Fechter-Bronze statt Gold: Schlechteste WM seit 82

Catania (dpa) · Deutschlands Fechter griffen zweimal vergebens nach Gold - es wurde einmal Bronze und in der Endabrechnung die schlechteste WM-Bilanz seit 1982.

Die Herrenflorett-Mannschaft schlug an einem dramatisch-furiosen Schlusstag der WM in Catania Polen im „kleinen Finale“ mit 45:33, das weibliche Degen-Quartett unterlag Gastgeber Italien mit 33:45 und wurde Vierter. Dabei stürzte die ehemalige Europameisterin Imke Duplitzer beim Stand von 21:28, musste auf einer Trage aus der Halle gebracht und zur Beobachtung in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Die Präsidentin des OFC Bonn blieb unverletzt und war schnell wieder wohlauf.

Nach bangen Minuten und einem kurzen Schock fassten sich Olympiasiegerin Britta Heidemann und ihre Mitstreiterinnen wieder. „Wir machen uns auf den Weg und schauen, wie's der Imke geht“, sagte die Leverkusenerin. Sportlich war ihr Fazit beruhigend: „Insgesamt haben wir mit diesem vierten Platz einen Riesenschritt Richtung Olympia in London gemacht.“ Das war auch für Sportdirektor Manfred Kaspar der wesentliche Aspekt: „Unser Ziel ist eigentlich erreicht, alle Mannschaften sind noch im Rennen.“

Trotz eines Aufbäumens der deutschen Equipe ist die Catania-Bilanz sehr bescheiden: Mit zweimal Bronze lief es zuletzt vor 29 Jahren schlechter. Und erstmals seit 2005 in Leipzig blieb der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) nach Silber durch Säbel-Ass Nicolas Limbach und Rang drei im Herrenflorett ohne WM-Titel.

Dem Quartett mit Olympiasieger Benjamin Kleibrink, dem viermaligen Weltmeister Peter Joppich, Sebastian Bachmann und André Weßels ging nach dem überragenden 45:35 unter den Top 8 gegen Gastgeber Italien die Power aus: Frankreich verwehrte dem Team von Bundestrainer Ulrich Schreck beim 36:45 die Finalteilnahme, unterlag aber danach dem alten und neuen Titelträger China nach Verlängerung 44:45.

Auf der Parallelbahn musste Heidemann in einer Neuauflage des Gold-Gefechts von Paris 2010 gegen den erneut erfolgreichen Titelverteidiger Rumänien (27:26 gegen China) im „Sudden Death“ das 23:24 einstecken. „Das war bitter“, sagte sie. Finale ade, der Platz auf dem Siegerpodest auch: Italien beendete die deutsche Serie - erstmals seit Lissabon 2002 blieb Deutschland mit dieser Waffe ohne Medaille.

Es war ein Tag der Emotionen, ein Wechselbad der Gefühle. Heidemann, Duplitzer, die WM-Siebte Monika Sozanska und der spätere Duplitzer-Ersatz Ricarda Multerer wirkten wie befreit von der Last, die Britta Heidemann seit ihrem Einzel-Blackout mit Rang 126 durch die Halle schleppte. Die Protagonisten trieben sich gegenseitig an, pushten sich nach vorn, überstanden mit eisernen Nerven alle kritischen Situationen - aber nur bis kurz vor dem Gold-Gefecht.

Am Vortag war das weibliche Säbel-Quartett beim abermaligen WM-Triumph Russlands (45:43 gegen die Ukraine) auf Rang 13 abgestürzt. Die Degenherren hatten den im Finale über Ungarn (45:37) erneut erfolgreichen Serien-Titelträger Frankreich beim 41:45 unter den Top 8 am Rand der Niederlage.

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