Fabian Hambüchen: Nie Gedanken ans Aufgeben

Altendiez (dpa) · Trotz seiner langen Rehabilitationsphase von sieben Monaten hat Turn-Star Fabian Hambüchen nie an ein vorzeitiges Karriere-Ende gedacht.

Nach seiner Achillessehnen-Operation im Januar konnte Fabian Hambüchen lange Zeit nur eingeschränkt trainieren. Über seine Gedanken in der Rehabilitation, seinen gewaltigen Muskel-Zuwachs und seine Ziele bei der ersten WM-Qualifikation am Samstag in Altendiez spricht er im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Die „schlimmste Zeit Ihres Lebens“ liegt hinter Ihnen, wie Sie selbst sagen. Gab es nach dem lauten Knall mit dem Riss der Achillessehne im Januar mal den Gedanken an das Karriere-Ende?

Hambüchen: „Nein, die Frage stand nie. Das Team der Sportklinik Bad Nauheim war immer unheimlich positiv eingestellt. Vor allem Chefarzt Johannes Peil, die Physiotherapeutin und mein persönlicher Trainer haben tolle Arbeit geleistet, mich aufzubauen. Ihnen gilt mein Dank.“

Heißt das, Sie mussten Ihren Mentaltrainer Bruno Hambüchen überhaupt nicht konsultieren?

Hambüchen: „Der Kontakt war schon da, er ist ja schließlich auch mein Onkel. Insofern sind wir im ständigen Austausch, aber einen speziellen Bedarf gab es nie. Bruno hat nur versucht, darauf hinzuwirken, dass ich beim Comeback nicht zu viel von mir selbst erwarte.“

Nach dem Bundesliga-Wettkampf in Heidelberg und der tollen Reck-Übung dürfen Sie doch nun aber sehr zuversichtlich in die WM-Qualifikation in Altendiez gehen.

Hambüchen: „Auf jeden Fall. Aber ich mache mir keinen Druck. Mein großes Ziel ist Olympia. Die WM ist kein absolutes Muss. Aber natürlich: Ich würde mich riesig freuen, in Tokio dabei zu sein. Es wäre das Highlight dieses Jahres.“

Zweifeln Sie denn immer noch, dass es klappt?

Hambüchen: „Nein Zweifel sind das nicht! Aber da es für die Mannschaft vorrangig um die Olympia-Tickets geht, kann der Fall eintreten. Dafür habe ich mit Cheftrainer Hirsch einen Fahrplan aufgestellt, wie ich mich auch ohne WM über die Challenge-Turniere in Gent und Maribor für Olympia in Schwung bringen könnte.“

Bedenken könnte es wohl nur geben, weil Sie in Sprung und Boden noch nicht dabei sein können?

Hambüchen: „Klar ist, Sechskämpfer sind im Vorteil. Im Moment ist noch unklar, wann ich das erste Mal Sprünge zeigen kann. Aber meinen ersten Sechskampf nach der Pause plane ich auf jeden Fall noch in diesem Jahr.“

Ihr Vater bezeichnete Sie aufgrund der Kraftzuwächse in der Reha schon als „Popeye“. Wie viel Muskelmasse haben Sie denn gewonnen?

Hambüchen: „Anfangs waren es etwa vier Kilo. Durch das später besser koordinierte Training konnte ich wieder etwas an Masse abbauen und habe jetzt noch etwa zwei Kilo mehr Muskeln als im Vorjahr. Aber das ist kein Ballast. Ich fühle mich wohl, kann jetzt an den Ringen die Kraftteile besser stemmen.“

Mit welcher Einstellung gehen Sie in die WM-Qualifikation?

Hambüchen: „Ich gehe volles Risiko. No risk, no fun. Dass ich keinen Mehrkampf turne, ist für mich nicht schlimm. Philipp Boy und Marcel Nguyen werden sich ein tolles Duell liefern. Darauf freue ich mich.“

Werden Ihnen die Weichmatten, die Sie beantragt haben, bei den Landungen helfen?

Hambüchen: „Die sind wichtig vor allem für den Kopf. So kann ich mich hundertprozentig auf die Übung konzentrieren und die Landungen sind nicht so brutal hart.“