Fußball Endstation Halbfinale: Zerf und die „geile Reise“

Zerf · Der Traum, einmal vor einem Millionenpublikum am Fernsehen ein Fußballspiel absolvieren zu können, ist für die SG Hochwald-Zerf ausgeträumt – zumindest für dieses Jahr. Trotz des 0:2 im Rheinlandpokal-Halbfinale gegen den favorisierten Oberligisten FV Engers 07 ernteten die Zerfer aber viel Applaus und wollen einen neuen Angriff starten, im Pokal ganz weit zu kommen.

 St arker Kampf vor stattlicher Kulisse: Am Ende mussten sch Tobias Lenz (rechts) und die Zerfer aber den robusteren und routinierteren Engersern geschlagen geb en.

St arker Kampf vor stattlicher Kulisse: Am Ende mussten sch Tobias Lenz (rechts) und die Zerfer aber den robusteren und routinierteren Engersern geschlagen geb en.

Foto: Sebastian Schwarz

Am Ende der gut 90 Pokalminuten gab es eigentlich zwei Sieger – auf der einen Seite Oberligist Engers, der sich sportlich verdient mit 2:0 durchsetzte und nun  im Finale auf den Ligakonkurrenten FC Karbach trifft (siehe Artikel unten links). Doch auch der unterlegene Rheinlandligist aus dem Hochwald hatte keinen (großen) Grund, sich zu grämen: Trotz der fünfeinhalbwöchigen (coronabedingten) Spielpause zog sich die Mannschaft der beiden Spielertrainer Fabian Mohsmann und Robin Mertinitz sehr achtbar aus der Affäre und erhielt nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Ingo Kreutz jede Menge Applaus von den 500 Zuschauern.

„Unsere Jungs haben sich richtig toll verkauft. Was hier heute los war, wie die ganze Spielgemeinschaft rund um diese Partie wieder an einem Strang gezogen hat und wie unsere Zuschauer die Mannschaft angefeuert haben, war einfach sensationell“, schwärmte der Sportliche Leiter der Vereinigten aus Zerf, Gremerath, Hentern und Lampaden, Ralf Weinacht. Diese Begeisterung wolle man nun auch in die nächsten, so schwierigen Wochen transportieren – aufgrund der zahlreichen Nachholspiele muss die SG nun bis Ende Mai fast ständig im Drei- oder Vier-Tagesrhythmus antreten.

Aus Sicht des Engerser Trainers Sascha Watzlawik hatte sein Team am Mittwochabend ein hartes Stück Arbeit hinter sich: „Es war ein typisches Pokalspiel. Keiner wollte einen Fehler machen, und es war viel Kampf und Leidenschaft drin.“ Dabei erwischten die Grün-Weißen vom Rhein einen Traumstart: Gerade einmal gut eine Minute war gespielt, da nutzte Engers einen Stellungsfehler in der Hintermannschaft der Zerfer aus: Jonathan Kap konnte so von rechts nach innen passen, wo Kapitän Yannik Finkenbusch aus 13 Metern abzog und unhaltbar für SG-Torwart Jan Niklas Koltes traf.

Die Hausherren brauchten eine Viertelstunde, um ihren Rhythmus zu finden und den Respekt abzulegen. Die Riesenchance zum Ausgleich hatte Matthias Burg mit einem gefühlvoll getretenen Freistoß an die Lattenunterkante des Engerser Gehäuses (25.). „Dann läuft das Spiel wohl ganz anders“, wusste Burg. Man sei kalt erwischt worden. „Wie wir nach dem frühen Rückstand zurückgekommen sind, war aber überragend“, so der 23-jährige offensive Mittelfeldspieler, der zu den Besten bei den Hochwälder zählte.

Mit seiner körperlichen Präsenz, der Stärke bei Standardsituationen und der Routine hatte Engers das Geschehen indes weitestgehend im Griff und stand sicher in der Abwehr. Gegen Ende drehte der FVE wieder etwas auf – und kam prompt durch Andi Brahaj, der nach einer Ecke einschob, zum 0:2 (45.).

Nach der Pause versuchte Zerf noch einmal alles. Nils Hemmes, der mit 15 Treffern zu den besten Angreifern in der Rheinlandliga zählt, kam genauso wie sein Teamkollege Tim Thielen erst nach rund einer Stunde in die Partie – beide haben mit den Spätfolgen einer Corona-Infektion zu kämpfen. Das Duo entfachte frischen offensiven Schwung, lief Engers früh an. Am Ende war aber der Gast einem weiteren Treffer näher als die SG ihrem ersten Tor.

„Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore erzielt und es souverän runtergespielt“, konnte FVE-Coach Watzlawik zufrieden feststellen. Trotz der Pleite war sein Gegenüber Fabian Mohsmann „mächtig stolz“ auf sein Team, „vor allem, wenn du nach eineinhalb Minuten deinen Plan fast über den Haufen schmeißen kannst“. Einerseits sei man ein Stück weit enttäuscht, „weil wir gesehen haben, dass wir taktisch, spielerisch und von der Mentalität her über 90 Minuten mithalten können“. Nach der langen Spielpause hätten aber die Körner gefehlt: „Da kannst du so viel trainieren, wie du willst, das geht nur übers Spielen.“

Nun müsse man schnell den Schalter umlegen und sich auf die vielen Englischen Wochen konzentrieren. Am Pokal haben sie im Hochwald aber auch Geschmack gefunden: „Dort, wo wir jetzt waren, wollen wir nächstes Jahr noch mal hin, dann vielleicht den nächsten Schritt gehen“, sagte Mohsmann und schob nach: „Es war eine geile Reise.“

SG Hochwald-Zerf – FV Engers 07 0:2 (0:2)

Zerf: Koltes – Carl, Irsch (79. Stein), Thinnes, Schettgen (57. Thielen)– Barth, Lenz, R. Mertinitz, R. Mohsmann, Burg - T. Mertinitz (57. Hemmes).

Engers: Husic – Freisberg, Splettstößer, Kraemer, Meinert – Stieffenhofer (70. Gietzen), Brahaj (58. Naric), Runkel, Schlesiger (90. L. Klappert)- Finkenbusch, Kap (81. S. Klappert).

Schiedsrichter: Ingo Kreutz (Lutzerath)

Zuschauer: 500

Tore: 0:1 Finkenbusch (2.), 0:2 Brahaj (45.)

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