Biedermann zur Bundestrainersuche: Coach aus Ausland

Halle (dpa) · Auf seinem Weg zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio würde Paul Biedermann gerne von einem Bundestrainer „aus dem Ausland“ begleitet werden.

„Der neue Bundestrainer muss international erfahren sein, er muss wissen, was er will, er muss mit der Struktur hier zurechtkommen, und er darf sich nicht unterbuttern lassen“, sagte Biedermann in einem Interview der „Welt am Sonntag“. Bis zum 30. September waren Bewerbungen für die zunächst bis Ende 2016 befristete Stelle möglich. Einer der Kandidaten ist Stützpunkttrainer Henning Lambertz. Der Essener würde aber nur einen langfristigen Vertrag über 2016 hinaus akzeptieren.

Die Kernarbeit werden Biedermann & Co. auch auf dem Weg nach Rio bei ihren Heimtrainern absolvieren. Welche Aufgaben der neue Mann an der Spitze hat, hängt entscheidend von der Person ab. „Wir brauchen dann einen, wenn er die Möglichkeit hat, die Topschwimmer alle gemeinsam zu einer Maßnahme zusammenzuziehen. Wenn er sagen kann: Ich habe eine Idee und wir setzen das so um, wie ich es mir vorstelle“, betonte der Weltrekordler über 200 und 400 Meter Freistil. „Was wir nicht brauchen, ist jemand, der sich nach jedem Abschnitt den Medien präsentiert, zu allem seine Meinung sagt und sein Ego pflegt.“

Bei den Olympischen Spielen in London hatte Biedermann als 13. über 400 Meter Freistil, als 5. über 200 Meter Freistil und auf Rang 4 mit der Freistil-Staffel über 4 x 200 Meter die anvisierte Medaille verpasst. Schon damals hatte er aber gesagt, dass der Auftritt der Staffel für Rio 2016 motiviere. In seiner Pause nach den Sommerspielen von London fragte sich Biedermann, ob er die Karriere auch tatsächlich fortsetzt.

„Ich mache das jetzt 15 Jahre - da ging mir schon mal durch den Kopf: "Möchte ich das noch?" Jetzt weiß ich: "Ja, ich möchte es noch." Mit genügend Abstand hat es mich wieder gepackt. Ich werde definitiv bis 2016 weitermachen“, sagte Biedermann, bei dem nach der Analyse der letzten Auftritte technische Defizite ausgemacht wurden. Er selbst hat das 200-Meter-Rennen von London noch nicht auf Video angeschaut. „Der Frust ist noch da, und es wird auch noch eine Weile dauern, bis er komplett draußen ist. Denn ich hatte einen anderen Anspruch, ich wollte eine Medaille und bin für mich gescheitert.“

Nach der Enttäuschung von London ohne Medaille eines deutschen Beckenschwimmers machte Biedermann „ein strukturelles Problem“ aus. „Wir beschweren uns, dass wir zu wenig Trainer hätten - aber an der Basis hören die Trainer auf, weil sie zu schlecht bezahlt werden, keine Unterstützung bekommen und sich eigentlich niemand für sie interessiert. Das ist so schade, denn an der Basis müssen die Talente gesichtet und motiviert werden“, befand Biedermann, der am Wochenende beim Weltcup in Stockholm in die Kurzbahn-Saison einstieg.

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