Mitgliederentwicklung Zarte Trendwende im Tennis

Gerolstein/Koblenz · Auch wenn es nur ein Prozent ist: Der Verband Rheinland verzeichnet erstmals seit 1993 wieder mehr Spieler.

 Auch in der Region wird wieder zum Schläger gegriffen. Dieser Tage startet die Tennis-Medenrunde.

Auch in der Region wird wieder zum Schläger gegriffen. Dieser Tage startet die Tennis-Medenrunde.

Foto: dpa/Michel Euler

Reiner Redwanz ist ein alter Hase. Viele Jahre bereits ist er als Sportwart beim Tennisclub (TC) Gerolstein aktiv. Die Freude, dass dieser Tage nach einer Übergangsrunde im vergangenen Jahr endlich wieder eine normale Tennis-Medenrunde startet, ist ihm anzumerken.

Der Verein, der aktuell rund 180 Mitglieder zählt, sieht sich gerüstet, die Partien seiner Mannschaften corona-konform auf der heimischen Fünf-Platz-Anlage über die Bühne zu bringen. Redwanz: „Desinfektionsmittel stehen bereit, es gibt Aushänge zu den Verhaltensregeln wie Maskenpflicht abseits der Spiele und Abstandsgeboten. Für die Verpflegung können wir einen Außenbereich auf einer Terrasse nutzen.“

Der TC Gerolstein nimmt mit zwei Herren-Seniorenteams (Altersklassen 55 und 60), einem Damen-Team sowie drei Jugendmannschaften (Jungen U 18 und U 15 sowie Mädchen U 18 (in einer Spielgemeinschaft mit Üxheim)) am Spielbetrieb teil. Die Spielpläne sind so gestaltet, dass sich immer nur eine Heimmannschaft sowie deren gegnerisches Team auf der Anlage aufhalten – Parallelpartien anderer Teams wird es nicht geben.

Der TC Gerolstein ist stolz, aktuell mehr als 50 Jugendliche im Training zu haben. Für sie werden auch in den Sommerferien Übungsstunden angeboten.  Aber auch der Mitglieder-Zuspruch im Erwachsenenbereich ziehe wieder an, registriert Redwanz.

Damit liegt der Verein aus der Vulkaneifel auf der Linie, die sich auch im gesamten Tennisverband Rheinland (TVR) erkennen lässt. Nach Auskunft von Lothar Markus, Geschäftsführer des TVR, verzeichnete der Verband für das Jahr 2020 erstmals seit 1993 wieder einen Mitgliederzuwachs. „Damals hatten wir mit rund 71 000 Mitgliedern einen Höchststand. Nach dem Boom um Boris Becker und Steffi Graf gingen die Zahlen danach kontinuierlich bergab. Nun haben wir wieder eine Steigerung von einem Prozent auf aktuell 37 100 Mitglieder.“

Es ist also insgesamt noch reichlich Luft nach oben, doch die Trendumkehr hatte sich laut Markus in den vergangenen Jahren bereits angedeutet, als die Rückgänge nur noch im Zehntel-Prozentbereich lagen.

Während der Corona-Pandemie kommt dem Tennis als Freiluftsport mit wenigen Kontakten zugute, dass er allen Einschränkungen zum Trotz recht schnell und über eine lange Zeit wieder ausgeübt werden kann. Um nachhaltig wieder mehr Mitglieder zu gewinnen, bräuchten die Vereine aus Sicht von Markus neben einem engagierten Vorstand vor allem auch gut ausgebildete Trainer: „Auf deren Ausbildung legen wir unseren Fokus.“

Gleichwohl hinterlässt die Pandemie auch im Tennis ihre Spuren. Redwanz berichtet von Eltern, die ihre Jugendlichen aktuell nicht zum Tennis bringen, da es in ihren Familien Corona-Risikogruppen gibt. Finanziell stehen unter den knapp 400 Vereinen im Rheinland-Verbandsgebiet vor allem jene Clubs vor Herausforderungen, die aufgrund ihrer im Winter coronabedingt geschlossenen Tennishallen Einnahmeverluste kompensieren müssen. Dazu zählt auch der Verband selber, der Zeiten in einer eigenen Halle vermietet. Markus: „Wir mussten knapp 40 000 Euro Abo-Gebühren zurückzahlen.“

Und dennoch: Ein Trend zu Normalität ist unverkennbar. Vor der Pandemie, im Jahr 2019, nahmen laut Markus 1845 Mannschaften am Sommer-Spielbetrieb teil. An der Übergangsrunde 2020 beteiligten sich lediglich 1100 Mannschaften. Nun, wenn wieder regulär mit Auf- und Abstieg gespielt wird, sind wieder 1640 Teams dabei. Die Zahlen machen aber auch deutlich: Es gibt auch Bedenken unter den Tennisclubs in Bezug auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Vereine, die ihre Teams abgemeldet haben, nehmen den damit verbundenen Abstieg in Kauf.

„Wir hoffen, dass wir die Saison wie geplant durchziehen können“, sagt Markus. Sollte es zwischenzeitlich aber doch zu (regionalen) Zwangspausen kommen, habe der Verband vorgesorgt: „Es besteht die Möglichkeit, das Heimrecht zu tauschen. Und Spiele können einvernehmlich bis zum 22. September nach hinten verlegt werden.“

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