Fahrig traurig: Daumendrücken für die WM-Riege

Tokio (dpa) · Seine „Kumpels“ quälen sich im National Training Center von Tokio beim Feinschliff für die Turn-WM, Matthias Fahrig sitzt zu Hause auf der Couch und muss seine verletzte Sehne pflegen.

„Natürlich ist das ein bisschen traurig, aber ich kann ja nichts daran ändern“, meinte der 25-Jährige. Er ist in Gedanken bei der Riege, die von kommender Woche an um Medaillen und vor allem die Olympia-Tickets für London kämpft.

„Ich drücke ihnen alle Daumen, dass sie in Tokio eine gute Qualifikation turnen. Ich freue mich für die Jungs, dass sie das jetzt erleben dürfen“, sagte der Hallenser. Via Facebook hat er ständig Kontakt zu Philipp Boy und Co. und traut seinen Kameraden in Japans Metropole viel zu. „Aber zu Medaillenchancen will ich mich nicht äußern: Das Turnen ist das eine, die Entscheidungen der Kampfrichter das andere. Das gibt es viele Unwägbarkeiten. Fakt ist: Ich gönne jedem die Goldmedaille.“

Noch vor 16 Monaten war der sprunggewaltige Turner mit zwei Titeln Star der Europameisterschaften von Birmingham, stach dabei sogar Fabian Hambüchen aus. „Es hilft ja nicht, jetzt zu jammern. Die Situation ist nun mal so und ich bin sicher, dass bis zum Ende des Jahres die Verletzung an der Fuß-Sohle gänzlich abgeklungen ist. Dann startet mein Angriff auf die Olympia-Plätze“, kündigte Fahrig an.

Vor zehn Wochen traten bei ihm im Trainingslager Kienbaum erstmals die Schmerzen an der entzündeten Sehne auf. Groß war seine Hoffnung, dass diese so schnell wie möglich abklingen mögen, doch die Belastungen waren zu groß. So musste Fahrig sowohl die WM-Qualifikation in Altendiez als auch die deutschen Meisterschaften in Göppingen schweren Herzens absagen. Noch einmal keimte Hoffnung, weil ihm Cheftrainer Andreas Hirsch bei einer internen Überprüfung eine Chance gab. Doch beim Länderkampf in Erzingen fiel endgültig die Entscheidung gegen Fahrig.

„Ich bin jetzt nicht sauer auf Irgendjemanden“, bekannte er. „Aber ich muss auch verstehen, dass das Risiko einer schweren Verletzung vielleicht gerade bei der WM sehr hoch gewesen wäre“, meinte er. Deshalb hat Fahrig seine Trainingsumfänge jetzt erst einmal herunter geschraubt. Dass er nach wie vor zur Weltklasse gehört, bewies er am vergangenen Wochenende beim Challenge Cup in Maribor, wo er die Konkurrenz mit seinem ersten Weltcup-Sieg seit eineinhalb Jahren beim Sprung beeindruckte.

Hirsch nahm das wohlwollend zur Kenntnis, räumte aber ein: „Der potenzielle Weltmeister war in Maribor nicht am Start. Und Matthias' Schwächen am Boden haben uns bewiesen, dass die Entscheidung richtig war, ihn nicht für Tokio zu nominieren. Aber natürlich wünsche ich mir, dass er sich für das Olympia-Team anbietet“, sagte der Berliner.

Sollte die Fuß-Verletzung vernünftig auskuriert werden, hat Fahrig gute Chancen für London 2012, denn in Bestform kann ihm an Sprung und Boden kaum ein Deutscher das Wasser reichen. Nach einiger Unruhe in seinem Umfeld mit der Kündigung seiner Arbeitsstelle sind seit diesem Frühjahr mit dem Wechsel in die Sportfördergruppe der Bundeswehr auch die Weichen in Richtung Olympia gestellt.

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