Als Nummer 1 durchgereicht: Di Carlis harte WM

Shanghai (dpa) · Marco Di Carli war vor der WM Weltjahresbester, beim Saison-Höhepunkt ist er nur Mittelmaß. Platz 19 im Vorlauf über 100 Meter Freistil - dafür fand der Frankfurter deutliche Worte. Die Frage nach dem „Warum“ blieb aber unbeantwortet.

Zurück an Land sprudelte es aus Marco Di Carli heraus - eine Erklärung für den 49-Sekunden-Schock im Wasser konnte er aber auch mit vielen Worten nicht liefern. Als Weltjahresbester über 100 Meter Freistil war der Frankfurter zur Schwimm-WM gereist. In Shanghai lief bei seinen ersten Einzelrennen nichts nach Wunsch. In der Staffel schon zu langsam gegen die Konkurrenz, alleine dann nicht einmal gut genug, um die erste Runde zu überstehen. Platz 19 nach den Vorläufen war eine herbe Enttäuschung und als Freund deutlicher Worte redete Di Carli natürlich Klartext: „Es war ein Scheiß-Rennen. Ich weiß nicht, wieso.“

Schon 23,3 Sekunden auf den ersten 50 Metern waren laut Di Carli „der absolute Mist“. Noch beim Einschwimmen hatte er „das beste Gefühl, was ich hier je hatte“. Als er seine Angangszeit erfuhr, wäre der 26-Jährige aber „fast in Ohnmacht gefallen“. Der Blick auf die Anzeigetafel war „natürlich ein Schock. 49,0 ist unter aller Sau“.

Schon vor der WM hatte Di Carli betont, für seine Weltjahresbestzeit und den deutschen Rekord von 48,24 Sekunden bei den nationalen Meisterschaften Anfang Juni in Berlin könne er sich „nichts kaufen“. Die Vermutung wurde schon in der 4 x 100-Meter-Staffel am Sonntag zur Gewissheit, als gleich drei Startschwimmer schneller waren. „Dass es eng wird, über 100 Kraul überhaupt weiter zu kommen, weiß ich seit den deutschen Meisterschaften. Wir haben bei den Staffeln gesehen, was es wert ist: ungefähr gar nichts.“

Nichts war auch zu sehen von Bundestrainer Dirk Langes Einschätzung, Di Carli könne bei einer guten Position „auf den letzten 20 Metern keiner halten“. Das Gegenteil trat ein. „Es war für mich ungewohnt, dass es hinten raus hart wird. Hier ist die Technik total flöten gegangen“, berichtete Di Carli.

Bereits 2007 war der angehende Polizeikommissar an die deutsche Spitze geschwommen, hatte aber danach zu sehr das Privatleben genossen und das Training vernachlässigt. Das sollte ihm kein zweites Mal passieren. Vielleicht tat er deshalb gar zu viel? „Das wäre die einzige Erklärung“, sagte Di Carli, „ich habe trainiert wie noch nie zuvor“. Eine Bewährungsprobe im Einzel hat Di Carli aber noch - die 50 Meter am Freitag.

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