Ab ins Fernsehen: Neue Ideen für Sportschützen

Belgrad (dpa) · Ab ins TV: Mit neuen Ideen für seine mit Traditionen behaftete Sportart will Wladimir Lisin die Sportschützen fit fürs Fernsehen machen.

Der Präsident des Europäischen Verbandes ESK möchte den Schießsport entstauben, attraktiver für Sponsoren und telegener werden lassen. Dafür hat der Russe nicht nur einen Experten angeheuert, sondern auch die Aktiven mit Prämien für seine Pläne geködert.

Der mit einem geschätzten Vermögen von 28,2 Milliarden Euro wohl derzeit reichste Russe hat in seiner ersten Amtsperiode als ESK-Chef Preisgelder für die Medaillengewinner bei kontinentalen Titelkämpfen ausgelobt. In den Jahren 2009 und 2010 wurde zudem materielle Unterstützung für 439 europäische Aktive im Gegenwert von mehr als 350 000 Euro ausgegeben.

Beim ESK-Kongress im Vorfeld der laufenden EM in Belgrad überraschte Lisin viele Länder mit Vorschlägen zu neuen Wettkampfformen. Schon bei den Luftdruck-Europameisterschaften im März 2012 im Finnland soll zum Beispiel ein Team-Wettbewerb mit je einem Mann und einer Frau auf dem Programm stehen. Von 2013 an soll es für neue Disziplinen einen Europacup geben. Eine professionelle Europaliga steht ebenso auf seinem Programm.

Wie man den Schießsport besser für das Fernsehen aufbereiten kann, führte der norwegische TV-Experte Ola Lunde vor. Bei den Übertragungen des TV-Senders NRK von norwegischen Meisterschaften sind völlig neue Kameraeinstellungen zu sehen. „Die TV-Übertragung in Belgrad ist wie vor 50 Jahren. Man muss sich neue Blickwinkel suchen, die Zuschauer durch übersichtliche Grafiken besser informieren“, meinte Lunde. Bei NRK klappe dies, ohne die Regeln zu verändern oder andere Wettkampfformen einzuführen. Selbst mehrstündige Live-Sendungen von norwegischen Meisterschaften bescheren sehr gute Einschaltquoten.

Europas Schießsport-Chef Lisin (55) hat mit seinen Vorstößen die meisten Mitgliedsverbände in der teilweise statischen Sportart, die schon bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen auf dem Programm stand, aufgerüttelt. Der leidenschaftliche Jäger ist Mitglied des russischen NOK und Präsident des Sportschützenverbandes. Seinen Aufstieg in die Kaste der Oligarchen begann er in den siebziger Jahren als einfacher Arbeiter in einer Kohlemine. In Lisins Wurfscheiben-Zentrum in Moskau ist auch Premierminister Wladimir Putin ein gern gesehener Gast.

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