DRB-Ringer im Minimalbereich - WM als Härtetest

Dortmund (dpa) · Die Heim-Europameisterschaft in Dortmund war für die deutschen Ringer wie ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Der von den ehemaligen Juniorentrainern Alexander Leipold und Maik Bullmann als Chefs im Männerbereich eingeschlagene Weg brachte erste Früchte.

Die Youngster haben ihr Herz in die Hand genommen und bei den Titelkämpfen in der Westfalenhalle zumindest das Minimalziel erreicht. „Wir haben tolle Kämpfe gesehen. Die gezeigten Leistungen in der Breite können sich im Hinblick auf die WM und die Olympia-Qualifikation sehen lassen. Dennoch sind nicht alle Rechnungen aufgegangen“, bilanzierte Manfred Werner, Präsident Deutschen Ringer-Bundes (DRB), vor den Kämpfen am Sonntag.

Vor allem der 21-jährige Saba Bolaghi zeigte sein Löwenherz im freien Stil. Trotz angebrochener Rippe gewann er im Limit bis 66 Kilogramm Bronze bei seinem EM-Debüt. „Das war kein Sieg, das war eine Gala“, lobte Freistil-Bundestrainer Leipold. Die Leidenschaft für den Mattenkampf hat Bolaghi von seinem Vater, einem ehemaligen iranischen Ringer.

Im Iran ist Ringen, anders als in Deutschland, Volkssport. Athleten wie Bolaghi werden dort verehrt. In den USA gehört Ringen zu den College-Sportarten, in Kuba kann selbst der Drittbeste im Team in der absoluten Weltspitze mithalten. Diese Nationen geben auch bei der WM und bei Olympia den Ton neben den ehemaligen Sowjetstaaten an.

Mit EM-Bronze von Bolaghi erfüllten die Freistilringer ihr Soll. Mit dem hoffnungsvollen Youngster Nick Matuhin (120 kg) und Marcel Ewald (60 kg) verpassten zwei im „kleinen Finale“ Bronze nur knapp. Dagegen enttäuschten die hochgehandelten Routiniers David Bichinashvili (84 kg) und Andriy Shyyka (74 kg), die gleich zum Auftakt in Runde eins scheiterten. „Auf jeden Fall sind wir auf Augenhöhe mit der Weltspitze. Die Ergebnisse geben uns genügend Rückenwind in der WM-Vorbereitung“, bilanzierte Leipold.

Frauen-Bundestrainer Jörg Helmdach, der seine Vorgaben mit der Bronzemedaille für Yvonne Englich (67 kg) ebenfalls erfüllt sah, war dagegen enttäuscht. „Wir werden jetzt nicht groß feiern, sondern sollten die Zeit besser nutzen, um uns zu unterhalten. Ich hoffe, dass die schwarzen Tage in diesem Jahr für uns vorbei sind und endlich wieder die Sonne rauskommt.“ Vor allem Maria Müller (72 kg) kritisierte er hart. Er warf der 25-Jährigen „leichtfertige Fehler“ vor, die schon im Viertelfinale zum Aus führten. Auch Aline Focken (63 kg) blieb hinter den Erwartungen.

Im griechisch-römischen Bereich deutete sich eine große Leistungsdichte im Team von Bullmann an. Dennoch scheiterte Jan Fischer im „kleinen Finale“ der Gewichtsklasse bis 84 kg. Der Saarländer wurde vom Armenier Artur Schahinjan gestoppt. Auch der stark kämpfende Schwergewichtler Nico Schmidt aus Frankfurt/Oder schied nach verlorenem Viertelfinale in der Hoffnungsrunde aus. So ruhten die Hoffnungen am Schlusstag wieder einmal auf dem Olympia-Zweiten Mirko Englich im Limit bis 96 Kilogramm.

Nach der gelungenen Heim-EM in Dortmund ermunterte der Ringer-Weltverband FILA den deutschen Fachverband zu einer WM-Bewerbung ermuntert. „Ich war schon bei etwa 40 Europameisterschaften, aber keine war so gut vorbereitet“, lobte FILA-Präsident Raphael Martinetti aus der Schweiz. Sein französischer FILA-Generalsekretär Michel Dusson meinte sogar: „Bewerbt euch doch mal für eine Weltmeisterschaft.“ Das hörte DRB-Präsident Manfred Werner natürlich gerne.

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