Die Helden der Paralympics 2012

London (dpa) · Die Paralympics 2012 waren Spiele der Stars und Rekorde. Manche Athleten pulverisierten Bestzeiten und -weiten, andere wurden endgültig zu Popstars. Aber auch ohne Sieg schafften es Athleten in die Schlagzeilen - oder in die Herzen der Zuschauer.

OSCAR PISTORIUS: Der Südafrikaner ist DER Star im Behindertensport, und auch in London wurde es bei den Auftritten des Leichtathleten im Stadion mit am lautesten. Der unbezwingbare Dominator ist er aber nur noch über 400 Meter, bei den Sprints hatte er das Nachsehen. Der Superstar selbst kam bei Olympia und Paralympics aus dem Staunen nicht heraus. „Ich bin so stolz, ein Traum ist wahr geworden.“

MARKUS REHM: Der Leichtathletik-Shootingstar im deutschen Team war im Weitsprung eine Klasse für sich, Rivale Czyz prognostiziert sogar schon Starts bei den Nicht-Behinderten. Mit Freundin Vanessa Low bildete der unterschenkelamputierte Athlet das Traumpaar im deutschen Team. Auf beide baut der Verband, wenn es darum geht, dem Behindertensport in Deutschland einen jugendlicheren Touch zu geben.

BIRGIT KOBER: Mit Doppel-Gold und Doppel-Weltrekord sorgte sie für die deutschen Höhepunkte im Olympiastadion. Trotz wenig glamouröser Trainingsbedingungen - sie wirft Speere auf einer Hundewiese, stößt Kugeln in der Tiefgarage - war die Münchnerin nicht zu schlagen. Bei ihrem letzten Wurf jubeln 80 000 Zuschauern. „Das war alles so viel größer als man selbst“, meinte die verblüffte Rollstuhlfahrerin.

JACQUELINE FRENEY: Achtmal ging sie im Aquatics Centre ins Wasser, achtmal gewann sie Gold - so oft wie kein anderer Athlet. Freney ist der Michael Phelps der Paralympics - nur weiblich und aus Australien. Im dramatischsten Rennen dieser Spiele erkämpfte die 20-Jährige Staffel-Gold trotz Rückstands beim letzten Wechsel. „Keine Ahnung, was da los war. Ich glaube, ich bin mit Superkräften geschwommen.“

DIE SUPER-MENSCHEN: Schon vor den Spielen feierten die Briten ihre „Superhumans“, wie der TV-Sender Channel 4 die heimischen Athleten nannte. Im Wettkampf enttäuschten sie nicht: Die kleinwüchsige Ellie Simmonds triumphierte in der Schwimmhalle, Prothesensprinter Jonnie Peacock im Stadion und der beinamputierte Jon-Allan Butterworth auf der Radrennbahn. Und auch Channel 4 gehörte zu den großen Siegern.

HOUSSEIN OMAR HASSAN: Alle seine Rivalen im 1500-Meter-Lauf waren schon im Ziel, als der erste Paralympicssportler aus Dschibuti noch zwei Stadionrunden vor sich hatte. Der einarmige und zudem mehrfach behinderte Sportler lief aber nicht allein: 80 000 Zuschauer sprangen von ihren Sitzen, um Hassan anzufeuern, der nicht aufgab und im Schritttempo sowie unter tosendem Applaus das Ziel erreichte.

YOHANSSON NASCIMENTO: Der Brasilianer bewegte die Fans gleich dreifach: Nach seinem 200-Meter-Gold machte er Freundin Thalita via TV-Kamera einen Heiratsantrag, auf das Siegerpodest sprang er trotz fehlender Hände mit einen Flick-Flack. Als er den 100-Meter-Sprint verletzt abbrechen musste, blieb er liegen, ehe er doch noch unter Tränen ins Ziel schlurfte. Dort setzte er sich heulend auf die Bahn.

LUCIANO DOS SANTOS PEREIRA: Der blinde Dreispringer kommt beim Anlauf von der Bahn ab, ein Offizieller muss ausweichen und plumpst rückwärts über den Stuhl. Weitere Schmunzler in London: Ein blinder Fußballer, der beim Torjubel aus Versehen den Schiedsrichter umarmt. Ein Schwimmer von den Komoren, der sich nach einem Fehlstart trotz anstehender Disqualifikation sein Rennen nicht vermiesen lassen will und die 50 Meter Freistil alleine bewältigt, während die anderen noch auf den Blöcken stehen. Oder eine blinde Läuferin aus Brasilien, die mit ihrem Guide fröhlich aufs Siegerpodest tanzt und dem Partner unter dem Jubel der Zuschauer ihre Blindenmaske aufsetzt.

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