Fecht-WM in Paris - „das ist Champions League“

Paris (dpa) · Die Pariser Inszenierung gehört zum Beeindruckendsten in der Fecht-Historie: Dort, wo üblicherweise die Werke bedeutender Künstler präsentiert werden, kämpfen die besten Planchen-Künstler mit Säbel, Degen und Florett um WM-Titel und - Medaillen.

Nicolas Limbach schwärmt vom 110 Jahre alten Grand Palais: „Das, was hier an Fechten präsentiert wird, ist Champions League.“ Der WM-Zweite mit dem Säbel bekommt glänzende Augen, wenn er sich darüber auslässt, was es für ihn und seine Mitstreiter aus 111 Ländern bedeutet, als Plattform ein historisches Ambiente präsentiert zu bekommen, das an Schönheit kaum zu überbieten ist. Der Grand Palais, ein für die Weltausstellung 1900 errichtetes Bauwerk aus Eisen und Glas und am 1. Mai vor 110 Jahren vom damaligen Staatspräsidenten Emile Loubert eröffnet, beherbergt eine Sportveranstaltung.

„Das ist für den Fechtsport sicherlich eine tolle Geschichte“, meint auch der deutsche Verbandspräsident Gordon Rapp. Vier bis fünf Millionen soll das Event kosten, das die Franzosen unmittelbar neben den weltberühmten Champs-Elysées und in Sichtweite des Eiffelturms ins Leben gerufen haben. Viel Geld, zu viel, wollen Insider der Fecht-Szene wissen, die davon munkelten, dass sich die französischen Organisatoren finanziell heftig übernommen hätten.

Davon spürt kein Mensch etwas, wenn er diesen wundervollen Kuppelbau mit seinem kathedralenhaften Inneren betritt und die Center-Court-Atmosphäre bei den Finalgefechten auf sich wirken lässt. 5000 Besucher, in der Regel sehr fechtaffin, lassen sich treiben, singen lauthals mit, wenn ihnen von einem Animateur der alte Schlager „Oh, Champs-Elysées“ als Karaoke-Nummer aufgedrängt wird. Es ist jeden Abend ein Fest des Fechtens, was dort geschieht.

Manfred Kaspar, Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB), genießt es, wie alle: „Toll. Das ist der Wahnsinn.“ Mit dezentem Grausen denkt der 58-Jährige an Antalya 2009 zurück, wo sich in einer Messehalle zu Spitzenzeiten ein paar Hundert Fans verloren, um dem Treiben auf der Planche zuzuschauen. Im Mutterland des Fechtens, im Land der drei Musketiere, ist es schon fast eine gesellschaftliche Pflicht der Pariser, sich sehen zu lassen.

Allein: Gold ist nicht alles, was im Grand Palais glänzt. Es zieht mächtig, mal ist es zu kalt, mal ist es zu warm. Die Gastronomie macht mittendrin schon mal Pause, obwohl viele Hungrige oder Durstige versorgt werden wollen. Die Damenwelt bildet vor dem WC lange Schlangen: klar, es ist ja ein Museum, kein Sportpalast. Dass der Ablaufplan hin und wieder um 60 oder mehr Minuten aus dem Takt gerät, wird verziehen. „Man muss einfach drüber wegschauen“, sagt Kaspar im Hochgefühl des historisch-eleganten Ambientes.

Paris hat Maßstäbe gesetzt, Rapp hat Lust auf Ähnliches bekommen. Ja, so etwas sei auch in Deutschland möglich. Düsseldorf schwebt dem DFeB-Präsidenten vor, 2011 Schauplatz des Eurovision Song Contest. Handicap: das Bare. „Die Weltmeisterschaften hier sind doppelt so teuer wie unsere letzte WM 2005 in Leipzig.“ Aber Träume erlaubt man sich - der Grand Palais macht's möglich.

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