Volleyball Burkhard Disch aus Oberbillig: Über Luxemburg nach Bliesen und Reykjavik

Trier/Oberbillig · Der 50-Jährige trainiert saarländischen Volleyball-Zweitliga-Aufsteiger und Islands Herren-Nationalmannschaft.

  Braucht den Kick an der Seitenlinie: Burkhard Disch, hier im Bild als Nationaltrainer Luxemburgs nach einem Sieg gegen Deutschlands U 20 beim Novotelcup 2017. Er trainiert den Zweitligisten TV Bliesen und die Herren-Nationalmannschaft Islands (das Bild unten entstand auf Island).

Braucht den Kick an der Seitenlinie: Burkhard Disch, hier im Bild als Nationaltrainer Luxemburgs nach einem Sieg gegen Deutschlands U 20 beim Novotelcup 2017. Er trainiert den Zweitligisten TV Bliesen und die Herren-Nationalmannschaft Islands (das Bild unten entstand auf Island).

Foto: TV/volleyball.lu

Seine Augen leuchten, sein Redefluss ist so ergiebig wie einer der zahlreichen Wasserfälle auf Island, wenn es um sein Lieblingsthema geht: Volleyball. Burkhard Disch, am vergangenen Montag 50 Jahre alt geworden, sind die Emotionen und die Leidenschaft für seine Sportart deutlich anzumerken. Er erzählt mit viel Herzblut über seinen bisherigen Werdegang und brennt für seine neuen spannenden Herausforderungen. Doch dazu später mehr.

Geweckt hat Dischs Leidenschaft für den Volleyballsport sein Lehrer Heinz Eckes im Sport-Leistungskurs am Max-Planck-Gymnasium Trier. Disch spielte zunächst in Kenn, wechselte dann nach Konz, wo er im Alter von 20 Jahren bereits Volleyball-Abteilungsleiter wurde. Die TG Konz fusionierte dann mit dem TV Ehrang und klopfte an die Tür zur Oberliga. Ende der 1990er Jahre wechselte er nach Luxemburg und trainierte den Erstligisten CS Gym Bonnevoie. „In den drei Jahren haben wir immer die Play-offs erreicht“, erinnert er sich. Damals arbeitete er auch als Jugendtrainer und erwarb den A-Trainer-Schein.

Disch blickt stolz auf seine Zeit als Nationaltrainer in Luxemburg von 2003 bis 2014 zurück: „Im Alter von 33 Jahren hatte ich großen Res­pekt vor der Aufgabe, aber es gab dann eine sehr rasante Entwicklung. Strukturell musste sich einiges ändern, und ich hatte auch die Rolle als Konzeptentwickler. Später wurde ich auch Technischer Direktor.“

Disch gelang es, einen Volleyball-Boom herbeizuführen: „Erst hatten wir nur wenige Zuschauer, dann spielten wir vor 2000 Fans. 2015 haben wir erstmals die Games gewonnen, die Olympischen Spiele der kleinen Länder, und haben in der European League gespielt. Wir standen an der Schwelle zum professionellen Volleyballsport.“ Disch wollte eine weitere Professionalisierung erreichen und beantragte eine Wildcard für die Volleyball-Bundesliga, doch dieses Projekt misslang. 2018 endete nach 15 Jahren die Zusammenarbeit mit dem luxemburgischen Verband aufgrund von Meinungsunterschieden über die Weiterentwicklung des Verbands.

Zwei Abenteuer: Burkhard Disch trainiert Volleyball-Nationalteam Islands und Zweitliga-Aufsteiger TV Bliesen
Foto: TV/Burkhard Disch

Nach zweijähriger Tätigkeit als Lehrwart und U-20-Trainer des rheinland-pfälzischen Verbands gingen im Frühjahr 2020 „auf einmal alle Türen auf, in denen ich einen Fuß hatte“: Disch wird künftig den saarländischen Zweitliga-Aufsteiger TV Bliesen und die Nationalmannschaft Islands trainieren. Die Vorfreude ist dem vierfachen Familienvater ins Gesicht geschrieben: „Ich freue mich auf das Zweitligaprojekt in Bliesen. Dort ist über 20 Jahre kontinuierliche Aufbauarbeit geleistet worden. Der Verein ist im Jugendbereich super aufgestellt und besitzt eine tolle Trainertruppe.“ In Bliesen, wo sein früherer Studienkollege Gerd Rauch als Sportlicher Leiter agiert, will Disch wie in seiner Zeit in Luxemburg die Jugendspieler weiterentwickeln. „Wir haben sechs Spieler unter 18 Jahren, die Oberliga spielen. Wir wollen eine gute Basisarbeit mit Regionalität verknüpfen und auf Spieler aus der Großregion Saarland, Trier, Kaiserslautern und Luxemburg setzen“, sagt Disch, der seinen langjährigen Wegbegleiter Michel Beautier als Co-Trainer mitbringen wird.

Bliesen, das kleine Dorf im Saarland, vergleicht Disch mit dem Aufschwung der Basketballer in Trier in den 1980er Jahren. „Der Verein ist ehrenamtlich gut aufgestellt und setzt auf viele Klein- und Mittelsponsoren. Wir spielen in einer kleinen Halle ähnlich der Wolfsberghalle, zuletzt lag der Zuschauerschnitt bei 400 bis 500 Fans.“ Die Euphorie nach dem Aufstieg ist groß, bis 2022 soll eine neue Halle mit einer Kapazität von 1200 Zuschauern gebaut werden. In der kommenden Saison, die am 12. September mit einem Heimspiel gegen Gotha beginnen soll, hofft Disch, „dass die Halle brennt“, wenn Mannschaften aus Karlsruhe, Leipzig, Freiburg oder Friedrichshafen ihre Visitenkarte in Bliesen abgeben werden.

Sportlich kann er beim Abenteuer zweite Liga mit Steve Weber und Maurice van Landeghem auf zwei luxemburgische Nationalspieler bauen, die er seit vielen Jahren kennt. „Wir wollen stabil bestehen“, kündigt Disch an, der zudem darauf hofft, Volleyball-Talente aus dem Internat in Frankfurt nach dem Abi­tur ins Saarland locken zu können.

Doch Bliesen allein reicht Disch als neue Herausforderung nicht aus. Aufgrund seiner Kontakte zum isländischen Volleyball-Präsidenten Gretar Eggertsson ergab sich die Chance, als Herren-Nationaltrainer und High Performance Manager Islands tätig zu werden – und Disch griff zu. „Island hat viele motivierte Sportler und ist ein Land mit guter Infrastruktur. Mein Ziel ist die Verbindung von Lehre und Leistung: Wenn man viele gute Trainer ausbildet, kann man auch viele Talente ausbilden.“

Ein großes Talent aus Island wird künftig auch im Trikot des TV Bliesen auflaufen: der 21-jährige Zuspieler Mani Matthiasson, der auch zum festen Kader der Nationalmannschaft zählt, soll das Angriffsspiel des Zweitligisten ankurbeln. Matthiasson vereint die beiden neuen Projekte von Burkhard Disch, der mit Island „wie in Luxemburg etwas Großes“ erreichen möchte: „Ich will nicht nur meinen Zwei-Jahres-Vertrag erfüllen, sondern von der Idee her langfristig etwas aufbauen. Ich will, dass man in zehn Jahren eine Handschrift erkennen kann.“

Viel zu tun für Disch, der den Schwerpunkt seiner Arbeit zunächst in Bliesen sieht, bevor es im Juli 14 Tage nach Reykjavik geht. „Die Konzeption für Island steht, es gibt viel Strukturarbeit. Ich werde Blöcke in Island haben, die in den Rahmenspielplan für die zweite Bundesliga passen, wie zum Beispiel im Dezember und Januar.“ Erholungspausen wird es für den 50-Jährigen also wenige geben, aber er freut sich auf die Herausforderungen: „Ich bin ein emotionaler Typ und brauche den Kick an der Seitenlinie!“

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