Boll wieder Nummer 1 der Tischtennis-Welt

Braunschweig (dpa) · Deutschlands Tischtennis-Ass Timo Boll hat den Spitzenplatz der Weltrangliste zurückerobert. Nach dem 4:1- Finalsieg beim Turnier in Braunschweig gegen Olympiasieger Ma Lin wird der Düsseldorfer im Januar nach acht Jahren wieder auf Platz eins geführt.

„Darüber freue ich mich natürlich“, sagte Boll. 2003 hatte er für fünf Monate den Top-Platz verteidigt. Nun wird er den derzeit führenden Chinesen Ma Long überflügeln, weil dieser ebenfalls nicht beim Pro-Tour-Finale vom 16. bis zum 19. Dezember in Südkorea punkten kann.

Bundestrainer Jörg Roßkopf hatte es schon geahnt, aber sicher war sich Boll erst, als das Glückwunschtelegramm von Dimitrij Ovtcharov kam. Sein Freund gilt in der deutschen Nationalmannschaft als derjenige, der sich am besten mit der komplizierten Berechnung der Weltrangliste auskennt und dabei nicht irrt. Kurz darauf teilte Bolls Materialsponsor die freudige Nachricht auch ganz offiziell auf seiner Internetseite mit.

Bolls Erfolg in Braunschweig war zugleich eine neue Kampfansage an die Stars aus China. „Das war ein sehr wichtiger Sieg für mich. Es wurde Zeit, dass ich wieder einmal einen der chinesischen Hochkaräter in einem wichtigen Turnier geschlagen habe“, erklärte Boll, der sich über 50 000 Dollar (37 600 Euro) Preisgeld und ein neues Auto des Turniersponsors freuen durfte.

Doch mehr als die Preise freute Boll der sportliche Aspekt: „Vor allem in Hinblick auf die Weltmeisterschaften im Mai nächsten Jahres in Rotterdam bringt der Erfolg über den Olympiasieger viel Selbstvertrauen.“ Sein Auftreten nach einer dreiwöchigen Wettkampfpause gab nicht nur den Beobachtern beim Turnier in Niedersachsen Rätsel auf. „Ja, das kann ich auch nicht fassen. Nach der schwachen Form beim Weltcup Ende Oktober in Magdeburg und der bitteren Niederlage gegen Chinas Weltmeister Wang Hao, hatte ich mir für das Turnier in Braunschweig eigentlich nichts ausgerechnet“, gestand der Rekord-Europameister.

Die klaren 4:0-Ergebnisse gegen Gao Ning (Singapur) und den Japaner Jun Mizutani ließen aber schon Bolls alte Klasse aufblitzen, abgerundet dann vom 4:1 gegen Olympiasieger Ma Lin. „Nach dem Endspiel habe ich zu Bundestrainer Jörg Roßkopf gesagt, es ist wohl besser, dass ich vor den Weltmeisterschaften auch drei Wochen Pause mache und nicht trainiere“, scherzte der bestens gelaunte Tischtennis-Profi.

In Braunschweig hat Boll wieder neue Spielfreude gefunden. „Ich bin bereit. Ich bin im Kopf frei und habe wieder meinen Spielwitz gefunden.“ Von Januar an werde er vor allem bei Turnieren starten, die auch die Top-Stars aus China im Programm haben. „Ich muss mich ihnen stellen und sie herausfordern. Nur das ist der Weg, um auch bei den Weltmeisterschaften vorn dabei zu sein“, sagte Boll kämpferisch.

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