Boy will Hambüchen ärgern - Duell um die Krone

Göppingen (dpa) · Fabian Hambüchen steuert einem neuen Reck-Rekord entgegen, Philipp Boy und Marcel Nguyen duellieren sich um die Mehrkampf-Krone. Bei den deutschen Meisterschaften der Turner in Göppingen werden auch die Tickets für die WM in Tokio vom 7. bis 16. Oktober vergeben.

In der EWS-Arena kann Hambüchen noch nicht in die Mehrkampf-Entscheidung eingreifen. Wegen der Nachwirkungen seiner Achillessehnen-Operation muss er auf Boden und Sprung verzichten. „Es sieht aber sehr gut aus. Die Entwicklung geht voran“, sagte sein Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen nach dem gelungenen Comeback bei der ersten WM-Qualifikation voller Zuversicht.

In Altendiez turnte sein Sprössling eine exquisite Reck-Übung mit Ausgangswert 7,5 und gilt nun als Favorit in der Entscheidung an seinem „Schokoladen-Gerät“, an dem er in den vergangenen sechs Jahren immer den nationalen Titel gewann. In Göppingen könnte er mit seinem siebten Streich in Serie nun sogar Eberhard Gienger übertreffen, der zwischen 1975 und 1980 gleichfalls sechsmal in Serie erfolgreich war. Insgesamt hatte der Altmeister aus Künzelsau jedoch neun Reck-Titel auf sein Konto gebracht und ist mit insgesamt 34 nationalen Siegen weiter unumstrittener Rekordchampion.

Im Kampf um den Reck-Titel will aber auch Mehrkampf-Europameister Philipp Boy ein Wörtchen mitreden. „Wenn es zum Showdown am Reck kommt, werde ich Vollgas geben. Wenn alle Elemente und Verbindungen klappen, turne ich eine Schwierigkeit von 7,6. Das wird Fabian sicher wurmen“, sagte Boy. „Doch 'Fabi' ist - auf deutsch gesagt - ein Kampfschwein. Ich hoffe, dass wir uns gegenseitig zu Höchstleistungen hochschaukeln“, meinte der Cottbuser, der in Göppingen die neue Trikot-Kollektion seines Ausrüsters (adidas) mit seiner goldenen Unterschrift vorstellt.

Viel wichtiger ist Boy aber die Mehrkampf-Krone. „Ich war Vize-Weltmeister und Europameister, aber noch nie deutscher Meister im Mehrkampf. Jetzt will ich es packen“, meinte er. Nah dran war er oft, 2008 war der Zweiter und schon dreimal Dritter. Besonders wurmt ihn noch der vierte Platz im Vorjahr, als er durch Patzer den greifbar nahen Titel dem Unterhachinger Nguyen überlassen musste.

„Das Duell ist in diesem Jahr ausgeglichen, beide können gewinnen“, prognostiziert Cheftrainer Andreas Hirsch. Und er fügt hinzu: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Mehrkampfmeister nicht zur WM fährt.“ Etwas weiter geht DTB-Präsident Rainer Brechtken. „Für mich sind Boy, Nguyen und Hambüchen für die WM gesetzt, wenn sie ihre Leistungen bestätigen. Es wird hochspannend“, sagte er. Bei den Frauen steuert die nach Fußverletzung wieder genesene Vize-Europameisterin Elisabeth Seitz (Mannheim) einer erfolgreichen Titelverteidigung entgegen.

Bedauerlich empfinden alle Beteiligten den Ausfall von Matthias Fahrig, dessen Fuß-Verletzung noch nicht auskuriert ist. „Das ist sehr schade“, sagte Hambüchen. „Wenn er den Fuß belasten kann, sollte man ihn nicht abschreiben. Er könnte für das Team in Tokio noch wichtig werden“, plädierte auch sein Vater Wolfgang für den sprunggewaltigen Hallenser.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort