TV-Serie „Handball ist unser Leben!“ Karl-Heinz Schmitz (TuS Saarburg): Nur Bares war Wahres

Saarburg · Karl-Heinz Schmitz prägte als Handball-Abteilungsleiter eine Ära beim TuS Fortuna Saarburg. Der 66-Jährige erinnert sich an einen spektakulären Geburtstagsauftritt des VfL Gummersbach inklusive der Suche nach einer Geldkasse, einen Besuch der russischen Nationalmannschaft und ein Regionalliga-Abenteuer Ende der 1990er Jahre.

 Die Archivbilder weiter unten sind etwas verschwommen, die Erinnerungen dagegen sind noch glasklar. Karl-Heinz Schmitz blickt mit Freude auf den Besuch der russischen Handball-Nationalmannschaft mit Trainer Wladimir Maximow sowie auf den Regionalliga-Aufstieg 1999 zurück.

Die Archivbilder weiter unten sind etwas verschwommen, die Erinnerungen dagegen sind noch glasklar. Karl-Heinz Schmitz blickt mit Freude auf den Besuch der russischen Handball-Nationalmannschaft mit Trainer Wladimir Maximow sowie auf den Regionalliga-Aufstieg 1999 zurück.

Foto: privat

Karl-Heinz Schmitz und der TuS Fortuna Saarburg – das ist eine langjährige Handball-Liaison. Seine sportliche Laufbahn begann „Kalle“ 1961 als Siebenjähriger im Verein allerdings in der Fußballabteilung. „Ich spielte ich in allen Jugendklassen des Vereins. Höhepunkt waren die Qualifikation zur A-Jugend-Sonderklasse und eine Saison in der damals höchsten Liga im Fußballverband Rheinland Anfang der 1970er Jahre“, erinnert sich das Saarburger Urgestein.

Aus beruflichen Gründen musste Schmitz die sportlichen Aktivitäten auf Vereinsebene für einige Jahre unterbrechen. Bei der Bundeswehr 1976 fand Schmitz dann erstmals zum Handball. „Es gab eine Kompaniemannschaft, der ich mich nach einigen Trainingseinheiten anschloss.“ Nach einer weiteren Ausbildung stand für Schmitz zunächst die Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Christiane auf dem Programm. Im Oktober 1980 stellte sich der erste Nachwuchs ein. Die sportlichen Ambitionen ruhten dann noch bis zum Winter 1981/82. „Mein Schwager, der den damaligen Trainer der Saarburger Handballer, Peter Lauterborn, kannte, überzeugte mich, mit ihm zum Handballtraining zu gehen. Nach einer Eingewöhnungszeit spielte ich dann hobbymäßig in der dritten Mannschaft unter anderem mit dem Mitbegründer unserer Abteilung, Günter Oberhoffer. Zu dieser Zeit begann auch mein Job als Hallensprecher bei Spielen der ersten Mannschaft“, berichtet Schmitz.

Uwe Moske überredete ihn, in den Abteilungsvorstand zu gehen. Nachdem Charly Grundhöfer 1983 mitteilte, dass er die Abteilungsleitung abgeben müsse, wurde Schmitz bei der nächsten Gelegenheit zum Abteilungsleiter gewählt. Eine Ära begann. Schmitz: „Im Vorstand war ich bis 2007 ohne Unterbrechung als Abteilungsleiter.“

1984 stand der 100. Geburtstag des Gesamtvereins TuS Fortuna Saarburg an. Die erste Handball-Mannschaft spielte in der Landesliga. Jede Abteilung war aufgefordert, etwas Besonderes auf die Beine zu stellen. Schmitz gelang es, den VfL Gummersbach zu verpflichten. In der Vorbereitungszeit zu diesem Spiel wurde Schmitz zum zweiten Mal Vater eines Sohns. Der VfL trat in Saarburg mit einigen ehemaligen Nationalspielern wie Frank Dammann und Thomas Krokowski an. Ebenso stand der damalige aktuelle Nationalspieler Rüdiger Neitzel, der kurz vorher in Los Angeles die olympische Silbermedaille gewann, in Beu­rig auf der Platte. Die Vereinbarung mit VfL-Manager Eugen Haas umfasste nur wenige Punkte: die Barzahlung eines vereinbarten Betrags am Tag der Abreise, die Übernachtung der  Mannschaft in Saarburg, und ein Abendessen für die gesamte Delegation.

TV-Serie: Karl-Heinz Schmitz (TuS Saarburg): Nur Bares war Wahres
Foto: privat

Nach dem Spiel kam Hektik auf, wie sich Schmitz erinnert: „Nach dem Duschen wollte die Gummersbacher Mannschaft direkt zum Essen. Uwe Moske und ich sind mit dem VfL-Mannschaftsbus zum Lokal mitgefahren. Unsere Spieler kamen später nach. Es war ein schöner Abend, bis Eugen Haas merkte, dass einige Bierchen unter dem Tisch der Spieler landeten. Dann hieß es sofort: Aufbruch ins Hotel. Am anderen Tag mussten Uwe und ich dann zur Abfahrt des VfL ins Hotel, um den abgemachten Betrag zu übergeben. Das Problem: Wir wussten nicht, wo die Eintrittskasse vom Spiel war. Notgedrungen sind wir dann zur Sparkasse, und Uwe hat die erforderliche Summe von seinem Konto abgehoben.  Der VfL war weg, und wir suchten die Kasse zunächst vergeblich. Zwei Tage später meldete sich dann ein Vorstandsmitglied und berichtete, dass er die Kasse mit nach Hause genommen habe – da wäre sie ja sicher aufgehoben.“ Zum 15. Jubiläum der Abteilung 1990 war der VfL Gummersbach nochmals zu Gast in Saarburg.

Schmitz’ aktive Laufbahn endete  Anfang November 1984 schlagartig: „In einem Spiel zog ich mir eine heftige Knieverletzung zu. Kreuzband und Meniskus waren gerissen. Das bedeutete das Ende meiner aktiven Handballzeit. Ich konzentrierte mich auf die Vorstandsarbeit.“

Das Leben der Familie Schmitz richtete sich an Wochenenden nur noch nach dem Handball, da auch die Söhne zu Spielern wurden.

Im April 1997 befand sich die russische Nationalmannschaft im Trainingslager auf dem Hahn, um sich auf die Weltmeisterschaft in Japan vorzubereiten. Mit Hilfe des damaligen Abteilungsleiters der SG Gösenroth/Laufersweiler lotste Schmitz die Russen zu einem Testspiel nach Saarburg. „Für Handballfreunde war dieses Spiel ein Genuss, da unsere Gäste tief in die Trickkiste griffen“, schaut Schmitz immer noch voller Bewunderung zurück.

TV-Serie: Karl-Heinz Schmitz (TuS Saarburg): Nur Bares war Wahres
Foto: privat

Für den TuS wurde die Saison 1997/98 ein Hammer: Ohne Punktverlust wurde die erste Herren-Mannschaft Landesligameister und stieg in die Oberliga auf. Ein Jahr danach gelang sogar sensationell und unerwartet der Aufstieg in die Regionalliga. Schmitz: „In Erinnerung bleiben die beiden letzten entscheidenden Spiele mit Siegen für uns in Biewer-Pfalzel (34:27) und eine Woche später zu Hause in einer überfüllten Halle in Beurig gegen Andernach (27:25). Dieser Aufstieg bedeutete für mich und den Vorstand jede Menge Organisation und war sehr zeitaufwendig.“

Die Regionalligasaison brachte sehr spannende Spiele und endete für Saarburg auf einem Relegationsplatz zur eingleisigen Liga im Westdeutschen Handballverband.  „Wir sollten an einem Sonntagmorgen um 11 Uhr in Bad Salzuflen in der Nähe von Bielefeld antreten. Nach Absprache mit der Mannschaft haben wir dankend verzichtet und sind wieder in die Oberliga eingestiegen“, erinnert sich der heute 66-jährige

In den Jahren nach dem Abstieg aus der Regionalliga veränderte sich das Gesicht der Mannschaft. Schmitz: „Mit den verbliebenen Saarburger Spielern und dem Nachwuchs aus der A-Jugend, verbunden mit Spielern aus dem Raum Trier (unter anderem Olli Kammann, Jörg Hennefeld und Daniel Kochann), konnten wir eine schlagkräftige Mannschaft für die nächsten Jahre zusammenstellen.“ Doch dann änderte sich die Situation: In Gesprächen mit dem Hauptvorstand der Fortuna und dem Vorstand des Fördervereins sei ihm mitgeteilt worden, dass man zukünftig einen anderen Weg einschlagen und auf „fremde“ Spieler, die Kosten verursachen, verzichten will. Schmitz: „Dies nahm ich zum Anlass, um meine Vorstandsarbeit zu beenden.“

Heute ist Schmitz Rentner. „Mein 1984 ramponiertes Knie wurde im vergangenen Winter mit einem neuen Gelenk generalüberholt. Ohne Terminstress und ohne Sitzungen lebt es sich prima“, sagt der ehemalige Saarburger Handball-Funktionär.

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