Fuß stoppt Fabian Hambüchen: Kein Mehrkampf bei WM

Berlin (dpa) · Die entzündete Achillessehne hat Deutschlands Super-Turner Fabian Hambüchen gestoppt: Der 22-Jährige kann bei den Weltmeisterschaften in Rotterdam vom 16. bis 24. Oktober nicht im Mehrkampf starten.

Trotz guten Heilungsverlaufes in den zurückliegenden Wochen setzt der Europameister von Mailand auf Stabilität an vier Geräten und verzichtet auf Boden und Sprung. „Es geht um die Minimierung des Risikos. Damit wollen wir die Leistungsfähigkeit auch für kommende Jahre absichern“, erklärte Johannes Peil, leitender Arzt der Sportklinik Bad Nauheim der Nachrichtenagentur dpa. In den vergangenen Wochen hatte sich Hambüchen auch einigen Belastungstest am Boden unterzogen, nachdem er schon bei den deutschen Titelkämpfen in Berlin seinen Mehrkampf-Thron wegen der Schmerzen am Rückfuß und der linken Achillessehne kampflos räumen musste. Danach waren die Beschwerden wieder größer geworden.

„Natürlich ist es schade, dass er im Mehrkampf nicht dabei sein kann. Aber die Gesundheit geht vor. Und wir haben volles Vertrauen zu Doktor Peil“, meinte Wolfgang Hambüchen, Vater und Coach des 22- jährigen Ex-Weltmeisters. Für Cheftrainer Andreas Hirsch ist mit der Hiobsbotschaft des Leitwolfes nun der „Ausnahme-Zustand“ eingetreten. „Erst der Totalausfall des deutschen Meister Marcel Nguyen mit dem Wadenbeinbruch, nun der Teilausfall des Leistungsträgers. Jetzt muss ich die Aufgabe für die WM neu formulieren: Die Mannschaft tritt in den Vordergrund“, kommentierte der Berliner. In Rotterdam geht es um die Vor-Qualifikation für Olympia. Nur die besten 24 Teams dürfen bei der nächsten WM 2011 in Tokio um die Olympia-Tickets streiten.

Bislang waren die Deutschen für Rotterdam sogar als Medaillen-Kandidaten gehandelt worden. Obwohl die Stimmung im Team weiter gut sei, fürchtet der Coach nun sogar den „Worst Case“: „Wenn jetzt noch einer ausfällt und wir dann nicht alle Wertungen in das Team-Resultat einbringen, könnte es ganz eng werden.“ Vor dem ultimativen Test- Wettkampf am 9. Oktober in Kienbaum verteilte Hirsch daher nur zwei von sechs WM-Tickets für Rotterdam: „An den Mehrkampfleistungen von Philipp Boy und Eugen Spiridonov kann man nicht vorbei.“

Hambüchen kann er noch nicht optimal beurteilen, da sich der Super-Star zuletzt nicht mit dem Team in Kienbaum, sondern wegen der medizinischen Betreuung individuell in seiner Heimat Wetzlar vorbereitete. Dennoch sollten Hambüchens Top-Leistungen an Reck, Barren und Ringen - wie zuletzt in Berlin demonstriert - ausreichen, damit auch er die Fahrkarte nach Rotterdam löst und dort dem Team hilft. „Wir werden jetzt aber nicht möglichen Final-Leistungen hinterherhecheln“, schränkt Hirsch ein. Im Training habe sich sein Sohn in den zurückliegenden Wochen sehr stabil präsentiert, erklärte Wolfgang Hambüchen. „Vor allem die Schnellkraft hat sich verbessert.“

Chefmediziner Peil, der auch Formel-1-Pilot Michael Schumacher behandelte, ist sehr zufrieden mit Hambüchens Genesung. „Fabian turnt jetzt wieder befreit auf. Das sah vor ein paar Wochen noch ganz anders aus. Da stand alles infrage“, erklärte er. „Aber Rückschläge muss man immer einkalkulieren.“

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