Bauchlandung: Deutsche Judokas schwächeln bei WM

Paris (dpa) · Ein Jahr vor den Sommerspielen 2012 haben die deutschen Judokas bei der WM enttäuscht. Allein Sorgenkind Andreas Tölzer rettete das deutsche Team einmal mehr vor einer kompletten Pleite.

Nach der nächsten WM-Bauchlandung blicken die Verantwortlichen im deutschen Judo-Lager voller Sorge auf das große Ziel Olympia 2012. „Das ist auf jeden Fall absolut zu wenig. Wir haben jetzt Druck“, klagte Präsident Peter Frese vom Deutschen Judo-Bund (DJB) nach dem schwachen Auftritt seiner Schützlinge bei den Weltmeisterschaften in Paris. „Aber wir müssen unser Ziel und unsere Aufgaben erledigen. Nämlich bei Olympia möglichst viele Medaillen für den deutschen Sport zu gewinnen.“

Wie schon im Vorjahr in Tokio rettete allein Schwergewichtler Andreas Tölzer mit WM-Silber die deutschen Mattenkämpfer vor einem kompletten Debakel. Dabei war der Mönchengladbacher lange das Sorgenkind im Team, ein angerissener Brustmuskel hatte die Teilnahme beim Saisonhöhepunkt beinahe unmöglich gemacht. „Vor neun Wochen hätte ich noch nicht daran geglaubt, hier überhaupt starten zu können“, gestand der 31-Jährige.

Im Endspurt für die WM war dann ein Härtetest im Training die Initialzündung. „Ich fühle mich erstaunlich stark. Ich kann alles machen und bin sehr optimistisch.“ Mit Recht, wie sein bärenstarker Auftritt im Palais Omnisports bewies. Erst gewann er seine vier Vorrundenkämpfe, dann ließ er sich im Halbfinale auch nicht vom Olympia-Dritten Oscar Brayson (Kuba) stoppen. Erst im Finale gegen den von den französischen Fans frenetisch angefeuerten Teddy Riner hatte Tölzer wie schon 2010 das Nachsehen.

„Schade. Es hätte mich sehr gefreut, wenn ich es geschafft hätte, diese Party hier zu schmeißen“, sagte Tölzer schmunzelnd mit Blick auf die heiße Atmosphäre in Paris-Bercy. DFB-Präsident Frese war dennoch voll des Lobes: „Auf den Mann ist einfach Verlass. Ich habe selten jemanden gesehen, der so oft mit Verletzungen hingefallen ist und stärker als zuvor wieder aufgestanden ist.“

Tölzer bewahrte die deutschen Mattenkämpfer erneut vor der ersten medaillenlosen WM seit 1965. „Der schlimmste Fall ist doch nicht eingetroffen“, sagte Frese erleichtert. Doch ein Jahr vor Olympia macht die schwache Ausbeute Sorgen: Nur drei von 18 Startern überstanden die Vorrunde, am Ende standen neben dem WM-Silber für Tölzer nur zwei fünfte Plätze für Heide Wollert und Miryam Roper.

Die Frauen durften am letzten Wettkampftag aber doch noch jubeln: Gegen Südkorea holten sie sich Team-Bronze. „Ich hatte Freudentränen in den Augen“, gestand Bundestrainer Michael Bazynski. Die Männer gingen dagegen leer aus.

Auch für Olympiasieger Ole Bischof kam schon in der Vorrunde das Aus, doch der Reutlinger hatte Lospech und musste schon viel zu früh gegen den erneuten Weltmeister Kim Jae-Bum antreten. „Ole war kämpferisch überzeugend. Er hat einen hervorragenden Einsatz gezeigt“, lobte Männer-Bundestrainer Detlef Ultsch.

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