Der steinige Weg auf die Planchen von London 2012

Sheffield (dpa) · Die Olympia-Startkriterien im Fechten sind extrem hart und werden im Vierjahresrhythmus immer schwieriger erfüllbar.

„Die Qualifikation für 2012 ist um einiges schärfer, als in London vorn dabei zu sein“, sagt Sven Ressel, im Deutschen Fechter-Bund (DFeB) für Koordination und Kommunikation zuständig. Mit der Europameisterschaft in Sheffield beginnt die heiße Phase dessen, was den Planchenkünstlern Bauchschmerzen bereitet: der Kampf ums olympische Dabeisein.

Und der wird heftig, weil der Weltverband FIE die Starterfelder klein hält. Nur etwa 36 Plätze wird es in den Einzeldisziplinen geben, in denen in London auch ein Mannschaftswettkampf auf dem Programm steht. In den Disziplinen ohne Teamwettbewerb werden sich ungefähr 30 Fechter um die olympischen Medaillen bewerben.

Im Gegensatz zu WM und EM (zwölf) gibt es bei Olympia lediglich zehn Entscheidungen. In den Mannschaftsdisziplinen wird rotiert: Diesmal sind im Unterschied zu Peking 2008 Herrenteams mit dem Florett und Damenteams mit dem Degen dabei. Je Waffengattung starten inklusive Gastgeber maximal neun Mannschaften, von denen sich allein die vier besten der FIE-Rangliste direkt für London qualifizieren.

„Dieser vierte Platz ist der Maßstab. Und das wird schwierig genug“, sagt Herrenflorett-Bundestrainer Ulrich Schreck. Doch die Mannschafts-Qualifikation ist auch deshalb von immenser Bedeutung, weil damit automatisch auch drei Einzel-Startplätze verbunden sind.

Scheitern beispielsweise Deutschlands Florett-Stars, droht im schlimmsten Fall auch Olympiasieger Benjamin Kleibrink und Weltmeister Peter Joppich das Aus für London. Aktuell ist Deutschland mit 222 Punkten Achter, hat im Ranking auf die USA (Platz 5/231) aber nur einen minimalen Abstand. Umso wichtiger wird ein positives Abschneiden beim Weltchampionat im Oktober in Catania (Italien): Dort werden doppelte Mannschaftspunkte vergeben.

Herrendegen und Damensäbel sind für 2012 anders geregelt, weil mit diesen Waffen kein olympischer Teamwettbewerb ausgefochten wird. 30 Plätze gibt es jeweils. Die besten Zwölf der FIE-Rangliste sind auf jeden Fall dabei. Für alle anderen wird es eng. Das führte in der Vergangenheit dazu, dass selbst olympische Medaillengewinner und Welt- oder Europameister nur TV-Zuschauer waren.

Für den DFeB, der 2008 durch Britta Heidemann (Degen) und Kleibrink zwei Goldmedaillen holte, haben die harten Kriterien aber auch Gutes: Jeder Qualifizierte hat eine „realistische Endkampf- und auch Medaillenchance“ - das hält der deutsche Verband sogar schriftlich fest.

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