Bitteres Missgeschick: Silber für Doppelvierer

Bled (dpa) · Selbst die Silbermedaille spendete keinen Trost. Mit versteinerter Miene überstand Lauritz Schoof die Siegerehrung. Das Missgeschick im Doppelvierer-Finale der Ruder-WM im slowenischen Bled machte dem Pechvogel aus Rendsburg mächtig zu schaffen.

Ein missratener Ruderschlag kurz vor dem Ziel brachte seine Mannschaft aus dem Rhythmus - und damit um den Erfolg. Am Ende fehlte eine Viertelsekunde zum Gold. Noch lange nach dem denkwürdigen Rennen war Schoof untröstlich: „Ich glaube, dass das Boot gekippt ist. Deshalb bin ich mit dem Ruderblatt auf das Wasser aufgeschlagen. Da war ich schon im Tunnel und habe gedacht, hoffentlich ist es bald vorbei.“

Bis kurz vor dem Zielturm lief für die Favoriten aus Deutschland alles nach Plan. Noch bei der 1900-Meter-Marke sah alles nach einem Sieg aus. Nutznießer des Missgeschicks waren die Australier, die den Zielstrich mit einem Vorsprung von 25/100-Sekunde überquerten.

Erst nach dem Trost seiner Freundin, die ihn noch auf dem Weg zur Medaillenvergabe lange in die Arme schloss, ging der Ärger von Tim Grohmann in Trotz über: „Silber ist in gewisser Weise ein Gewinn. Mit dem Frust von heute kann uns die Steigerung 2012 gelingen“, sagte der Schlagmann aus Dresden mit Blick auf die Olympischen Spiele in London.

Wenige Minuten später platzte auch der Traum von Marcel Hacker von einer WM-Medaille. Im Showdown der weltbesten Skuller kam der deutsche Einer-Meister aus Frankfurt/Main als Vierter ins Ziel. Gold ging an Mahe Drysdale (Neuseeland), der Ondrej Synek (Tschechien) und Alan Campbell (Großbritannien) auf die Plätze zwei und drei verwies.

Mit dem oftmals undankbaren vierten Rang konnte Hacker jedoch gut leben. Schließlich war er nur sieben Wochen nach seiner Bandscheibenoperation als großer Außenseiter ins Rennen gegangen. Deshalb wertete der Weltmeister von 2002 das Ergebnis als Mutmacher für London: „2012 wollen wir Gold. Wegen etwas anderem machen wir den ganzen Heckmeck nicht.“

Das Risiko, trotz der Operation an der Bandscheibe auf Hacker zu setzen, machte sich für DRV-Cheftrainer Hartmut Buschbacher bezahlt. Nach verhaltenem Start drehte der deutsche 34 Jahre alte Vorzeigeskuller mächtig auf und ließ im Schlussspurt immerhin noch den Schweden Lassi Karonen und Olympiasieger Olaf Tufte (Norwegen) hinter sich. „Ich hatte mit einer Medaille geliebäugelt. Schade, dass es nicht geklappt hat“, kommentierte Hacker.

Dennoch kann sich die bisherige DRV-Bilanz sehen lassen. Nach Gold im Achter und Frauen-Doppelvierer sowie den unglücklichen zweiten Plätzen im Männer-Doppelvierer und Männer-Doppelzweier fällt die Bilanz in den 14 olympischen Klassen schon vor dem letzten WM-Tag besser aus als bei den vorigen Titelkämpfen in Neuseeland mit jeweis einmal Gold, Silber und Bronze.

Zudem wurden am Samstag weitere Tickets für London 2012 gelöst. Annekatrin Thiele (Leipzig) im Einer, der Frauen-Doppelzweier, der Vierer ohne Steuermann und der leichte Männer-Doppelzweier sorgten für vier zusätzliche Startplätze. Damit konnten sich in Bled bisher insgesamt elf DRV-Boote für die olympische Regatta qualifizieren.

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