Erstes Gold bei Kanu-WM - Falsche Hymnen-Strophe

Szeged (dpa) · Enttäuschte Gesichter bei den großen WM-Hoffnungen - und bei der einzigen deutschen Goldmedaille wurde auch noch die falsche Strophe der Nationalhymne gespielt. Bei den Kanu-WM in Ungarn ist der Deutsche Kanu-Verband (DKV) am ersten Finaltag klar hinter den Erwartungen geblieben.

Statt des nächsten Titels gab es für Max Hoff nur Platz vier, und auch die Zweier-Olympiasieger Martin Hollstein/Andreas Ihle gingen überraschend leer aus. Dagegen sorgten die Damen für Freude. Mit Silber hinter dem stark auftrumpfenden WM-Gastgeber Ungarn zeigte der Kajak-Vierer mit Carolin Leonhardt, Franziska Weber, Tina Dietze und Silke Hörmann am Freitag in Szeged über 500 Meter eine starke Leistung und sicherte vier Olympia-Startplätze.

Die Quotenplätze gab es auch für Hoff im Kajak-Einer über 1000 Meter, wo er bei EM und WM zuletzt fünfmal nacheinander siegreich war, und Hollstein/Andreas im Kajak-Zweier auf Rang fünf über 1000 Meter. Aber das war nicht der Anspruch der Mitfavoriten, die vom Wind gehandicapt waren. Im nicht-olympischen Bereich feierten Anne Knorr/Debora Niche im Kajak-Zweier Gold über 1000 Meter. Bronze holten sich die U-23-Europameister Kurt Kuschela und Peter Kretschmer im Canadier-Zweier über 500 Meter.

Ausgerechnet beim einzigen deutschen Gold gab es auch noch eine dicke Panne der WM-Organisatoren. Während der Siegerehrung für Knorr und Niche ertönte die erste statt der dritten Strophe des Deutschlandliedes. „Deutschland, Deutschland über alles“ anstelle von „Einigkeit und Recht und Freiheit“ wurde zu Ehren des betreten blickenden Kajak-Zweierduos aus Leipzig und Berlin gespielt.

„Das war blamabel für die Organisatoren“, sagte Chef-Bundestrainer Reiner Kießler. „Davon möchte ich mir die Laune nicht verderben lassen“, meinte Niche mit der Medaille um den Hals und dem Blumenstrauß in der Hand, „es ist ein starkes Ding auf alle Fälle, aber was soll man machen.“

Die ungarischen Organisatoren wiesen am Freitagabend nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur MTI eine Schuld an der Panne zurück, baten das deutsche Team aber um Entschuldigung. Ein Vertreter der deutschen Mannschaft habe vor dem Wettkampf die für die Siegerehrung vorgesehene Tonaufnahme des Deutschlandlieds abgehört und nicht beanstandet, erklärte das WM-Organisationskomitee. Kießler sagte dagegen, er habe zweimal die Hymne überprüfen wollen, doch nach Auskunft der Organisatoren habe das Gerät nicht funktioniert.

Zuvor hatten einige Platzierungen und Missgeschicke für enttäuschte Mienen gesorgt. Nach dem Paddelbruch von Sebastian Brendel im Vorlauf des Canadier-Einers über 1000 Meter am Donnerstag brachte der Freitag die nächsten Fehlstellen in der deutschen Bilanz. „Die Medaillen erreichen wir nicht mehr in der Summe“, sagte Kießler.

„Die Windbedingungen haben schon eine große Rolle gespielt“, räumte der Chef-Bundestrainer ein, den ein „Wellental der Gefühle“ durchlief. Verbandspräsident Thomas Konietzko war mit dem Abschneiden am ersten von drei Finaltagen in der Kanu-Hochburg vor Zehntausenden Zuschauern „nicht zufrieden, weil die Erwartungshaltung eine andere war aufgrund der Vorleistung“, sagte der Präsident. Wenigstens war das „Minimalziel“ der Quotenplätze erreicht worden.

Ratlos stiegen die Olympiasieger Ihle/Hollstein aus dem Boot. „So was ist mir noch nicht passiert“, sagte Routinier Ihle, „an der individuellen Leistung und der Abstimmung im Boot hat es auf keinen Fall gelegen.“ Hoff schwieg nach dem Ende seiner Siegesserie. Man müsse den viel belasteten Sportler schützen, sagte Kajak-Bundestrainer Detlef Hofmann. „Wenn man ungeschlagen ist und dann Vierter wird, ist man enttäuscht.“

Freuen durften sich dagegen die Kajak-Damen. „Wir sind unsere Rennen gefahren und am Ende mit Silber belohnt worden“, sagte Franziska Weber nach Silber über den halben Kilometer.

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