EM-Erfolge stärken Buschkows Position gegen Lange

Budapest (dpa) · Lutz Buschkow ist schon eine Art Felix Magath des Deutschen Schwimm-Verbandes. Der omnipräsente „Direktor Leistungssport“ feierte in der Doppel-Funktion als Wassersprung-Bundestrainer eine nie dagewesene Europameisterschaft und untermauerte so seine Position im Verband.

Der 52-Jährige kann nun gelassen abwarten, ob das DSV-Präsidiums am 3. September Dirk Lange zum Schwimm-Cheftrainer bestimmt. Momentan ist Lange als als Bundestrainer „nur“ für den Perspektivkader Olympia 2012 verantwortlich. In Budapest hielt sich Buschkow, der eine ähnliche Machtfülle wie Magath bei Schalke 04 oder einst beim Meister Wolfsburg hat, mit Kommentaren über die Fachsparte Schwimmen zurück. Auffallend oft lobt Buschkow jedoch das „Kompetenz- Team“ Schwimmen. Ein Team braucht zwar auch einen Chef, aber den hat es ja: Buschkow. „Ich glaube schon, dass ich meine Handschrift auf das Schwimmen aufgedrückt habe“, wies er schon im Vorjahr Zweifel an seiner fachlichen Kompetenz zurück.

Allenfalls kleine Spitzen erlaubt sich der Hallenser. Befragt zu seiner Meinung über die umstrittene Aufstellung der beiden Lagen- Staffeln sagte er: „Sportfachlich hat Herr Lange entschieden. Erfolg ist immer die Summe der richtigen Entscheidung, man kann nicht immer alles richtig machen.“

Fünf Gold- und drei Silbermedaillen konnte Buschkow selbst vorweisen, so erfolgreich waren Deutschlands Wasserspringer noch nie bei einer EM. Buschkow war nach Olympia 2008 vom Sprung-Bundestrainer zum Sportdirektor befördert worden. Er mutet sich die Doppel- Belastung bis 2012 zu „weil wir keinen geeigneten Kandidaten gefunden haben“.

Lange blieb mit neun EM-Medaillen unter dem vom Sportdirektor vorgegebenen Ziel. Stattdessen verwies der Schwimm-Trainer darauf, dass Deutschland bei den EM-Plätzen vier bis acht die Nummer eins sei.

Was Buschkow über Langes Ausführungen dachte, war anhand seiner Ausführung über Drucksituationen bei sportlichen Großereignissen ablesen. „Hat ein Pilot Druck beim Landen? Hat ein Chirurg Druck, wenn er mit dem Skalpell an der Lebensader arbeitet? Wir müssen dahin kommen, dass wir Druck als eine ganz normale Leistungsanforderung interpretieren", sagte er. Nur etwa ein Drittel aller Schwimmer hatten ihre Zeiten der deutschen Meisterschaft bei der EM erreichen können, dabei hatte Lange vorher von der körperlich am besten aufgestellten Mannschaft gesprochen.

Von vielen Athleten werden die deutlichen Anweisungen, die Lange gerne propagiert und die er mit Weisungsbefugnis als Cheftrainer noch mehr einbringen will, durchaus geschätzt. „Er ist genau der richtige Bundestrainer. Er macht klare Ansagen und motiviert ungemein.“, erklärte Doppel-Weltmeister Paul Biedermann.

Langes Vertrag läuft bis Ende 2012, doch er trat den Job Ende 2008 mit der Perspektive an, schnell zum Cheftrainer befördert zu werden. Der selbstbewusste Macher verweist gern auf seine internationale Erfahrung und sein Renommee im Ausland. Ob er den Status quo auch weiter akzeptiert, oder geht, ist offen. „Wenn es so kommt, muss ich sehen, wie ich damit umgehe“, sagte Lange.

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