Interview Rainer Düro, Ehrenpräsident des rheinland-pfälzischen Triathlonverbands Rat an alle Anfänger: In der Gruppe macht’s am meisten Spaß

Trier · Der Triathlonsport erfordert Selbstdisziplin und kann auch ins Geld gehen. Hinter den jüngsten großen deutschen Erfolgen steckt systematisches Kader-Training.

 Rainer Düro.

Rainer Düro.

Foto: TV/Mirko Blahak

In Deutschland wuchs die Zahl der Teilnehmer an Triathlonveranstaltungen von 90 000 im Jahr 2003 auf 270 000 bei rund 630 Wettkämpfen im Jahr 2017. Die Mitgliederzahl in der Deutschen Triathlon-Union wuchs von rund 23 000 im Jahr 2002 auf rund 58 000 im Jahr 2017.Gibt’s im Land eine neue Lust am Leiden?

Düro: Nein! Kein Sportler, der schon am Anfang leidet, bleibt dauerhaft beim Triathlon. Es gibt vielmehr von Jung bis Alt eine gesellschaftliche Tendenz, sich neue persönliche Ziele, gerade auch im Sport, zu setzen. Das fördert auch den derzeitigen Trend, neue, junge Sportarten auszuprobieren.

Bei den Wettbewerben sind Frauen in großer Unterzahl: Warum ist der Triathlon so männerdominiert?

Düro: Seit mehr als zwei Jahrzehnten liegt der Frauenanteil im Rheinland-Pfälzischen Triathlonverband immerhin konstant bei über 25 Prozent – zuletzt ist er auf 28 Prozent gestiegen. Auch für den Verein Tri-Post Trier starten viele weibliche Athleten äußerst erfolgreich. Festhalten sollte man allerdings, dass viele Mädels auch heiraten, Kinder erziehen und daher in ihren Familien neue Schwerpunkte setzen. Da ist der Zeitaufwand, für drei Sportarten gleichzeitig zu trainieren, einfach nicht mehr zu stemmen.

Beim berühmtesten Triathon, dem Ironman auf Hawaii, haben bei den Männern zuletzt fünf Mal hintereinander deutsche Starter gewonnen. Was machen die Deutschen anders als die Konkurrenz?

Düro: Fast alle deutschen Langdistanz-Athleten haben eine erfolgreiche Kader-Karriere auf der olympischen Distanz  (1,5 Kilometer Schwimmen,  40 Kilometer Radfahren, zehn Kilometer Laufen) hinter sich. Der Trainingsumfang unter professioneller Führung, Wettkampfhärte und Erfahrung bilden dann die Basis für eine erfolgreiche Langdistanzkarriere. Weltweit hat diese Ironman-Distanz (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, Marathonlauf) die größte Aufmerksamkeit – und sie bietet damit auch gute Verdienstmöglichkeiten für die Top-Athleten und Profis. Hinzu kommt, dass die Hawaii-Sieger der vergangenen Jahre, Patrick Lange und Jan Frodeno, mit Faris al Sultan (selbst 2005 Hawaii-Champion) und Dan Lorang derzeit enorm erfahrene Trainer an ihrer Seite haben. Beide sind exzellente  Läufer und Teil eines funktionierenden Teams.

Patrick Lange unterbot bei seinem Sieg 2018 in 7:52:39 Stunden erstmals die Acht-Stunden-Marke auf Hawaii. Ist das noch gesund?

Düro: Ja! Auch wenn im Ziel der eine oder andere Athlet total erschöpft erscheint: Durch das monatelange intensive Training greift die Regeneration sehr schnell. Patrick Lange war heuer um Mitternacht nicht ,kaputt‘ im Bett, sondern an der Ziellinie, um den letzten hereinkommenden Athleten zum Finisher-Shirt zu gratulieren. Erinnern möchte ich aber daran, dass der überwiegende Teil der Athleten auf der Jedermann-Distanz (500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, fünf Kilometer Laufen) beziehungsweise der olympischen oder der Mittel-Distanz (zwei Kilometer Schwimmen, 80 Kilometer Radfahren, 20 Kilometer Laufen) unterwegs ist. Diese sind nach gutem Training zu schaffen!

Was empfehlen Sie Anfängern, die Triathlon als Breitensport ausüben wollen?

Düro: Sie sollen sich einem Triathlonverein oder einer Trainingsgruppe anschließen. Man erhält dort die nötigen Einsteigertipps und hat organisiertes Schwimmtraining mit Anleitung. Radausfahrten im Team und organisiertes Laufen machen zudem viel mehr Spaß, und man pusht sich gegenseitig.

Ab wann wird Triathlon teuer?

Düro: Triathlonsport ist nicht ganz billig: Ein Neopren-Schwimmanzug, die Radausstattung, Startgebühren und diverse Reisekosten können je nach Qualitätsanspruch ins Geld gehen. Der Jedermann­sport sollte im Normalfall kein Problem sein. Teuer wird es bei Überseestarts und in der Ironman-Serie.

Wie anfällig ist Triathlon für Doping?

Düro: Wie bei anderen Kraft-Ausdauer-Sportarten ist die Gefahr des ,Selbstbetrugs‘ auch im Triathlon gegeben. Ähnlich wie im Radsport  glauben nicht wenige Athleten, sie müssten stetig alle möglichen Nahrungsergänzungsmittel konsumieren, um ein – in der Regel nicht wirklich vorhandenes – Defizit aller möglichen Vitamine und Mineralstoffe auszugleichen. Das kann leider auch ein Einstieg zu verbotenen Substanzen sein, die im Internet erhältlich sind. Aufklärung und auch Abschreckung lautet das Credo der Deutschen Triathlon-Union (DTU) und des Rheinland-Pfälzischen Triathlonverbands (RTV). Die DTU kontrolliert nicht nur die  Spitzensportler und Profis, sondern lässt auch bei Breitensport-Wettbewerben stichprobenartig eigene Doping-Kontrollen durchführen. Im RTV wird das seit sechs Jahren regelmäßig gemacht.

Wie viel Training ist nötig, um einen Jedermann-Triathlon gut absolvieren zu können?

Düro: Das ist abhängig davon, wie die Fitness ist. Betreibt derjenige bereits die eine oder andere Sportart? Und wie gut ist seine Belastbarkeit? Eine Empfehlung für alle älteren Einsteiger: ein Gesundheitscheck beim Hausarzt! Am Anfang wären dann zum Beispiel pro Woche zwei Mal Schwimmen (jeweils ein bis zwei Kilometer), zwei Radausfahrten (über je 40 Kilometer) und drei Läufe (zum Beispiel über zwei Mal fünf Kilometer und ein Mal zehn Kilometer) eine gute Wettkampfvorbereitung. Wichtig ist der gern vergessene Ruhetag. Das Tempo und die Belastung sind so zu wählen, dass der Spaß erhalten bleibt.

Die Fragen stellte Mirko Blahak.

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