Erfolgskanutin Wagner-Augustin mit guter Rückkehr

Duisburg (dpa) · Sogar Klein-Emil begleitete Katrin Wagner-Augustin bei der ersten nationalen Olympia-Quali für London - und die Unterstützung des acht Monate alten Sohnes wirkte. Nach ihrer eineinhalbjährigen Babypause gelang der einstigen Erfolgskanutin eine starke Rückkehr auf den Paddelkanal.

Wagner-Augustins Olympia-Hoffnungen sind vier Monate vor dem Großereignis deutlich realistischer geworden, Bundestrainer Reiner Kießler zeigte sich positiv überrascht: „Sie ist wirklich gut gefahren und liegt auch sehr ordentlich im Ranking. Sie hat gute Chancen, es in die Mannschaft zu schaffen“, urteilte der Chef.

Seit 1997 ist Wagner-Augustin Dauersiegerin bei Titelkämpfen, bei EM, WM und Olympia gewann sie insgesamt 25 Mal. Vergangenes Jahr setzte sie Klein-Emil wegen aus, nun wird es für die ambitionierte Kajakfahrerin im Boot wieder ernst. Mit Ehemann Lars und Kind war die 34-Jährige nach Duisburg gereist, um es sich und der versammelten nationalen Konkurrenz noch mal zu beweisen: Wagner-Augustin peilt bei den Sommerspielen in August einen Platz im Kajak-Vierer der Frauen an - einem besonders hartumkämpften Boot.

Nach drei Ranglistenrennen liegt sie hinter Franziska Weber (Potsdam), Tina Dietze (Leipzig) und Carolin Leonhardt (Sandhofen) bei den Kajak-Frauen im komplizierten Qualifikations-Marathon des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) für London gut im Rennen.

Im Anschluss an einen siebten Platz über 200 Meter am Freitag unterstrich Wagner-Augustin ihre ansteigende Form am Samstag durch Platz drei (500 Meter) und Platz fünf bei einem Zeitlauf über 250 Meter. „Ich bin sehr zufrieden. Mein Fokus liegt aber ganz klar auf den 500 Metern“, erklärte Wagner-Augustin. Kein Wunder, denn auch in London müsste sie im Vierer über diese Strecke ran.

Eine überzeugende Leistung boten am Niederrhein vor allem die deutschen WM-Leistungsträger von 2011. Allen voran 1000-Meter-Spezialist Max Hoff, Kajak-Sprinter Ronald Rauhe und Canadier-Mann Sebastian Brendel. Die beiden letzteren verschafften sich durch je zwei Siege in den Ranglistenrennen eine hervorragende Ausgangsposition, der zweimalige Kajak-Einer-Weltmeister Hoff qualifizierte sich sogar schon fest für die Weltcups in Posen (18. bis 20. Mai) und Duisburg (25. bis 27. Mai).

Der Essener Hoff hat die London-Teilnahme damit dicht vor Augen, dennoch schränkte er ein: „Ich muss erst mal wieder üben, Rennen zu fahren. Renngefühl, Taktik - solche Dinge fehlen mir momentan noch.“

Rauhe, Brendel & Co. können nun bei der zweiten nationalen Ausscheidung vom 27. bis 29. April ebenfalls in Duisburg die Qualifikation für die Weltcup-Rennen perfekt machen. Im Anschluss an die internationalen Prüfungen entscheidet der DKV über die Vergabe seiner Olympia-Tickets. „Das ist ein heißes Rennen“, betonte Kießler.

Bitter endete der Aufgalopp in Duisburg für Vierer-Olympiasiegerin Nicole Reinhardt, die über 200 Meter zunächst nur Achte wurde und dann kränkelnd aufgab. Zuvor hatte schon die verletzungsbedingte Absage von Kajakpilot Paul Mittelstedt bei Kießler für Sorgenfalten gesorgt. „Ich hoffe, dass sie sich jetzt noch mal aufraffen können für die zweite Qualifikation“, meinte der Bundestrainer. Beide haben als WM-Teilnehmer 2011 einen Bonus - und können sich mit starken Auftritten Ende April die London-Chancen noch erhalten.

Für Birgit Fischer ist Olympia dagegen wohl passé: Die 50-Jährige hatte ihr mit Spannung erwartetes Comeback kurzfristig wegen Herzrhythmusstörungen abgesagt. Nach einer mehr als sechsjährigen Wettkampfpause hatte sich die achtmalige Olympiasiegerin seit Herbst auf die Spiele vorbereitet. Nun bleiben ihr nur noch theoretische Chancen - dann nämlich, wenn sie Ende des Monats wieder antreten kann und überragend fährt. Einen Bonus vom DKV wird das einstige Aushängeschild nicht bekommen. „Wenn ich vor zehn Jahren irgendwas war, kann ich das nicht mehr erwarten“, äußerte Kießler.

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