Region Die einen sind heiß, den anderen ist das Risiko zu hoch

Region · TV-Umfrage: Fußballer aus der Region sind froh, zumindest eingeschränkt trainieren zu können. Welche Hürden sie aber auch bei einer Pokal-Fortsetzung sehen.

 Allzu  gerne würden Joschka Trenz (Dritter von rechts) und seine Teamkollegen von Bezirksligist SG Daleiden in den nächsten Wochen noch über weitere Erfolge jubeln. Die Zeichen stehen aber klar auf Saisonabbruch.

Allzu  gerne würden Joschka Trenz (Dritter von rechts) und seine Teamkollegen von Bezirksligist SG Daleiden in den nächsten Wochen noch über weitere Erfolge jubeln. Die Zeichen stehen aber klar auf Saisonabbruch.

Foto: Sebastian J. Schwarz/sjs / Sebastian J. Schwarz

Abbruch oder weiterspielen? Den Pokal noch zu Ende bringen? Was ist mit dem vielerorts gerade angelaufenen Training und mit der neuen Saison? Diese Fragen beschäftigen Spieler, Trainer und Verantwortliche der regionalen Fußballclubs. Der TV hat sich unter ihnen umgehört.

Andreas Neuerburg (Geschäftsführer des Rheinlandligisten FC Bitburg): „Unter diesen Umständen die Saison weiterzuführen, macht es keinen Sinn. Es wäre richtig, die Saison abzubrechen, auch, weil wohl noch länger keine Zuschauer zugelassen sind. Wir hoffen auf eine Rückkehr in der neuen Saison, im Juli unter halbwegs normalen Bedingungen und vor allem mit Zuschauern. Derzeit können wir nur mit fünf Personen auf den Platz. Es bringt nichts, weiter zu trainieren, wenn abgebrochen wird. Eine Fortsetzung des Rheinlandpokals macht nur Sinn, wenn wir ein Derby gegen Eintracht Trier oder Salmrohr vor großer Kulisse spielen, damit auch der Umsatz stimmt. Es würde auch nichts bringen, wenn wir gegen Regionalligist Rot-Weiß Koblenz spielen würden. Die sind voll im Wettkampfmodus.“

Frank Meeth (Trainer des Bezirksligisten SV Rot-Weiß Wittlich):  „Wir sind seit zwei Wochen im Training und könnten in drei Wochen starten. Natürlich würden wir gerne weiterspielen, denn die Jungs haben Spaß und sind froh, ihrem Hobby nachzugehen. Ich kann die ganze Jammerei nicht verstehen, auch die Vorgaben der Politik sind oft nicht nachvollziehbar, denn wir haben längst gut funktionierende Hygienekonzepte. Ab dieser Woche stehen wir im kompletten Teamtraining, denn die Inzidenz im Kreis Bernkastel-Wittlich liegt konstant unter 50. Auch wenn abgebrochen wird, werden wir weiter trainieren, um so den Grundstein für die neue Saison zu legen. Eine in höheren Inzidenzgebieten geplante Rückkehr auf den Platz mit Schnelltests ist gar nicht durchführbar, geschweige denn zu kontrollieren. Das ist jenseits der Realität.“

Andreas Theis (Spielertrainer des Bezirksligisten SG Daleiden): „Ich bin dafür, dass weitergespielt wird, weil wir Topleistungen über einen längeren Zeitraum gezeigt haben. Wenn abgebrochen wird, habe ich den Vorschlag, die bisher erzielten Punkte mit in die neue Saison zu übernehmen, damit man bei einer erneuten Unterbrechung mehr Luft hätte. Bislang konnten wir zwei Wochen lang in Zehnergruppen trainieren.“

Christian Breit, Sportlicher Leiter des Bezirksligisten TuS Schillingen: „Oberstes Ziel sollte sein, die Runde sportlich fair abzuschließen. Eine Wiederaufnahme des Spielbetriebes ist allerdings nur dann möglich, wenn die Pandemie unter Kontrolle ist. Wir lehnen ein Durchziehen der restlichen Spiele in einem engen Zeitfenster im Drei- oder Viertages-Rhythmus, womöglich noch ohne Zuschauer, ab. Die derzeit unübersichtliche Lage lässt gerade in den überkreislichen Ligen so keinen fairen Wettbewerb mit gleichen Bedingungen für alle Mannschaften zu. Sofern die Runde am 30. Juni beendet sein muss, sehen wir derzeit keine Möglichkeit in eine Wertung zu kommen.“

Joshua Bierbrauer (Kapitän des Trier/Saarburger A-Ligisten SV Sirzenich):  „Ich würde gerne weiterspielen, weil wieder aussichtsreich im Rennen um den Aufstieg in die Bezirksliga liegen. Weil die Corona-Zahlen hochgehen, ist es aber auch verständlich, wenn abgebrochen wird, obwohl mir nicht bekannt ist, dass vom Fußball eine erhöhte Ansteckungsgefahr ausgeht. Für uns wäre ein Abbruch extrem ärgerlich. Kommt es so, halten wir uns zunächst mit Online-Training und Laufeinheiten in Kleingruppen fit.“

Klaus Grüber (Trainer des Trier/Saarburger A-Ligisten SG Welschbillig):  „Wir haben den festen Wunsch, die Vorrunde zu Ende zu spielen, um eine sportliche Entscheidung zu haben. Doch der politische Druck ist zu groß. Ich wäre enttäuscht, wenn abgebrochen würde, weil sich dann viele vom Fußball abwenden. Mir geht es darum, unser Hobby mit den sportlichen Ambitionen und den dazugehörigen menschlichen Kontakten zu pflegen. Wenn wir von der Politik das Go bekommen, werden wir das Training definitiv wieder aufnehmen. Den Kreispokal würde in die Vorbereitung integrieren.“

Matthias Simon (Vorsitzender des Mosel-A-Ligisten SG Minderlittgen): „Der Abbruch ist für mich alternativlos. Ich habe als Teilnehmer der Videokonferenz mit dem Verband bereits für einen Abbruch plädiert, weil frühestens Ende April wieder spielen kann. Nur die Vorrunde zu werten, wäre für meine Begriffe eine Wettbewerbsverzerrung gewesen. Natürlich kann ich auch etwa die Altricher verstehen, die nun wieder nicht aufsteigen können. Wenn ein Training weiterhin erlaubt ist, werden wir auf dem Platz sein, auch in kleinen Gruppen. Wir müssen uns halt den Auflagen beugen. Eine Fortsetzung des Pokals halte ich für Schwachsinn, nur weil man den so durchpeitschen will und an Verträge gebunden ist. Eine Option wäre, den Pokal als Vorbereitung der neuen Saison zu integrieren.“

Nicolas Clausen (Kapitän des Eifeler A-Ligisten TuS Ahbach): „Als Tabellenerster will man grundsätzlich gerne weiterspielen und eine Halbserie gewertet bekommen – aber nicht um jeden Preis. Wichtig ist, die Pandemie zu bekämpfen. Ein Abbruch wäre demnach kein Beinbruch für uns. Wir haben das so genossen, als wir jetzt wieder trainieren durften. Es wäre schön, wenn wir kontaktlos so weiter trainieren dürften, denn jeder hat Bock drauf. Bei uns ist keine komplette Pause angedacht, denn wenn es die behördlichen Verfügen erlauben, stehen wir wieder auf dem Platz. Es wäre toll, den Pokal noch zu spielen. Ende Mai oder Anfang Juni, wenn sich die Lage hoffentlich gebessert hat, ist eine Option.“

Sascha Arnoldy (Trainer des Eifeler A-Ligisten SG Berndorf): „Für mich wäre ein Abbruch ein logischer Schritt. Das hat auch nichts mit unserer schlechten Tabellensituation zu tun. Doch vier absolvierte Spiele sind einfach nicht aussagekräftig. Es ist unzumutbar, ungeduscht von den Auswärtsspielen zurückzufahren und der Abschluss einer einfachen Hinrunde bildet für mich keine faire Grundlage für eine Wertung. Wir müssten noch neun Spiele plus den Pokal durchprügeln. Die Verletzungsgefahr nach fünf Monaten Pause ist zu groß, zumal die Zuschauereinnahmen fehlen. Wir haben bislang vier Trainingseinheiten kontaktlos mit je zehn Leuten absolviert und warten jetzt auf eine neue Verfügung des Kreises. Wir würden auf jeden Fall einmal pro Woche weitertrainieren. Für mich wäre es nicht verkehrt, den Pokal im Juni/Juli durchzuziehen.“

Kevin Kohl (Spieler und Vorstandsmitglied des Mosel-B1-Ligisten SG Gielert): „Wir würden gerne weiterspielen, weil wir die große Chance haben, in die A-Liga aufzusteigen. Doch die Gesundheit aller geht vor. Ein Abbruch wäre bitter für uns. Ohne Zuschauer zu spielen, würde für uns auch nicht in Frage kommen, weil die Kosten weiterlaufen. Seit zwei Wochen trainieren wir in Zehnergruppen ohne Kontakte. Das tat allen gut, denn wir waren fünf Monate ohne  Training. Bei einem Abbruch werden wir interne Laufeinheiten machen. So lange die Sportplätze offen sind und die Jungs Lust haben, werden wir auch trainieren. Denkbar wäre für mich, dass wir in der vier- bis sechswöchigen Vorbereitungszeit auf die neue Saison den Kreispokal fortsetzen.“

Jürgen Schilz (Zweiter Vorsitzender und Teammanager des Frauen-Bezirksligisten FSG Nusbaum):  „Trotz unseres derzeit zweiten Platzes ist es besser, abzubrechen. Die Mädels haben seit fünf Monaten weder gespielt noch trainiert. Nach so einer langen Zeit ist eine achtwöchige Vorbereitung nötig, um alle fit zu kriegen. Es sollte jetzt nicht mit Gewalt etwas ausprobiert werden, und nachher verletzen sich viele. Ich wäre dafür, die neue Saison dann zeitig zu beginnen. Ich halte es zudem für schwierig, unter den jetzigen Bedingungen zu trainieren, weil auch keine Duschen zur Verfügung stehen. Das ist bei den Mädels ein sensibles Thema.“

Markus Boos (Trainer des A-Junioren-Rheinlandligisten JFV Vulkaneifel Meerfeld):  „Weil wir eine sehr gute Runde spielen, täte es schon weh, wenn man abbrechen würde. Die aktuellen Corona-Zahlen und die wenigen Impfungen lassen es nicht zu, weiterzuspielen. Allein, um die Hinrunde fertig zu spielen, müssten wir noch zehn Spiele machen, und die Englischen Wochen sind nicht zumutbar und nicht machbar. Wenn Training möglich ist, werden wir Einheiten anbieten, denn wir wollen, dass die Jungs weiter am Ball bleiben. Ein Abschlussspiel ohne Kontakt und keine Zweikämpfe im Training ist schon echt schwierig. Der Reiz fehlt einfach. Wir stehen im Rheinlandpokal in der dritten Runde und würden auch spielen, wenn der Verband das will. Doch für womöglich nur ein Spiel eine komplette Vorbereitung zu machen, wäre nicht sinnvoll.“

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