Radsport WM-Debüt nach Schlaganfall

Auronzo di Cadore · Der Trierer Mountainbiker Peter Schermann kam bei den Marathon-Weltmeisterschaften in Italien nicht mit der Höhe zurecht.

 Der Trierer Peter Schermann (hier beim Vulkanbike rund um Daun) debütierte nach Schlaganfall im vergangenen Jahr bei der Mountainbike-Weltmeisterschaft auf der Marathondistanz in Italien.

Der Trierer Peter Schermann (hier beim Vulkanbike rund um Daun) debütierte nach Schlaganfall im vergangenen Jahr bei der Mountainbike-Weltmeisterschaft auf der Marathondistanz in Italien.

Foto: Dan Mausolf

„Ich kann nicht enttäuscht sein“, sagt Peter Schermann mit etwas Abstand zu seinem Einstand bei der Marathon-Weltmeisterschaft im italienischen Auronzo di Cadore. „Ich war das erste Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei und weiß, dass ich es besser kann.“ Den 140. Platz belegte der Trierer im Feld der 167 gestarteten Elitefahrer. Schermann hatte sich eine besser Platzierung erhofft, hatte gut trainiert, aber „ich konnte nicht die Leistung abrufen, die ich sonst auf die Pedale bringe“, erklärt der 30-Jährige.

Als einen Grund macht er die dünne Höhenluft aus. „Der Puls war die ganze Zeit hoch gewesen.“ Vielleicht sei er zu kurzfristig, erst einen Tag vor dem Rennen, angereist. Direkt im ersten Anstieg, einer vier Kilometer langen Steigung, auf der 850 Höhenmeter überwunden werden mussten, merkte Schermann, dass es nicht sein Tag war. Danach sei Vieles Kopfsache gewesen auf den extrem anspruchsvollen Singletrails, über Wurzeln, die nach Regen am Vortag glitschig waren. Auch dass er erstmals das Nationaltrikot trug, motivierte ihn die 102 Kilometer lange Strecke durchzuhalten. „Das ist schon ein schönes Gefühl“, sagt er. Während der schweren Phasen des WM-Rennens habe er manchmal auf das Trikot geschaut und sich gesagt: „Letztes Jahr hattest du einen Schlaganfall und jetzt fährst du im Nationaltrikot, komm Junge, bring das zu Ende!“

Schon mit viel weniger als der WM-Qualifikation hätte Schermann bewiesen, dass er nach seiner schweren Erkrankung den Weg zurück in den Leistungssport geschafft hatte. Denn der Schlaganfall hat bei dem 1,90-Meter-Hünen Spuren hinterlassen. Physisch und vor allem psychisch. „Ich habe die andere Seite kennengelernt“, erzählt Schermann. Ob in Schule, Studium, im Beruf oder auch als Basketballspieler in seiner Heimatstadt Wittlich und der Oberliga-Mannschaft der TVG Baskets, seiner ersten sportlichen Leidenschaft, ihm sei eigentlich immer alles leicht gefallen.

Nach dem Schlaganfall bereiteten Schermann plötzlich kognitive Dinge große Probleme. „Ich kam nach einem halben Arbeitstag nach Hause und war so fertig, dass ich mir nicht einmal etwas zu essen machen konnte“, erinnert sich der Risikomanager bei einer Luxemburger Fondsgesellschaft. Sich konzentrieren zu müssen, bedeutete plötzlich höchste Anstrengung. Die im Sport erlernte Eigendisziplin habe ihm geholfen. „Das Leben nach so etwas wieder auf die Kette zu bekommen, das ist Arbeit“, sagt Schermann. Dass er dann im WM-Rennen durchhalten würde, war klar.

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