Fußball Wenn Trainer Manfred Fuchs als Jäger zum Angriff bläst

Utscheid · Seit gut drei Jahrzehnten spielen bei der DJK Utscheid die Frauen Fußball. Eine Akteurin ist fast von Anfang an dabei – auch dank der Motivationskünste des Trainers.

 Manfred Fuchs (vorne links) und Desiree Zirbes (rechts daneben) sind schon seit rund drei Jahrzehnten feste Größen bei der DJK Utscheid. Die Trainingsbeteiligung ist auch aktuell hoch – die Mannschaft (Zweiter von rechts: Co-Trainer Matthias Scholtes) kämpft um den Aufstieg in die Bezirksliga. Kleines Bild: Trainer Fuchs wählt immer mal wieder außergewöhnliche Methoden, um sein Team auf die Spiele einzustimmen, wie hier als Jäger.

Manfred Fuchs (vorne links) und Desiree Zirbes (rechts daneben) sind schon seit rund drei Jahrzehnten feste Größen bei der DJK Utscheid. Die Trainingsbeteiligung ist auch aktuell hoch – die Mannschaft (Zweiter von rechts: Co-Trainer Matthias Scholtes) kämpft um den Aufstieg in die Bezirksliga. Kleines Bild: Trainer Fuchs wählt immer mal wieder außergewöhnliche Methoden, um sein Team auf die Spiele einzustimmen, wie hier als Jäger.

Foto: Andreas Arens

Frauenfußball in der ländlichen Region ist eher die Ausnahme: Gerade einmal elf Eifel-Mannschaften nehmen aktuell am offiziellen Spielbetrieb teil – und die Tendenz ist wie generell im Fußball aufgrund des veränderten Freizeitverhaltens und geburtenschwacher Jahrgänge fallend.

Einer der Dauerbrenner ist die DJK Utscheid. 1990 war es der immer noch amtierende Trainer Manfred Fuchs, der mit seinem Kumpel Erwin Kinnisch „aus einer Bierlaune heraus“, wie er heute mit einem Augenzwinkern zugibt, die Idee hatte, ein Frauenteam zu gründen. Vereinswirt Matthias Irsch aus Oberraden sponserte die ersten Trikots. „Mit acht, neun Mädels fingen wir an, haben die ersten Monate nur trainiert und dann ein paar Freundschaftsspiele bestritten, ehe wir in der Meisterschaft loslegten“, erinnert sich der heute 57-Jährige. Desiree Zirbes ist eine, die fast von Anfang an dabei ist. Schon kurz nach der Gründung stieß sie zur DJK. „Fußball hatte mich schon in jungen Jahren mehr interessiert als alles andere. Deshalb war für mich auch etwa im Musikverein schnell wieder Schluss“, berichtet die aus dem Utscheider Ortsteil Buscht stammende und inzwischen mit ihrer Familie im rund 20 Kilometer entfernten Prümerburg lebende Zirbes, die vielen mittlerweile (auch) unter Canu, dem Nachnamen ihres Ehemannes Toni, bekannt ist.

Aus dem anfänglichen Trainingsgast, der noch zu jung war, um in den Spielen mitwirken zu dürfen, ist längst eine unverzichtbare Leistungsträgerin geworden. „Desiree spielt in der Defensive ihre ganze Routine aus“, schätzt Coach Fuchs die Dienste der 42-Jährigen, die auch nach zwei Schwangerschaften und jeweils rund einem dreiviertel Jahr Pause – Sohn Luke ist vier, Arjen neun Jahre alt – den Weg zurück in die Mannschaft gefunden hat und als Abwehrchefin fungiert.

„Der Zusammenhalt ist einfach riesig – in der Mannschaft, aber auch im gesamten Verein“, nennt Zirbes ihre Hauptmotivation, warum sie nach wie vor dabei ist. Die jüngste Partie in der Meisterrunde der Kreisklasse West habe ihr noch einmal einen großen emotionalen Schub gegeben: Mit 3:2 wurde am Samstag die DJK Morscheid niedergerungen. Im zweiten von fünf Spielen der Aufstiegsrunde sind die Utscheiderinnen ihrem erklärten Ziel, der Rückkehr in die Bezirksliga, wieder ein gutes Stück nähergekommen. „Als das Spiel vorbei war und dieser wichtige Sieg feststand, war das  ein absoluter Gänsehautmoment“, berichtet Zirbes.

 Manfred Fuchs

Manfred Fuchs

Foto: privat

Als zweifache Mutter, Erzieherin, die in Luxemburg ihr Geld verdient, und angesichts des sonstigen Privatlebens, sei „es nicht immer einfach, alles mit dem Fußball zu vereinbaren“. Doch der Einsatz lohne sich angesichts solcher Glücksgefühle wie nach dem jüngsten Erfolg total: „Diese Momente sind einzigartig.“ Jede  Schürfwunde, jeder blaue Fleck und jeder Muskelkater ihrer Laufbahn hätten sich so bislang gelohnt.

Es sind nicht unbedingt die großen Spiele, an die Zirbes – ihr Vorbild ist der einstige FC-Bayern-Star Klaus Augenthaler – besonders gerne zurückdenkt: „Auch die Schlammschlachten auf unserem alten Rasen am Segelflugplatz hatten oft was für sich.“

Dass die DJK Utscheid seit gut drei Jahrzehnten im Frauenfußball am Start ist, sei besonders ein Verdienst von Manfred Fuchs, der erst kürzlich seine Zusage für eine weitere Saison gegeben hat und mit der Mannschaft ab Sommer nach fünf Jahren Abstinenz nur allzu gerne wieder in der Bezirksliga spielen würde. „Manni hält den Laden zusammen und ist ein echter Motivationskünstler.“ Mal kommt der Trainer als Jäger verkleidet in die Kabine, mal erhält jede Akteurin einen Talisman, den sie sich unter den Schienbeinschoner klemmen soll – und als Saisonmaskottchen hat Fuchs das Zebra ausgesucht – in Anlehnung an einen Zebrastreifen und den angebahnten Weg, der zum Aufstieg führen soll. Zudem wird Woche für Woche eine Spielerin des Spiels auserkoren. Nicht umsonst kann Fuchs auf einen rund 25 Frauen starken Kader und eine hohe Trainingsbeteiligung zählen.  Zwei Saisons lang konzentrierte sich Fuchs mal Günter Bretz vor rund eineinhalb Jahrzehnten aufs Coaching der ersten Mannschaft der SG Mettendorf/Utscheid und blieb ansonsten immer dem Frauenteam treu.

Ans Aufhören habe sie schon mal gedacht, verrät Desiree Zirbes, doch dann habe sie der aktuell und wohl noch einige Monate lang an den Folgen eines Kreuzbandrisses laborierenden Torfrau Carmen Reiter versprochen, noch mal mit ihr auf dem Platz zu stehen. Neue Fußballschuhe – wie eh und je das Modell Kaiser 5 – habe sie sich auch erst gekauft. Und außerdem würde Zirbes vor den Augen ihres Ehemanns, der oft bei den Spielen dabei ist, gerne auch noch einmal ein Tor schießen: „Als ich vor Jahren mal traf, war er da ausgerechnet im Vereinshaus und hat Getränke geholt …“

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