Biedermann nach Achterbahn-Jahr gereift und bereit

Dubai (dpa) · In diesen 3:37,06 Minuten passte endlich wieder einmal alles in der Schwimm-Welt von Paul Biedermann - nach der doch noch geglückten WM-Mission weiß der Rekordler aber, was er 2011 zu tun hat.

„Ich werde noch mehr trainieren, um mit Schwimmern wie Ryan Lochte oder Michael Phelps mitzuhalten. Beide WM-Titel zu verteidigen wird hart, aber ich nehme es in Angriff“, sagte der 24-Jährige nach seinem kaum noch erhofften Sieg über 400 Meter Freistil bei der Kurzbahn-Weltmeisterschaft in Dubai.

Nach seinen Niederlagen bei EM und WM über seine Spezialstrecke 200 Meter hatten Freundin Britta Steffen und zuletzt auch Heimtrainer Frank Embacher Biedermann eine Änderung seiner Renntaktik nahegelegt. Ironischerweise führte das vergleichsweise gemächliche Tempo und das Verlassen auf den gewohnt starken Schlussspurt zum Sieg in Weltjahresbestzeit. Aber das hatte auch damit zu tun, dass keiner der Konkurrenten die von Biedermann so ungeliebten Zwischenspurts anzog.

Nach der klaren Schlappe über 200 Meter, wo ihn als Fünfter Welten von Sieger Ryan Lochte trennten, war auch das Umfeld unsicher über Biedermanns Leistungsfähigkeit. Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen, die während Biedermanns Rennen im heimischen Berlin trainierte, gab nach dem Triumph zu: „Ich war überrascht, das hätte ich nicht erwartet, umso schöner.“ Während sich Freund Paul an seinem rennfreien Wochenende in Dubai mit Sightseeing und Shopping belohnte, durfte Britta in der britischen Botschaft in Berlin bei einem Empfang Prinz Harry die Hand schütteln.

Nach dem gemeinsamen Jahreswechsel auf Teneriffa steht für Biedermann und Steffen mit dem deutschen Nationalteam das erste von mehreren Trainingslagern an. In Shanghai im Juli treffen beide auf ihre große, derzeit teils noch pausierende Konkurrenz. Insbesondere Biedermann muss sich weiter steigern, um bei der WM und 2012 bei Olympia in London zu bestehen. Derzeit ist für ihn Lochte über die 200 Meter Freistil wie auch für den Rest der Welt unerreichbar, doch auch die Russen sind derzeit ein Stück voraus.

Die schlaksigen Osteuropäer und Youngster Yannick Agnel aus Frankreich haben die Umstellung von den Hightech-Anzügen besser verkraftet als der muskulöse Biedermann. Hinzu kommt der 14-malige Olympiasieger Michael Phelps, der nach einem „Sabbat-Jahr“ 2010 nun wieder angreifen will und sicher auf Revanche brennt für die Schlappe gegen Biedermann bei der Langbahn-WM 2009.

Biedermann will bei den notwendigen Korrekturen an Training, Taktik und Technik sich selbst und seinem Umfeld vertrauen. „Ich trainiere schon bei dem für mich weltbesten Trainer, was soll ich mir noch bei anderen abgucken?“, fragte er. Auch menschlich hat Biedermann in diesem Jahr viel gelernt. „Es ist ganz leicht, hochgejubelt zu werden. Umso schwerer ist dann der Fall, damit umzugehen, das zu verkraften und sich dann trotzdem durchzusetzen.“

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