Sportbund Rheinland Digitale Erfolge und Kritik am Rettungsschirm

Koblenz/Region · Stolze 120 Seiten umfasst der neue Lehrgangsplan des Sportbundes Rheinland. Die virtuellen Angebote spielen dabei eine große Rolle. Den neuen Ideen steht die mangelnde finanzielle Hilfe für die Vereine negativ gegenüber.

 Veranstaltungen mit vollbesetzten Rängen wie hier ein Übungsleiterforum im vorvergangenen Jahr in Mülheim-Kärlich wird es so schnell noch nicht geben. Der Sportbund stellt sich in seinem neuen Lehrgangsplan den veränderten (Corona-) Bedingungen.

Veranstaltungen mit vollbesetzten Rängen wie hier ein Übungsleiterforum im vorvergangenen Jahr in Mülheim-Kärlich wird es so schnell noch nicht geben. Der Sportbund stellt sich in seinem neuen Lehrgangsplan den veränderten (Corona-) Bedingungen.

Foto: Sportbund Rheinland

Die durch Corona veränderten Lebensbedingungen spiegeln sich auch im neuen Lehrgangsplan wider, den die Führungsspitze des Sportbundes Rheinland (SBR) im Rahmen der virtuellen Jahrespressekonferenz am Donnerstagmorgen vorstellte. Von den 349 Veranstaltungen, die das 120-seitige Werk umfasst, finden gleich 134 digital statt. „Bereits im vergangenen Jahr hatten wir mit 113 Webseminaren und 4219 Teilnehmern einen enormen Zulauf“, berichtete SBR-Präsidentin Monika Sauer.

Mit „Mehr Verein im Sport“ ist der Plan für Übungsleiter und Vereinsvorstände betitelt. Das 2020er Motto habe man ganz bewusst noch einmal gewählt, unterstrichen Sauer und Geschäftsführer Martin Weinitschke: „Wir alle sind aufgerufen, dieser Krise mit Tatkraft, Zuversicht sowie zukunftsorientierten Angeboten und Konzepten zu begegnen, um einem drohenden Mitgliederverlust entgegenzuwirken.“ So gut Präsenzveranstaltungen gerade wegen des persönlichen Kontakts grundsätzlich wären, habe man in den vergangenen Monaten auch die alternativen Möglichkeiten schätzengelernt. Deshalb sei auch das Ziel, nach Corona eine Auswertung vorzunehmen und zu schauen, wie man die digitalen Formen weiter nutzen könne, ließ die SBR-Präsidentin durchblicken.

Besonders freut sie sich auf den „Trikot-Tag“ am 9. Juni. Dann sollen sich Mitglieder mit dem Jersey ihres Vereins zeigen und Bilder in den sozialen Netzwerken posten.

Mit neuen Ideen will der Sportbund den Vereinen helfen, den durch Corona verursachten Schaden abzufedern. Nach der bisherigen Auswertung der Daten aus dem abgelaufenen Jahr (80 Prozent liegen aktuell vor) beträgt der Mitgliederschwund 3,2 Prozent. Das entspricht rund 17500 Personen. „Diese Zahl könnte sich am Ende bei 3,5 Prozent einpendeln“, sagte Geschäftsführer Weinitschke und schlüsselte auf: Während kleineren Vereinen bis 100 Mitglieder die Corona-Phase mit ausbleibenden oder stark verringerten Sportangeboten kaum etwas anhaben konnte und der Verlust hier lediglich bei einem halben Prozent liegt, beklagen Clubs ab 1000 Mitglieder einen sechsprozentigen Schwund. „Der Vorteil der kleinen Vereine ist oft, dass jeder jeden kennt und man alleine aus Verbundenheit bei der Stange bleibt. In größeren Clubs geht es oft ausschließlich um die Wahrnehmung des konkreten Sportangebots“, so Weinitschke. Der Mitgliederrückgang sei in den vergangenen 15 Jahren mit zehn Prozent schleichend verlaufen. Durch Corona könnten jetzt innerhalb wesentlich kürzerer Zeit noch mal zehn Prozent hinzukommen.

Seien es geringer werdende Mitgliedsbeiträge, ausbleibende Eintritts- und Sponsorengelder oder aber fehlende Einnahmen aus Festen: Die finanziellen Auswirkungen der Pandemie sind vielfältig. Enttäuscht zeigte sich Monika Sauer hier von der mangelnden Unterstützung durch das Land: Von den drei Millionen Euro, die der Rettungsschirm umfasse, hätten landesweit 100 Vereine erst 450 000 Euro mit einer Förderung von maximal jeweils 12 000 Euro erhalten. „100 Anträge wurden abgelehnt und viele haben erst gar nichts eingereicht.“ Das Problem: Wenn ein Club etwa Liegenschaften besitzt und Rücklagen bilden muss, kommt eine Förderung nicht in Frage. „Wir werden nachverhandeln und besonders dafür eintreten, dass nicht mehr so viel Bürokratie in den Anträgen stecke.“ Sauer plädierte dafür, auch jene Clubs zu unterstützen, die etwa Einnahmeverluste durch ausgefallene Feste hätten. „Wir brauchen auch weiter leistungsfähige Vereine und nicht nur welche, die gerade so existieren können“, ergänzte Weinitschke. Generell erhofft sich der SBR mehr Beachtung durch die Politik. Sauer („Manchmal fühlen wir uns ausgegrenzt“) forderte, dass der Sport in Mainz zumindest eine eigene Abteilung, wenn nicht sogar ein eigenes Ministerium erhalten solle.

Dem SBR selbst geht es kurzfristig um mehr Service und Vernetzung. Vier große Vereine konnte man dafür gewinnen, im Rahmen der Kampagne Sportvereint@home ihre digitalen Sportangebote nun einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Kooperationspartner sind neben dem TuS Koblenz-Horchheim und dem TV Oberstein mit der TG Konz und dem FSV Trier-Tarforst auch zwei regionale Vertreter. Kostenlos und an sechs Tagen die Woche gibt es 27 Kurse. Weitere Clubs sollen durch Schulungen so weit fit gemacht werden, um selbst möglichst attraktive digitale Angebote präsentieren zu können, so Matthias Poeppel, beim SBR zuständig für die Themenfelder Bildung, Sportpraxis und Breitensport.

Profitieren sollen die Vereine auch

von einem Dashboard (www.vereinsdashboard.de), einer Art Anzeigetafel, auf der Informationen dargestellt werden, die für eine Organisation besonders wichtig sind. Hier lassen sich Informationen zur Vereins- und Mitgliederentwicklung abrufen. Dabei gilt es, Ansätze zu finden, um noch effizienter an Zielen oder Problemen zu arbeiten.

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