Aus der Olympia-Traum für deutsche Wasserballer

Edmonton (dpa) · Der Schock saß tief. Deutschlands Wasserballer haben durch ein überraschendes 4:6 gegen Mazedonien das Ticket für Olympia in London verpasst.

„Völlig leer“ fühlte sich Bundestrainer Hagen Stamm nach der Pleite und der verfehlten Viertelfinal-Teilnahme beim Qualifikations-Turnier in Edmonton. „Das ist für das deutsche Wasserball eine Katastrophe, weil es eine Riesenchance war, sich (bei Olympia) medial darzustellen“, sagte Stamm. „Es ist schon fast makaber, dass man mal ohne Verletzte durchkommt und dann an Mazedonien scheitert.“

Nach Basketballern, Handballern und Fußballern hat es damit die nächste Ballsportart auf dem Weg zu den Sommerspielen in London erwischt. Zwar wollte Stamm erst die eigene Niederlage, die er auf seine Kappe nahm, analysieren. Aber möglicherweise müssten sich auch über die einzelnen Sportarten hinaus grundsätzliche Gedanken gemacht werden. „Vielleicht muss sich Deutschland bei der Förderung der Mannschaftssportarten neu positionieren. Es scheint ja ein generelles Problem zu sein.“ Auch über die Zukunft des nach Sydney 2000 angetretenen Stamm, der mit seiner dritten Olympia-Teilnahme als Bundestrainer abtreten wollte, muss möglicherweise neu verhandelt werden.

Nach der guten EM in den Niederlanden, mit Rang fünf als bestem Resultat seit der Bronzemedaille von 1995, lief es in Kanada im letzten Spiel trotz gutem Start und einer 3:0-Führung überhaupt nicht mehr. „Wir haben beim 3:0 einfach aufgehört zu spielen“, meinte ein konsternierter Stamm. Die Mannschaft habe alles versucht und sei auch motiviert gewesen. „Man kann den Jungs keinen Vorwurf machen, aber es war wie ein Blackout.“ Nur die Halbfinalisten in Kanada fahren zu den Spielen nach London. Gegen Mazedonien hätte ein Unentschieden für das Viertelfinale gereicht. Mit einem Tag Abstand will sich Stamm die Partie noch mal anschauen, „heute tue ich mir das nicht noch mal an“.

Danach wird es in die Analyse mit Leistungssportdirektor Lutz Buschkow und Verbandspräsidentin Christa Thiel gehen. „Wenn der Erfolg nicht da ist, muss der Trainer die Verantwortung übernehmen. Es ist so, dass ich mir ganz klar sage, das ist mein Ding“, betonte Stamm. Der Patriarch des deutschen Wasserballs wollte mit seinen dritten Olympischen Spielen in Serie eigentlich einen Schlusspunkt unter die Laufbahn als Bundestrainer setzen. „In meiner Vorbereitung auf dieses Turnier scheint diesmal etwas komplett falsch gelaufen zu sein, die Jungs jedenfalls haben bis zur letzten Sekunde gekämpft.“

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