Fußball Für die Amateurkicker bahnt sich viel Neues an

Region · Es soll und muss sich etwas tun im Fußballverband Rheinland. Deshalb ist eine Reform der Spielklassen genauso in Planung, wie ein Ausbau der Angebote, die über den herkömmlichen Spielbetrieb hinausgehen.

 Derby s machen gerade im Kreisfußball den besonderen Reiz aus (hier spielt die SG Gilzem-Eisenach in roten Trikots gegen die SG Dist/Röhl). Durch die Spielklassenreform soll es zu noch mehr Lokalduel len kommen.

Derby s machen gerade im Kreisfußball den besonderen Reiz aus (hier spielt die SG Gilzem-Eisenach in roten Trikots gegen die SG Dist/Röhl). Durch die Spielklassenreform soll es zu noch mehr Lokalduel len kommen.

Foto: Volker Jabin

Zuletzt hatte sich der Fußballverband Rheinland (FVR) in insgesamt sieben Online-Dialogen mit den Vertretern von rund 140 Mannschaften zwischen Saar und Sieg ausgetauscht und über den Stand der Planungen, die ab der Saison 2023/24 greifen könnten, informiert und diskutiert. Favorisiert wird derzeit das bereits ein Schleswig-Holstein praktiziertes Modell: Losgelöst von Spielkreisen (im FVR gibt es neun) werden dabei alle Mannschaften einer Spielklassenebene in einen Topf geworfen. Eine Software berechnet dann anhand ökonomisch-ökologischer Gesichtspunkte, also was den Fahraufwand angeht, die Staffeleinteilung.

„Die Kernüberlegung ist, wie wir bei sinkenden Mannschaftszahlen den Spielbetrieb attraktiver und spannender gestalten können“, sagt Udo Blaeser, FVR-Vizepräsident aus Kisselbach im Rhein-Hunsrück-Kreis und Leiter einer siebenköpfigen Arbeitsgruppe, die sich mit der Spielklassenreform auseinandersetzt. Grundlage ist die Arbeit der Ende 2019 gegründeten Kommission Verbandsentwicklung, die zunächst grundsätzliche Anregungen zur Weiterentwicklung des Fußballs im Verbandsgebiet sammelte und sie dann systematisierte und priorisierte.

In der vergangenen Saison gab es im FVR-Gebiet 832 Männermannschaften. Vor 35 Jahren  waren es noch rund 1500 Teams und damit fast doppelt so viele, 2011 noch knapp 1000 Mannschaften.

Mehr Derbys und von Saison zu Saison eine größere Anzahl von wechselnden Gegnern soll die Umsetzung des Schleswig-Holstein-Modells mitbringen. Weitere Vorteile wären einheitliche Rahmenspielpläne sowie Auf- und Abstiegsregelungen. Dass die Anzahl der Absteiger aus einer bestimmten Liga davon abhängig ist, wer „von oben“ kommt, würde somit der Vergangenheit angehören. „Aus unseren Dialogen mit den Vereinen wurde deutlich, dass sie Planbarkeit möchten und zum Beispiel keine Lust darauf haben, Relegationsrunden zu spielen, die nachher gar nichts gebracht haben“, berichtet Blaeser im Gespräch mit dem TV.

Neue Modelle hängen dabei auch von verschiedenen Parametern ab, unter anderem vom Verhältnis der Staffel-Anzahl von Liga-Ebene zu Liga-Ebene. Beispiel: Es gibt aktuell eine Rheinlandliga und drei Bezirksligen, also ist das Verhältnis eins zu drei. Es bestehen drei Bezirksligen und neun A-Klassen, also ist auch hier das Verhältnis eins zu drei. „Wenn das Verhältnis eins zu drei ist, ist man allerdings eingeschränkt in den Möglichkeiten, Auf- und Abstieg zu regeln. Leichter und beweglicher wird man bei einem Verhältnis von eins zu maximal zwei“, so Blaeser.  Weitere, konkrete Überlegungen werde die Arbeitsgemeinschaft unter seiner Leitung nun anstellen und dabei immer wieder die Vereine in Gesprächsrunden und Konferenzen mitgenommen werden: „Entschieden ist noch nichts.“ Ob und welche Änderungen genau umgesetzt werden, sollen die Vereine im Rahmen des Verbandstags 2022 in Trier entscheiden.

Zusätzliche Neuerungen stehen bevor: Unter dem Begriff  „Zweite Säule“ treibt die vom Sportwissenschaftler Prof. Lutz Thieme geleitete Kommission zudem Angebote für Fußballer voran, die zwar Vereinsmitglieder sind, jedoch am Ligabetrieb nicht (mehr) teilnehmen können oder wollen. Diese sollen durch Möglichkeiten außerhalb des Ligabetriebs dem organisierten Fußball erhalten bleiben. Bereits in der vergangenen Saison wurde die Stand-by-Kleinfeldliga mit 7er-Mannschaften im Kreis Hunsrück/Mosel eingeführt (TV berichtete).

„Natürlich haben wir uns auch über die Risiken der Einführung einer Stand-by-Liga Gedanken gemacht“, sagt FVR-Vizepräsident Gregor Eibes aus Morbach, Leiter der zuständigen AG. „Ein Problem könnte sein, dass bislang am Punktspielbetrieb teilnehmende Aktive sich sozusagen aus Bequemlichkeit lieber dem Freizeitspielbetrieb anschließen und damit Mannschaften geschwächt werden könnten. Ganz ausschließen kann man das natürlich nie, aber wir sind der Auffassung, dass die Chance, nicht mehr aktive Spieler vom Sofa zu holen, ungleich größer ist.“

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