EM-Zuschauerin Steffen: Schmerzen, Freude, Liebe

Budapest (dpa) · Für einen Moment will Britta Steffen einfach nur wieder Kind sein. Auf der Schaukel eines Spielplatzes der Budapester Margareteninsel lacht die Doppel-Olympiasiegerin viel und redet über ihre sportliche und private Zukunft.

Die Nationalhymnen bei der Siegerehrung der neuen Schwimm-Europameister klingen aus dem Hajos-Bad herüber, und dann wird die Miene der 26-Jährigen doch ernster. Der Ort, wo ihr Stern 2006 mit vier EM-Titeln aufging, hinterlässt zwiespältige Gefühle. „Ehrlich gesagt, ist es mehr schwer als schön. Weil es mir eben doch enorm wehtut, meine Rennen hier weggehen zu sehen“, sagte Steffen in einem dpa-Interview, mit Siegerzeiten, „wo ich dachte, oh, das kann ich auch - aber im Moment eben nicht“.

Ihr letztes großes Rennen liegt über ein Jahr zurück, doch der Comeback-Wunsch nach der Pause durch diverse Krankheiten ist als Zuschauerin und Gast der ARD noch größer geworden. „Ich merke deutlich, dass mir das Schwimmen immer noch sehr viel bedeutet und dass ich definitiv noch einmal angreifen und zurückkommen will, wenn mein Körper mitmacht und der Spaß auch stimmt, was ich glaube.“

Im September will die 26 Jahre alte Berlinerin wieder mit dem vollen Training beginnen und die Kurzbahn-Saison bestreiten. Nach den Olympischen Spielen 2012 kann sich Steffen auch noch eine Teilnahme an der WM 2013 vorstellen und bemüht als Beispiel die damals 41-jährige Amerikanerin Dara Torres, die 2008 in Peking Olympia-Zweite hinter Steffen über 50 Meter Freistil wurde.

Die EM-Rennen ihres Freundes Paul Biedermann haben Steffens Nerven „zerrüttet“. Der 24-Jährige hat gerade bei seiner Niederlage über 400 Meter Freistil in ihren Augen „ein bisschen Lehrgeld“ bezahlen müssen. „Es war eh klar, dass er mal verlieren musste. Das wird ihm charakterlich und schwimmerisch sehr, sehr gut tun“, sagte sie. Biedermann werde die Konsequenzen daraus ziehen und noch härter arbeiten. „Paul ist körperlich fit wie nie, aber er kann das hier nicht hundertprozentig zeigen. Vielleicht auch, weil er unter solchem Druck steht, den er sich zum Teil auch selber macht.“

Nach langer Zurückhaltung seit Bekanntwerden ihrer Beziehung Ende März lebt das Paar sein Glück inzwischen auch vor den TV-Kameras aus - innige Umarmungen und Küsse inklusive. „Wir haben auch schon drüber geredet und gesagt, eigentlich wollten wir das so gar nicht machen. Aber es wäre auch nicht authentisch, wenn ich ihm nach dem Rennen nur die Hand geben würde“, erklärte Steffen ihren Sinneswandel. „Wir versuchen einen Mittelweg zu gehen. Ich will nicht erzählen, wie Paul seine Frühstückseier mag.“ Homestorys werde es weiterhin nicht geben.

Der Sport sei „das A und O dieser Beziehung“. Ihr und Biedermanns Trainer seien aufgefordert, „mit der Faust auf den Tisch zu hauen“, falls etwas in die falsche Richtung laufe. „Wir versuchen beide, uns professionell zu verhalten.“

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