DSV-Schwimmer vor schwerer WM - 14 Medaillen Ziel

Shanghai (dpa) · Mit siebenmal Gold wie in Rom rechnet keiner, dafür will das deutsche Team bei der Schwimm-WM in Shanghai aber häufiger als vor zwei Jahren auf das Podest.

14 Medaillen - davon drei goldene - sollen von diesem Samstag an bis zum 31. Juli für die Mannschaft um die drei Doppel-Weltmeister Britta Steffen, Paul Biedermann und Thomas Lurz in der ostchinesischen Metropole her - zwei mehr als 2009. „Das ist eine sehr hohe Zielstellung“, gibt Lutz Buschkow, Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), zu.

Vor zwei Jahren katapultierten Steffen und Biedermann sowie Langstrecken-Rekordtitelträger Lurz den DSV-Tross fast im Alleingang auf Platz vier der Medaillenwertung. Ein Jahr vor Olympia ist die Konkurrenz bei der ersten WM nach dem Verbot der Hightech-Anzüge stark wie selten zuvor und mit Blick auf London würden die anderen Nationen nicht nur „eine Schippe Kohle drauflegen, sondern mit einem ganzen Kesselwagen feuern“, sagte Buschkow.

Aber auch das 57-köpfige deutsche Team zeigte sich vor dem WM-Auftakt zuversichtlich und will in der Breite stärker als 2009 sein. Für die ersten Erfolgserlebnisse möchten gleich am Eröffnungs-Wochenende die Wasserspringer um Patrick Hausding sorgen.

Den Löwenanteil mit sechsmal Edelmetall (2-2-2) sollen die Beckenschwimmer vom 24. Juli an holen. Bundestrainer Dirk Lange setzt neben den Titelverteidigern Steffen und Biedermann vor allem auf die Staffeln und Athleten, die aus dem Schatten des Traumpaares treten können. „Im Prinzip habe ich ein besseres Gefühl als 2009. Damals kam nach Paul und Britta nicht mehr viel.“ Das könnte sich jetzt ändern, denn einige Athleten ließen aufhorchen.

Marco di Carli tauchte nach Jahren aus der Versenkung auf und führt als einziger Deutscher eine Weltjahresbestenliste an. Über 100 Meter Freistil war er schneller als Titelverteidiger Cesar Cielo (Brasilien), dessen Start nach einer positiven Dopingprobe Gegenstand eines Einspruchs des Weltverbandes FINA beim Sportgerichtshof CAS ist. Auch Schmetterling-Spezialist Benjamin Starke und der Brust-Newcomer Christian vom Lehn ließen als Zweitschnellste in diesem Jahr aufhorchen. „Ich habe eine neue Mannschaft kennengelernt mit einem neuen Charakter. Sie wissen, was sie können und greifen an“, lobt Lange.

Top-Kandidaten fürs Podest bleiben aber Steffen und Biedermann. Die Doppel-Olympiasiegerin hat nach zweijähriger Langbahn-Pause bei internationalen Wettkämpfen wieder „richtig Lust auf schnelles Schwimmen“. Ihre Konkurrenz ist nahezu die selbe geblieben. Für Gold muss die 27-Jährige weiter an den starken Niederländerinnen vorbei. „Ich möchte gerne eine Medaille gewinnen und wenn möglich Gold. Aber ich wäre auch gezwungenermaßen mit einer Silber- oder Bronzemedaille sehr zufrieden“, sagt Steffen, die für die WM ein Ernährungstagebuch anlegte und nun nur noch 60 statt 65 Kilo wiegt.

„Gewicht machen“ musste auch Freund Paul Biedermann, der besonders von den „Plastikanzügen“ profitierte. Nach Niederlagen wurde er Ende 2010 Kurzbahn-Weltmeister über 400 Meter Freistil und feierte so nach lehrreichen Niederlagen einen gelungenen Jahresabschluss.

Besonders über 200 Meter ist die Konkurrenz aber so stark wie seit Jahren nicht mehr. US-Superstar Michael Phelps brennt auf die Rom-Revanche, Teamkollege Ryan Lochte wurde souverän Kurzbahn-Weltmeister, Europameister Yannick Agnel (Frankreich) schlug Biedermann bereits über 400 Meter. Dazu kommen die starken Russen und Asiaten mit dem Weltjahresbesten Sun Yang an der Spitze. „Ich möchte schon beide Titel verteidigen, auch wenn es sehr hart und schwer wird“, erklärt Biedermann.

Während er bis zum 24. Juli in Shanghai weiter trainieren kann, sollen die Wasserspringer bereits zum Auftaktwochenende in den Synchron-Wettbewerben für die erste von avisierten vier Edelplaketten sorgen. Nach dem Drei-Meter-Brett der Frauen sind die Olympia-Zweiten Patrick Hausding und Sascha Klein am Sonntag vom Turm Medaillenkandidaten. Neben Edelmetall geht es für die Springer auch um olympische Quotenplätze. London 2012 ist auch für die Synchronschwimmerinnen Wiebke Jeske und Edith Zeppenfeld das große Ziel.

Die Langstreckenschwimmer um den neunmaligen Weltmeister Thomas Lurz stehen im Fokus einer noch nicht beendeten Sicherheitsdebatte. Nachdem der Amerikaner Francis Crippen im Oktober 2010 vor Dubai im aufgeheizten Persischen Golf ertrank, wird es nun mehr Begleitboote und auch eine frühere Startzeit geben, um die drückende Schwüle erträglicher zu machen. Die Wasserball-Männer wollen unter die ersten Acht und im angepeilten Viertelfinale einen der Großen ärgern. Das gelang bereits mit Überraschungserfolgen in der Weltliga.

Als 66. Wettbewerb fand der Mannschafts-Wettbewerb der Freiwasserschwimmer Aufnahme ins Programm. Mit 181 Ländern vermeldete die FINA eine Rekordbeteiligung. Der Weltverband lässt nach zuletzt laxer Anti-Doping-Politik nun nach sechs Jahren Pause wieder Bluttests durchführen.

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