Frühes Aus für Degen-Stars - „Fecht-Wahnsinn“

Paris (dpa) · Deutschlands Degen-Assen ging nach dem historischen Fecht-Triumph von Weltmeister Peter Joppich die Luft aus. Früher WM-K.o. statt Medaillen - Olympiasiegerin Britta Heidemann, Europameisterin Imke Duplitzer und der topgesetzte Jörg Fiedler ließen das Stimmungsbarometer mächtig sinken.

Gordon Rapp war angesäuert: „Mit dem frühen Ausscheiden von Britta und Imke kann man natürlich nicht zufrieden sein“, kommentierte der Fechter-Präsident den Abschluss der Individual-Wettbewerbe von Paris.

Der Tauberbischofsheimer Martin Schmitt verhinderte mit dem Einzug in das Viertelfinale noch Schlimmeres, verpasste aber durch das 14:15 gegen Frankreichs Europameister Jean-Michel Lucenay Bronze. „Trotzdem eine tolle Leistung“, lobte Rapp. „Schade. Knapp an der dritten Medaille vorbeigeschrammt“, sagte Sportdirektor Manfred Kaspar. In diese Bereiche stieß das hochgehandelte Trio Heidemann, Duplitzer und Fiedler gar nicht erst vor: Sie mussten schon unter den besten 32 die Waffe strecken.

Für WM-Gastgeber Frankreich gab es im Grand Palais nach den Nullnummern der Auftakt-Tage endlich Grund zum Jubeln: Maureen Nisima schlug die Ungarin Emese Szasz mit 15:10 Treffern und wurde erstmals Weltmeisterin. Auch Nikolai Nowosjolow aus Estland feierte nach dem 15:8 gegen Nisimas Landsmann Gauthier Grumier seine WM- Titelpremiere.

Rapp blickte unterdessen schnell nach vorn: „Jetzt freuen wir uns eben auf die Mannschaftswettbewerbe.“ Dort erwartet Kaspar maximal zwei weitere Podiums-Plätze. Die Säbelexperten mit dem WM-Zweiten Nicolas Limbach machen am Dienstag den Anfang, die Degendamen suchen am 11. November als Team ihre neue Chance. „Es hat nicht sollen sein“, klagte Duplitzer über ihr Einzel-Abschneiden. „Das ist der ganz normale Fecht-Wahnsinn“, stellte Heidemann fest.

Die Leverkusenerin erwischte es beim 12:13 gegen Sophie Lamon aus der Schweiz im „Sudden Death“, die Bonnerin Duplitzer schied knapp vier Monate nach EM-Gold von Leipzig mit 11:15 gegen die Polin Malgorzata Bereza aus. Und auch den Tauberbischofsheimer Fiedler ereilte der „plötzliche Tod“ unter den besten 32: Der neue Champion Nowosjolow setzte beim 13:12 nach sechs Sekunden der Verlängerung den entscheidenden Treffer.

Duplitzer bekam wegen ihrer Schimmelpilz-Allergie kaum Luft: „Ich komme mir vor, als hätte mich ein Bus getroffen.“ Die ehemalige Welt- und Europameisterin Heidemann war „total enttäuscht“ und möchte eine mentale Pause einlegen. Ab Mai, wenn es um die Tickets für Olympia 2012 in London geht, will sie wieder topfit sein - wie Joppich, der nach seinem vierten Florett-Gold bei einem Welt-Championat restlos aufgewühlt war und erst morgens gegen halb vier zum Schlaf fand.

„Traumhaft“ befand Rapp den sonntäglichen Coup Joppichs, der Tag danach wurde fast zum Alptraum. Heidemann schien nahe am Wasser gebaut, als sie Bilanz zog. „Ich hab's halt nicht geschafft. Ich hätte gern im Finale gestanden“, meinte sie. Nach der WM möchte sie intensiv darüber sinnieren, warum es bei ihr nicht so recht läuft.

„Wenn ich mental komplett auf der Höhe bin, passiert so etwas seltener“, analysierte Heidemann. Schon in Leipzig war sie unter den letzten 32 gegen Duplitzer im „Sudden Death“ ausgeschieden, jetzt widerfuhr ihr das gleiche sportliche Schicksal.

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