Motorsport Zwischen Reben und Rüben: Das ändert sich bei der Deutschland-Rallye 2020

Trier · Der Oktober-Termin für die Veranstaltung hat für Stirnrunzeln gesorgt. Nun ist in monatelangen Gesprächen und vielen Diskussionen ein Streckenverlauf gefunden worden. Ein Ergebnis: Die Rallye kehrt in den Hochwald zurück.

Sébastien Loeb passiert den Sportplatz von Gusenburg – ein Bild aus dem Jahr 2011. Im Oktober kehrt die Rallye Deutschland wieder in den Hochwald zurück. 

Sébastien Loeb passiert den Sportplatz von Gusenburg – ein Bild aus dem Jahr 2011. Im Oktober kehrt die Rallye Deutschland wieder in den Hochwald zurück. 

Foto: TV/Jürgen C. Braun

Nie waren die Fragen nach der Zukunft des größten Motorsport-Ereignisses in der Region drängender und die Antworten darauf  ungewisser als in den vergangenen Monaten.  Seit dem Jahr 2000 war Trier offizieller Start- und Zielort der ADAC Rallye Deutschland, die im Jahr 2002 das WM-Prädikat erhalten hatte. Mit Ausnahme des Jahres 2009, als der deutsche Lauf einem Rotationsverfahren zum Opfer fiel, blieb das so.  Bis Organisation und Hauptquartier  2017 ins Saarland umzogen.

Die Mosel mit ihren Weinbergsprüfungen blieb jedoch Bestandteil des viertägigen Spektakels, das jedes Mal im August stattfand. Als der Weltverband  FIA  2019 bekanntgab, dass wegen einer Reform des WM-Ablaufs die Rallye Deutschland 2020 nicht mehr wie bisher im August, sondern vom 15. bis 18. Oktober stattfinden werde, war allen Beteiligten klar: Dieser Termin im Dunstkreis der Weinlese wird Auswirkungen auf die bisherige Charakteristik haben.

Jetzt, nach einem monatelangen Gesprächsmarathon steht fest:  Es wird weiterhin Wertungsprüfungen in Weinbergen („Stein und Wein“, Grafschaft“) geben. Und die Rallye wird in den Hochwald zurückkehren. Eine etwa zwölf Kilometer lange Prüfung wird am Freitag, 16. Oktober, im Raum Gusenburg /Grimburg gefahren.

Wichtiger Strippenzieher in den Gesprächen war Helmut Weyer. Der 63-Jährige aus Hetzerath ist Abschnittsleiter der Mosel-Prüfungen (also der Wertungsprüfungen am Freitag und am Sonntag). Nach dem Motto „Wir haben keine Probleme, sondern nur Aufgaben“ ging der Architekt daran, die Vorgaben umzusetzen, die sich aus der Verschiebung des Termins in die Weinlesezeit ergaben.  „Viele Leute, darunter Winzer aus den Orten an der Mittelmosel, die in Vereinen engagiert waren oder mit Straußwirtschaften und Pensionen vom Besucheraufkommen profitierten, standen der Rallye über Jahre hinweg positiv gegenüber. Aber allen  war klar, dass sich die Ausgangslage  mit dem neuen Termin zwangsläufig geändert hatte“, sagt Weyer.

Von Ort zu Ort war die Bereitschaft unterschiedlich, Lösungen anzustreben.   Weyer: „Wintrich hätten wir auf unserer Seite gehabt, aus Brauneberg kam eine Absage.“ Was auch Ortsbürgermeister Werner Ruppenthal bestätigt: „Es gab zwei Eingaben aus dem Ort, die dagegen waren. Da hatte sich eine Gegnerschaft formiert. Auch im Tourismus-Ausschuss hatte man sich dagegen ausgesprochen. Als Ortschef habe ich das zu vertreten, was der 16-köpfige Gemeinderat beschlossen hat. Ich verhalte mich neutral. Aber viele Winzer sehen rot, wenn Wege gesperrt werden, mit Vollerntern geerntet wird und sich auch die Genossenschaften einschalten.“

Weyer fand in seinen Gesprächen bei Vertretern aus der Weinwirtschaft aber auch oft ein offenes Ohr. Ein Weingutsbesitzer aus Waldrach, der anonym bleiben möchte, kooperiert mit den Machern der Rallye, betont aber auch: „Bei uns im Ruwertal ist die Situation ganz anders als bei den Kollegen  an der Mittelmosel. Wenn freitags Rallye ist, ernte ich halt woanders. Wir sind hier mit 1,3 Hektar betroffen.“

Außerdem betreibe er seit Jahren einen Weinstand am Rallye-Freitag. Er stellt den Organisatoren ein Top-Zeugnis aus: „Ich habe in all den Jahren immer nur gute Erfahrungen gemacht, auch wenn es Schäden im Wingert gab. Das wurde alles ausgeglichen.“

So kommt es, dass die Wertungsprüfung „Stein und Wein“ in diesem Jahr wie gewohnt über Fell, Thomm und Waldrach gefahren werden kann.“ Mehr als nur ein Ersatz für die wegfallende Prüfung „Mittelmosel“ ist die neue, alte Wertungsprüfung im Hochwald, die bis vor etwa einem Jahrzehnt die Fans in den Raum Hermeskeil gezogen hat. Nun ist eine zwölf Kilometer lange Prüfung zwischen Gusenburg und Grimburg über Asphalt vorgesehen. Sie wird freitags zweimal gefahren.

Bleibt der Sonntag, die Wertungsprüfung „Grafschaft“.  Die Prüfung zwischen Burgen, Veldenz und Gornhausen bleibt in ihrer Charakteristik von der Mosel bis hinauf in den Hunsrück nicht nur erhalten. Sie hat mit dem Regrouping am Benninghoven-Museum „Zylinderhaus“ in Bernkastel-Kues sogar noch ein i-Tüpfelchen erhalten. Sie wird wie bisher ebenfalls zweimal gefahren.

Zehn Monate, bevor die Rallye beginnt, steht also mehr als nur ein Gerüst für den Ablauf in der Region. Die  Zukunft, zumindest für die beiden nächsten Jahre, ist ebenfalls festgezurrt.

Im nächsten Jahr wird Deutschland, dem FIA-Rotationsprinzip folgend, als WM-Lauf aussetzen. Angedacht sei aber ein Lauf zur FIA Rallye Europameisterschaft oder zumindest ein aufgewerteter Lauf zur Deutschen Rallye-Meisterschaft in der Region.

Im Jahr 2022 soll, wieder am gewohnten Termin im August, die ADAC Rallye Deutschland als WM-Lauf stattfinden. Mit Prüfungen an der Mittelmosel und – bei entsprechendem Interesse – auch im Hochwald.

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