US-Nationalteam Melvin Wheaton vom TuS Daun träumt von der Handball-WM

Daun · Der 25-Jährige hofft auf einen Platz im US-Team für die Titelkämpfe in Ägypten. Nervös macht ihn auch die Präsidenten-Wahl.

 Im vergangenen Jahr feierte Melvin Wheaton (im oberen Bild der Dritte von links) sein Debüt in der Handball-Nationalmannschaft der USA. Jetzt soll bei der WM das nächste Kapitel hinzukommen.

Im vergangenen Jahr feierte Melvin Wheaton (im oberen Bild der Dritte von links) sein Debüt in der Handball-Nationalmannschaft der USA. Jetzt soll bei der WM das nächste Kapitel hinzukommen.

Foto: privat

Der Blick von Melvin Wheaton ging am Mittwoch immer und immer wieder aufs Handy-Display. Und dort auf die Wahl-Landkarte der USA. Gibt’s bei der Präsidentenwahl neue Ergebnisse aus den Bundesstaaten? Und was bedeuten sie im Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Donald Trump und Joe Biden?

Wheaton ahnt nichts Gutes: „Sollte Trump unterliegen, wird er sich als schlechter Verlierer präsentieren. Ich hoffe inständig, dass Biden das Rennen macht“, sagte der 25-Jährige aus Daun, dessen Vater, Oma, Cousins und Cousinen in Texas leben, gestern Nachmittag. Die Beibehaltung der gesetzlichen Krankenversicherung, Strategien zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, die transatlantischen Beziehungen, die Positionierung im Kampf gegen den Klimawandel – Wheaton sieht beim Demokraten Biden wichtige Themen erheblich besser aufgehoben als beim republikanischen Amtsinhaber Trump.

Bei Wheaton schlagen zwei Herzen in der Brust. Sein Vater ist Amerikaner, seine Mutter Daunerin. Er besitzt neben dem deutschen auch einen US-Pass.

Nervös macht ihn zurzeit nicht nur, wie es politisch in den USA weitergeht, sondern auch eine sportliche Entscheidung. Wheaton spielt Handball beim Oberliga-Aufsteiger TuS Daun und war über Umwege und dank manch glücklicher Fügung im vergangenen Jahr überraschend zum US-Handball-Nationalspieler geworden (der TV berichtete). Wheaton feierte im April 2019 sein Debüt bei einem Turnier in der Dominikanischen Republik.

 Melvin Wheaton

Melvin Wheaton

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Trotz eines Kreuzbandrisses, der ihn danach einige Monate aus dem Rennen genommen hatte, ist Wheaton weiterhin im Dunstkreis der US-Auswahl – und damit potenzieller Kandidat für den Kader der Vereinigten Staaten für die Handball-Weltmeisterschaft, die im Januar in Ägypten ausgetragen werden soll. Da coronabedingt kommende Woche ein geplantes Qualifikationsturnier für Nationen aus Nordamerika und der Karibik ausfallen muss, hat der Weltverband den USA das WM-Ticket nun so zugesprochen. Zum einen, da die USA vom Papier her stärkte Nation im Quali-Turnier gewesen wären. Und zum anderen, weil die Vereinigten Staaten für die weltweite Verbreitung des Handballs als wichtiger Markt angesehen werden – auch vor dem Hintergrund der Olympischen Spiele 2028, die in Los Angeles ausgetragen werden.

Die US-Nationalspieler sind über viele Länder hinweg verstreut. Manche spielen wie Wheaton in Deutschland, andere sind in Frankreich oder Spanien aktiv.

Wie sind Wheatons WM-Chancen als Akteur eines Viertliga-Teams, der in den vergangenen Monaten corona- und verletzungsbedingt schlappe zwei Pflichtspiele bestritten hat? „Ich denke, dass meine Chancen nicht allzu schlecht stehen. Ich bin seit längerem wieder fit“, sagt Wheaton, dem in die Karten spielen könnte, dass ihn Dauns neuer Trainer Igor Domaschenko nicht mehr im linken Rückraum, sondern auf der linken Außenbahn zum Einsatz bringt. Auf dieser Position soll die Auswahl für den Trainer des US-Teams, Robert Hedin (Silbermedaillengewinner mit Schweden bei den Olympischen Spielen 1992 und 1996), nicht sonderlich groß sein.

Wheaton macht in einem Sportfachgeschäft in Schweich eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Er versucht, während des aktuellen Teil-Lockdowns, der einen Trainings- und Spielbetrieb mit dem TuS Daun verhindert, mit individuellen Lauf- und Fahrradeinheiten sowie einem Fitnessprogramm körperlich in Schuss zu bleiben – um im Fall der Fälle Gewehr bei Fuß zu stehen.

Wann eine Entscheidung fällt, wer im US-Team mit zur WM fährt, ist laut Wheaton noch offen. Das deckt sich – zumindest Stand Mittwoch – mit der Frage, wer künftig US-Präsident sein wird.

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