Britta Steffen redet - Antworten oder neue Fragen?

Berlin (dpa) · Britta Steffen will reden, erklären, sich stellen. Das ist ihr wichtig. Dafür - und für einen Sponsorentermin - unterbricht sie das Höhentrainingslager in der spanischen Sierra Nevada für einen 24-stündigen Aufenthalt in Berlin.

Bei einer Pressekonferenz an diesem Freitagabend will die Doppel-Olympiasiegerin öffentlich ihre Gründe für die fluchtartige WM-Abreise und die genauen Umstände der Ereignisse von Shanghai benennen. Die 27-Jährige hatte Ende Juli nach schlechter Vorlauf-Leistung ihre weiteren WM-Starts abgesagt und sich nach dem Ende der Titelkämpfe nicht mehr geäußert.

Nach wie vor gibt es keine Klarheit in der Frage, wer wann von Steffens Abreise wusste und wie eingebunden war. Schon in China gab es dazu widersprüchliche Aussagen. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) wollte sich vor der Veranstaltung nicht äußern und ist bei dieser auch nicht vertreten - trotz Einladung des Steffen-Managements. „Der Verband wird das zur Kenntnis nehmen und sich eventuell danach äußern“, sagte DSV-Präsidentin Christa Thiel, die am Freitag Gespräche mit dem Fernsehen führt.

Die Sprachlosigkeit zwischen Verband und seinen Top-Athleten offenbart nicht nur andauernde Kommunikationsprobleme. Schon länger stellt sich die Frage, wie der DSV mit Steffen und ihrem Freund Paul Biedermann nebst dem Management der Asse umgehen will - und umgekehrt. So gab es im April Irritationen, als Thiel die Teilnahme aller ihrer Spitzensportler bei der Gala zum 125-jährigen DSV-Jubiläum ankündigte - nur war dieser Wunsch irgendwie nicht zum Vorzeigepaar Steffen/Biedermann vorgedrungen.

„Einfach nur traurig“, hatte Thiel die Abreise Steffens in Shanghai genannt. Sanktionen wurden von DSV-Seite nicht ausgeschlossen und stehen immer noch im Raum. Das Problem dabei: Kann und will es sich der DSV leisten, endgültig auf Konfrontationskurs zu gehen mit seiner besten Athletin und nebenbei einzigen echten olympischen Medaillen-Hoffnung der Frauen für London 2012? Weiterer Ärger mit Biedermann wäre programmiert. Er hatte sich schon in Shanghai bedingungslos hinter seine Freundin gestellt und sie wie ein Löwe verteidigt.

Britta Steffen hat sich gut auf ihren Auftritt vorbereitet und will laut ihrer Managerin Claudia Lindner „keiner Frage aus dem Weg gehen“. Ein Wiedersehen mit ihren Teamkollegen während eines Trainingslagers im August in Kienbaum sei nicht von Vorwürfen, sondern einer freundlichen Atmosphäre geprägt gewesen.

Bei einem Gespräch Steffens mit DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow und Heimtrainer Norbert Warnatzsch ist die sportliche Marschroute bis London abgesteckt worden. „Wir werden in London noch mal voll angreifen. Nicht aus Hass oder aus Rache, Britta will eine sportliche Antwort geben“, sagte Warnatzsch dem „Tagesspiegel“. Seine deutliche Wortwahl lässt erahnen, wie sehr Britta Steffen und dem Umfeld daran liegt, ihre Sicht der Dinge darzulegen.

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