Biedermann vor Lochte und Phelps - Deibler 6.

Shanghai (dpa) · Im Halbfinale kam Weltmeister Paul Biedermann vor den US-Stars Michael Phelps und Ryan Lochte an, aber für den goldenen Anschlag im Finale muss der Titelverteidiger noch schneller werden.

Einen Tag nach WM-Bronze über 400 Meter Freistil hinterließ der Champion von 2009 über die halb so lange Distanz einen blendenden Eindruck. Dagegen musste sich Steffen Deibler über 50 Meter Schmetterling mit Final-Rang sechs begnügen. Der Sieg ging an den brasilianischen Olympiasieger Cesar Cielo, dem nach einer positiven Doping-Probe ein zweifelhafter Ruf vorauseilt. Dem Norweger Alexander Dale Oen gönnte dagegen praktisch jeder den Sieg über 100 Meter Brust. Mit den Gedanken war er auch bei der Tragödie in der Heimat.

Auch wenn es nur das Halbfinale war, die geballte Power an Weltstars über 200 Meter Freistil sorgte trotzdem für Spannung und Begeisterung im Oriental Sports Center. Ohne Teilnehmer aus China, obwohl Sun Yang die Weltjahresbestenliste anführt, sorgte vor allem der 14-malige Olympiasieger Phelps für Jubel unter den Zuschauern. Und Biedermann, der den Amerikaner 2009 im WM-Finale entthront hatte, bekam von der lautstarken deutschen Kolonie viel Unterstützung - und war in 1:45,93 Minuten vor Lochte und Phelps als Drittem vorn.

„Lochte hat die letzten 50 nicht voll gemacht. Das wird ein super hartes Finale“, sagte Biedermann, „ich weiß, das sag ich immer, aber morgen ist es einfach so.“ Als Schnellster der Vorschlussrunde geht der Franzose Yannick Agnel (1:45,62) in den Kampf um die Medaillen an diesem Dienstag.

Dagegen hat der mit Pfiffen und Beifall empfangene Brasilianer Cielo die erste Goldmedaille der Titelkämpfe in China nach 23,10 Sekunden Wettkampfzeit in der Tasche. Erst kurz vor den ersten WM-Rennen gab der Internationale Sportgerichtshof CAS Grünes Licht für den mit einer positiven Doping-Probe belasteten Brasilianer. Als die TV-Kameras aus aller Welt auf Cesar Cielo gerichtet waren, liefen beim Olympiasieger Tränen. Sowohl im Becken als auch bei der Siegerehrung.

„Die Goldmedaille fühlt sich anders an als andere“, sagte der 24-Jährige. Von vielen wurde ihm das Recht auf die Unschuldsvermutung zugesprochen, weil er vom CAS nicht gesperrt worden war. Irgendwie hatte der Sieg trotzdem einen faden Beigeschmack. Das sagte Deibler zwar nicht, aber Cielos Start monierte er dennoch. „Ich finde die Entscheidung nach wie vor falsch“, betonte Deibler, bei dem der Anschlag in 23,55 Sekunden nicht hinhaute. „Erst einmal muss ich aber meine eigene Leistung verbessern.“

Für das Finale noch etwas draufpacken möchte Helge Meeuw. Der Vize-Weltmeister zog mit der fünftschnellsten Zeit in 53,34 Sekunden in den Endkampf ein. „Das hat sich besser angefühlt als im Vorlauf.“

Nicht zu toppen waren die Leistungen bei Ye Shiwen (China) in 2:08,90 Minuten über die 200 Meter Lagen und bei Dana Vollmer (USA) in 56,87 Sekunden über 100 Meter Schmetterling. Es war jeweils das erste Schwimm-Gold für ihr Team.

Mit Tränen ganz anderer Art kämpfte Dale Oen bei der Siegerehrung. In 58,71 Sekunden holte der Olympia-Zweite den Sieg über 100 Meter Brust - und wurde in der Pressekonferenz praktisch nur nach den schrecklichen Geschehnissen in der Heimat befragt. „Natürlich denkt man an zu Hause und es ist sehr, sehr schwer. Aber man versucht das im Rennen auszublenden“, sagte er mit gefasster Stimme.

Über 100 Meter Brust verpasste die Wuppertalerin Sarah Poewe dagegen den Endkampf. Nach Platz drei im Vorlauf gelang ihr im Halbfinale in 1:08,38 Minuten nur die zwölftbeste Zeit. Mit ihrer Vorlaufzeit hätte sie es ins Finale geschafft. Im Halbfinale schwamm 200-Meter-Olympiasiegerin Rebecca Soni in 1:04,91 Weltjahresbestzeit.

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