Biedermann versöhnt: Bestzeit nach „hohem Ross“

Budapest (dpa) · Auch ein Weltmeister lernt nie aus. Paul Biedermann drückte bei der Schwimm-EM von Budapest noch einmal die Schulbank, zahlte Lehrgeld und gewann neue Erkenntnisse.

Ein Jahr nach dem Meisterstück von Rom mit Zweifach-Gold und Doppel-Weltrekord war der 24-Jährige mit einem EM-Sieg und zwei Silbermedaillen am Ende versöhnt. „Ich bin sehr zufrieden. Am Anfang war ich doch enttäuscht über die 400 Kraul. Das hat mich einfach vom hohen Ross runtergeholt und gezeigt, ich muss was tun“, sagte Biedermann.

Als Startschwimmer der 4 x 200-Meter-Freistil-Staffel verbesserte er die Weltjahresbestzeit von US-Superstar Michael Phelps um 14/100 Sekunden auf 1:45,47 Minuten. „Ich habe jetzt wieder wieder einen Gruß nach Amerika geschickt, aber der wird sicher wieder zurückkommen. Aber ich wollte als Weltbester hier aus Budapest abreisen, und das ist mir geglückt“, sagte er und freut sich auf das nächste Duell mit Phelps - wohl Ende des Jahres bei der Kurzbahn-WM.

In Europa wird sich Biedermann die nächsten Jahre mit Shooting-Star Yannick Agnel auseinandersetzen. Der 18-jährige Franzose hatte Deutschlands Sportler des Jahres über 400 Meter Freistil geschlagen und ihn im Startschwimmer-Duell ein hartes Duell geliefert. „Wir werden noch große Rennen gegeneinander schwimmen“, sagte Biedermann, nachdem er sich noch im Wasser mit Agnel abgeklatscht hatte. „Paul ist ein unglaublicher Schwimmer und toller Typ. Ich hoffe, dass wir uns in den nächsten Monaten und Jahren noch weiter viele tolle Duelle liefern“, gab Agnel artig zurück.

Im Schnitt gerade einmal zwei Jahre älter als Agnel waren Biedermanns Staffel-Kameraden Tim Wallburger, Robin Backhaus (beide Berlin) und Clemens Rapp (Bad Saulgau). Das Quartett holte hinter Top-Favorit Russland die erste Staffel-Medaille deutscher Freistil- Schwimmer nach sieben Jahren. „Toll, wie die Jungs das gemacht haben“, lobte Teamplayer Biedermann. Trotz des „weichen“ Wassers, in dem er kaum Vortrieb verspürte, schaffte er die erhoffte Weltjahresbestzeit.

Nach dem Ende der High-Tech-Anzüge und der damit verbundenen Rekordflut bezieht Biedermann seine neue Motivation aus dem Duell Mann gegen Mann. Schwimmen ist gerade für ihn schwerer geworden, im Wasser profitierte er früher mehr als andere von den Ganzkörperanzügen, an Land musste er als Gejagter erstmals mit Erfolgsdruck klarkommen. „Mit dieser Erfahrung kann ich bei der Weltmeisterschaft 2011 in Schanghai wieder voll da sein.“ Doch zunächst beginnt am Donnerstag mit Freundin Britta Steffen die schönste Zeit des Jahres. „Jetzt mache ich erst mal dreieinhalb Wochen Urlaub und wälze mich am Strand.“

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