Britta Steffen „geschockt“ - Ärger über TV-Spot

Berlin (dpa) · Deutschlands Schwimm-Königin und ihr Gefolge hatten sich den ersten großen Auftritt ganz anders vorgestellt. Vor und beim Rennen über ihre Spezialstrecke lief es nicht nach den Vorstellungen von Britta Steffen.

Der Blick auf die Zeit ließ die Doppel-Weltmeisterin und ihren Trainer Norbert Warnatzsch ungläubig staunen. 54,14 Sekunden nach 100 Metern Freistil - das war am Samstag für die sichere WM-Qualifikation 6/100 zu langsam. „Wenn man die eigenen Erwartungen nicht erfüllt, ist man natürlich erstmal geschockt“, sagte eine bei der Siegerehrung noch gequält lächelnde Steffen, die über 50 Meter noch eine Chance zur Norm-Unterbietung hat.

Die noch im Vorlauf über 100 Meter gezeigte Souveränität war wie weggeblasen - stattdessen regte sich die 27-Jährige über die mediale Begleitmusik ihrer Beziehung zu Paul Biedermann auf. Unmittelbar vor ihrem Endlauf war ein Film der ZDF-Liveübertragung über das Schwimm-Traumpaar auch auf der Leinwand in der Halle eingespielt worden; inklusive Szenen ihrer öffentlich gezeigten Zuneigung. Steffen konnte das zwar nicht sehen, aber über die Hallenlautsprecher hören - und ließ sich trotz jahrelanger Zusammenarbeit mit einer Psychologin davon beeindrucken.

„Ich war doch ein bisschen fest und dachte mir: Ich will doch einfach nur schwimmen und mich konzentrieren. Mir taten auch die anderen Mädels leid“, gab sie nach dem Rennen gefasst zu Protokoll. „Das war irgendwie wie bei einem Boxkampf, das kenn ich als Schwimmer gar nicht.“ Zuvor hatte sie noch deutlich emotionaler reagiert und ließ sich von Freund Paul vor aller Augen trösten.

Angefressen war auch Steffens Heimtrainer Warnatzsch. „Dass vorher noch ein Spot aus dem privaten Bereich eingespielt wird, ist total unplatziert“, grummelte das Trainer-Urgestein, gab aber auch zu: „Wir haben gepokert. Die WM ist der absolute Höhepunkt, die DM ein Qualifikationswettbewerb.“ Bei allen Irritationen war aber auch ihm nicht entgangen, dass seine Schülerin im ersten großen Langbahn-Finale seit 22 Monaten ihre bisherige große Stärke - die zweiten 50 Meter - diesmal nicht ausspielen konnte.

Steffen ging die erste Bahn langsamer statt wie geplant schneller als im Vorlauf an. „Ich bin ein bisschen unklug geschwommen und muss noch ein bisschen üben“, sagte sie. Auch der Anschlag war alles andere als optimal. Allein hier ließ Steffen mehr als die fehlenden 6/100 liegen.

Vor ihrer letzten Qualifikationschance musste sich Steffen keine ernsthaften Sorgen machen. Bundestrainer Dirk Lange habe bereits ein Entgegenkommen signalisiert. „Der Herr Lange hat gesagt, Britta, du bist Weltmeisterin, wenn du Erste wirst und halbwegs die Norm schwimmst, dann wird das schon“, berichtete Steffen. Ihr Freund Paul Biedermann jedenfalls ist sich sicher: „Sie hat viel, viel mehr drauf, das weiß ich.“

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