Boys Karrierende? - Chusovitina turnt weiter

Berlin (dpa) · Der Rücktritt hat sich angedeutet: Vizeweltmeister Philipp Boy wird voraussichtlich am 1. Dezember in Stuttgart sein Karriereende verkünden.

Wie der Deutsche Turner-Bund (DTB) mitteilte, will Boy im Rahmen des DTB-Pokals an diesem Tag eine Pressekonferenz zu seiner Karriereplanung geben. Bereits am Sonntag hatte er in der Sendung „Sportplatz“ des rbb das Ende seiner Laufbahn angedeutet. „Die Tendenz ist momentan: Vielleicht werde ich das Turnen ad acta legen“, hatte Boy erklärt und darauf verwiesen, dass er sich noch im November definitiv äußern wolle.

Völlig überraschend hat sich hingegen Oksana Chusovitina entschieden, ihre turnsportliche Karriere nach ihrem bei Olympia erklärten Rücktritt doch weiter fortzusetzen. Die 37-Jährige, die in London ihre sechsten Spiele erlebte und schon 1992 Olympiasiegerin war, wird beim DTB-Pokal vom 30. November bis 2. Dezember im Team-Wettbewerb starten. 17 Medaillen bei Olympia, WM und EM hat sie gewonnen, 14 davon beim Sprung. In London verfehlte sie als Fünfte nur knapp das Treppchen an ihrem Spezialgerät.

„Oksana hat sich von den Belastungen bei Olympia gut erholt und für ihren Verein Herkenrath in der Liga zuletzt sehr gute Wettkämpfe abgeliefert. Sie fühlt sich gesund und möchte von Monat zu Monat weitermachen. Da das Team für Stuttgart nach dem Leistungsprinzip nominiert wird, haben wir entschieden, mit Oksana an den Start zu gehen“, erklärte Frauen-Cheftrainerin Ulla Koch.

Stuttgart wird allerdings nicht nur wegen des überraschenden „Rücktritts vom Rücktritt“ Chusovitinas zu einem Stelldichein der Weltelite. In Kohei Uchimura (Japan), Marcel Nguyen (Unterhaching) und dem US-Amerikaner Danell Leyva treten die drei erstplatzierten Mehrkämpfer der Spiele von London im Mehrkampf an. Für den Weltcup-Wettbewerb der Frauen schickt der DTB Elisabeth Seitz (Mannheim) und Kim Bui (Stuttgart) ins Rennen.

Philipp Boy verriet zuletzt arge psychische Probleme nach seinem schweren Sturz beim Stuttgarter Weltcup im Vorjahr. „Seit dem Weltcup ist bei mir ein Schalter im Kopf umgelegt. Das gab es vorher nicht, dass ich mir über das Turnen Gedanken gemacht habe“, sagte er.

Zugleich gab er zu, dass ihm bei diesem Absturz Gedanken an seinen einstigen Teamgefährten Ronny Ziesmer gekommen seien, der nach einem Sportunfall 2004 querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt. „Das sind Gefühle, die dich hemmen“, verriet Boy und begründete damit, warum seit Stuttgart keine Reckübung mehr hundertprozentig gelang. Er mache sich Gedanken um seine Gesundheit, schließlich wolle er ja noch 60 Jahre leben, sagte Boy zu seiner Situation. Bereits der Abschied von seinem größten Geldgeber, der Bundeswehr, im Oktober war als Indiz in Richtung Karriereende gewertet worden.

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