Fechter stellen sich um - „Nicht so große Sorgen“

Paris (dpa) · Dem Deutschen Fechter-Bund fällt es nicht leicht, Lücken zwischen seinen besten Aktiven und dem Nachwuchs zu füllen. Doch Gordon Rapp ist optimistisch. Der Verbandschef sieht auf dem Weg zu Olympia 2016 durchaus positive Signale.

Die Säbelfechter sind das Vorbild. Der WM-Zweite Nicolas Limbach ist mit 24 Jahren der Älteste der jungen Spaßtruppe, vor der alle zittern, auch wenn es bei der Fecht-WM in Paris noch keine Team-Medaille gab. „Unser Nachwuchs ist stärker als alle anderen Nationen“, sagt Disziplin-Bundestrainer Vilmos Szabo stolz.

Der Dormagener Max Hartung war 2009 Junioren-Weltmeister, im sogenannten Kadetten-Finale der Nachwuchs-WM im April in Baku standen sich zwei deutsche Säbel-Experten gegenüber: Hartungs Vereinskollege Richard Hübers gewann gegen den Eislinger Maximilian Kindler Gold. Doch das sind die Ausnahmen - noch, glaubt Gordon Rapp.

Der Präsident des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB) zeigte sich während der Aktiven-WM in Paris von einem überzeugt: dass die Perspektiven so schlecht nicht sind. „Ich mache mir diesmal nicht derart große Sorgen, wie wir es schon einmal erlebt haben“, sagt der 53 Jahre alte Insolvenz-Fachanwalt aus Heidelberg.

Gründe, nicht allzu euphorisch zu sein, gibt es allemal. In Baku etwa war das Herren-Degenteam Sechster, im Damenflorett gab es für Deutschlands Nachwuchs nur Rang zehn. Rapp betrachtet die Entwicklung aber global: „Wir haben wieder einige Junioren herangeführt. Und die brauchen eine gewisse Zeit.“

Nach Olympia 2012 wird es Einschnitte geben. Im Herrendegen sind die deutschen Top-Athleten Jörg Fiedler und Sven Schmid schon jenseits der 30, Olympiasiegerin Britta Heidemann ist Jahrgang 1982, Europameisterin Imke Duplitzer Jahrgang 1975. Da muss es zu einer Ablösung kommen, bei der die Säbel-Crew den Rest mitziehen soll. „Ich denke, dass wir den Wechsel nach 2012 hin zu 2016 einigermaßen bewerkstelligen werden“, äußert sich Rapp optimistisch.

Dabei soll in einer Phase der Umorientierung vieles auf den Prüfstand. Die Rolle der Stützpunkte soll kritisch hinterfragt werden, das eher zentralistische System ebenfalls. Rapp hält es für denkbar, dass es mehr dezentrale Tendenzen wie beim Schwimmen geben könnte, wo es nicht unüblich ist, dass Kleingruppen zusammen trainieren und dennoch positive Gesamtresultate für den Verband erzielt werden.

Im Fechten könnte der Weg von Fiedler und Bundestrainer Didier Ollagnon die Richtung weisen, obwohl der Noch-Tauberbischofsheimer Fiedler auch schon 32 ist. Das Duo will sich ab 1. Dezember beim FC Leipzig neu justieren, andere Möglichkeiten ausloten.

Allerdings sprechen die Säbel-Erfolge momentan gegen eine Verschlankung: Dormagen ist mit Limbach an der Spitze, Hartung, Hübers, WM-Starter Benedikt Beisheim sowie den Top-Nachwuchsleuten Sebastian Schrödter, Matyas Szabo oder Benedikt Wagner ein Sammelbecken von Talenten.

Rapp sieht es nicht ohne Skepsis. Der Verband könne es sich auf Dauer eigentlich nicht leisten, möglichst viele junge Fechter an die Stützpunkte zu holen, zu selektieren und am Ende nur zwei oder drei für die nationale Spitze rekrutiert zu haben. Die „Drop-out“-Quote sei zu hoch, der Aufwand, eine Heidemann aus zehn Kandidatinnen herauszufiltern, immens.

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