Trassem · Jede Menge Geschicklichkeit auf zwei Rädern ist gefordert bei den Finalläufen der süddeutschen Meisterschaften im Bike Trial in Trassem.

Über Stock und Stein geht’s beim Trial in Trassem. Viel Fitness und eine hohe Konzentration, aber auch Kreativität sind da wichtig.

Über Stock und Stein geht’s beim Trial in Trassem. Viel Fitness und eine hohe Konzentration, aber auch Kreativität sind da wichtig.

Foto: Trial Trassem

Arbeitsdienst im Trialpark am Sportplatz in Trassem: Für die neuen Sektionen werden Steinblöcke, Balken und Betonröhren bewegt. Der LKW-Fahrer, der den Nachschub bringt, schüttelt den Kopf und meint: „Und da springt ihr mit dem Rad drüber? Also ich hab’ ja auch schon einige verrückte Sachen gemacht, aber das hier toppt alles ...“ Dieser Meinung sind – im positiven Sinne – auch die 35 Jugendlichen und Erwachsenen, die entsprechend ihrem Können die verschiedenen Sektionen (mit Bändern, Tafeln und Pfeilen markierte Geländeabschnitte, welche die Fahrspuren der verschiedenen Kategorien bezeichnen) mit steigendem Schwierigkeitsgrad in Angriff nehmen.

„Es macht einfach mega Spaß“, sagt der elfjährige Bjarne Zimmermann, der erst vor wenigen Monaten mit dem Training begonnen hat. „Ich wollte was mit Fahrradfahren machen. Da habe ich Trial entdeckt. Das ist eine total spannende Herausforderung.“ Nele Ostermann pflichtet ihm da bei. Sie ist schon seit drei Jahren mit dabei: „Es sieht beim Zuschauen so leicht aus, aber einfach losfahren funktioniert nicht. Man muss sich vorher genau überlegen, wie man fahren muss, um den Boden nicht zu berühren.“ Die Elfjährige hat es nicht eine Sekunde lang bereut, mit dem Sport angefangen zu haben und würde gerne noch mehr Mädchen im Verein sehen: „Traut euch was zu, es ist super!“ Spricht’s und startet zum nächsten Bunny Hop.

Spätestens seit die zehnjährige Anna-Lena Freudenreich aus Saarbrücken Anfang August aus Polen zurückkam, im Gepäck den Weltmeistertitel in der Altersklasse der Neun- bis Elfjährigen im Bike-Trial, werfen auch diejenigen, die sonst eher „klassische“ Sportarten bevorzugen, neugierige Blicke auf diese Sportart.

In der Region ist der Trialpark Trassem zwar noch die Ausnahme, aber das Interesse steigt stetig. Seit 2010 gibt es unter dem Dach des Sportvereins DJK das Gelände am Angelweiher, welches seitdem kontinuierlich um- und ausgebaut wurde.

Die Geschicklichkeitsprüfungen in schwerem Gelände, bei denen Hindernisse wie Rampen, Felsen oder Palettenstapel überwunden werden müssen, sind nicht nur etwas für junge Fahrer, im Gegenteil: „Es gibt auch Fahrer, die erst mit 40 aufwärts einsteigen, jeder kann nach seinen persönlichen Kompetenzen und Grenzen trainieren“, sagt Michael Denis, der den Trial-Sport seit der Gründung 2010 als Abteilungs- und Fahrleiter und auch als Trainer betreut. „Trial ist nicht nur eine Frage von Ausdauer oder Kraft. Mut, Konzentration, Körperbeherrschung und Gleichgewicht sind ebenso wichtig, um in diesem Sport voranzukommen.“ Um aber wirklich erfolgreich einen Parcours zu absolvieren, ist auch Fantasie erforderlich. „Ohne kann man das Trial-Bike nicht in der jeder Situation beherrschen, denn die Fahrtechnik muss immer der Strecke angepasst werden“, erklärt Denis den scheinbaren Widerspruch. „In diesem Sinne ist Bike-Trial zusätzlich auch ein Denksport.“

Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten, die pandemiebedingt komplett pausieren mussten, war das Trainingsgelände in Trassem – zumindest für individuelle Trainingseinheiten – jederzeit zugänglich. Einer der Vorteile dieser Sportart ist zudem, dass jeder sich auch zuhause kleinere Trainingsstrecken selbst anlegen kann, gemäß dem individuellen Fortschritt.

Jan Kemmer, Trainer und Leiter Rennsport der Trial-Biker, organisiert insbesondere Wettkampffahrten und Trainigslager für die Fortgeschrittenen. Weshalb der Trialsport neben der Fahrtechnik selbst eine besondere Ausrüstung braucht, erklärt sich seiner Ansicht nach  aus der notwendigen Bewegungsfreiheit, die die Überwindung der Hindernisse erfordert: „Der fehlende Sattel und die geringe Rahmenhöhe der Trial-Bikes geben den Fahrern im Vergleich zu Mountainbikes mehr Spielraum. Die Räder sind nicht gefedert und benötigen maximal kleine Übersetzungen. Zudem erleichtern die leichten Rahmen, insbesondere Carbon, das nochmals wesentlich leichter ist als Aluminium, das Springen und Hüpfen mit dem Trial-Bike.“ Diese Konstruktion hat unschlagbare Vorteile im Gelände, um Felsen, Baumstämme, steile Auf- oder Abfahrten, Bachläufe, Wurzelpassagen oder Schotter- und Schlammpassagen zu überwinden.

Die Sektionen sind jeweils mit speziellen Farben gekennzeichnet. Bei den Finalläufen der süddeutschen Meisterschaften am Wochenende in Trassem (siehe Extra) werden Schwarz-Weiß, Weiß, Blau, Grün, Gelb, Rot und Schwarz gefahren.

Dort können die Zuschauer sich schon jetzt auf Backwheel Hops, Pedal Kicks, Coustelliers und abwechslungsreiche Abfahrten freuen. Und beim Anblick der ein oder anderen Elite-Sektion wird sich vielleicht auch so manch einer die Frage stellen, wie diese Strecke überhaupt zu Fuß – geschweige denn mit dem Fahrrad – zu bewältigen ist.

 

 Über Stock und Stein geht’s beim Trial in Trassem. Viel Fitness und eine hohe Konzentration, aber auch Kreativität sind da wichtig.

Über Stock und Stein geht’s beim Trial in Trassem. Viel Fitness und eine hohe Konzentration, aber auch Kreativität sind da wichtig.

Foto: TRial Trassem

 

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