„Chinaschreck“ Boll verliert Schrecken im Finale

Dortmund (dpa) · Die Fußballprofis von Borussia Dortmund drückten auf der Tribüne BVB-Fan Timo Boll vergeblich die Daumen. Deutschlands Tischtennis-Star konnte seinen starken Auftritt bei den German Open in Dortmund nicht mit dem erhofften Turniersieg krönen.

Im Endspiel wies der Chinese Zhang Jike den favorisierten Weltranglisten-Ersten mit 4:0 unerwartet deutlich in die Schranken. Dennoch tankte Boll mit Platz zwei Mut für die Weltmeisterschaft im Mai in Rotterdam.

„Ich erkenne die starke Leistung meines Gegners an. Bei unseren Duellen entscheidet die Tagesform“, sagte Boll. Vor zwei Wochen hatte er den Weltranglisten-Sechsten bei den Katar Open im Halbfinale noch besiegt. Diesmal revanchierte sich Zhang Jike auch für seine Landsleute. Auf dem Weg ins Finale hatte Boll zuvor seinen Ruf als „Chinesenschreck“ zweimal bestätigt und dabei in einem grandiosen Halbfinale auch Olympiasieger Ma Lin mit 4:2 besiegt.

„Ich bin mit Platz zwei zufrieden und brauche mich vor keinen Chinesen zu verstecken“, bilanzierte Boll. Bereits vor zwei Wochen war er aber im Endspiel der Katar Open mit 0:4 von dem in Dortmund pausierenden Xu Xin „versohlt“ worden. „Timo hat dennoch seine Medaillenchance für Rotterdam untermauert“, sagte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig. „Timo hatte diesmal nicht die richtige Antwort auf den Bälle von Zhang Jike“, meinte Bundestrainer Jörg Roßkopf.

Direkt nach der Siegerehrung fuhr Boll zum Flughafen, wo der Flieger nach Peking auf ihn wartete. In Chinas Hauptstadt stehen am 2. und 3. März der Erdteilkampf Asien - Europa an, und am 6. März will der gebürtige Hessen seinen zehnten Titel bei den nationalen Meisterschaften in Bamberg holen.

„Das Ro-Do-Lo-Programm für Timo steht“, erklärte Schimmelpfennig die langfristige Planung für den Hoffnungsträger. Gemeint sind die Einzel-WM in zehn Wochen in Rotterdam, die Team-WM 2012 in Dortmund und das Olympia-Turnier 2012 in London. Dort will Boll die Chinesen angreifen, die bei der WM-Generalprobe in der Westfalenhalle zwei ihrer besten Spieler nicht einsetzen. Insgesamt mehr als 11 000 Zuschauern sorgten in Dortmund schon einmal für WM-Atmosphäre.

Während Boll als „Alleinunterhalter“ im Soll ist, erlitten die anderen Teilnehmer des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ein Debakel. Für sie war spätestens die 2. Runde die Endstation. Viele wirkten überspielt, andere setzten sich zu stark unter Druck. „Wir hatten uns mehr vorgenommen. Bei Heim-Auftritten steht man unter besonderer Spannung. Da müssen wir die Handbremse lösen“, sagte Sportchef Schimmelpfennig mit Blick auf die Heim-WM 2012. Der neue Team-Psychologe Carsten Schiel soll dabei Hilfestellung leisten.

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