Gesamtsieg im Blick: Sunny-Boy zeigt WM-Show

Stuttgart (dpa) · Starfriseur Udo Walz verpasste ihm extra eine schnittige Frisur, doch Philipp Boy will sich beim ersten Heimauftritt nach der spektakulären Weltmeisterschaft in Tokio nicht nur rein äußerlich bestens präsentieren.

Beim Weltcup der Turner greift der nach den zwei Stationen in Jacksonville/USA und Glasgow zweitplatzierte Sunny-Boy nach dem Sieg in Stuttgart und der Führung im Weltcup-Klassement.

„Natürlich ist es mein Ziel, mich ganz vorn miteinzureihen. Aber ich gebe auch zu, es ist sehr schwierig, sich nach dieser tollen WM noch einmal zu motivieren“, meinte der 24-Jährige Lausitzer. Die zahlreichen Ehrungen nach dem zweiten Mehrkampf-Platz in Japan seien hingegen eher „positiver Stress“ gewesen. „Ich musste schon überlegen, ob ich überhaupt alles wahrnehmen konnte, um das Training nicht zu vernachlässigen“, bekannte der beste deutsche Allrounder, während sein Rivale Fabian Hambüchen diesmal in Stuttgart fehlt.

In der Porsche-Arena muss Boy, der immer viel Wert auf sein Äußeres legt und sich gern modisch kleidet, nun erst einmal den Ukrainer Mykola Kuksenkow vom Platz an der Sonne verdrängen. Der WM-Siebte hat im Klassement mit 80 Punkten zehn Zähler mehr auf seinem Konto als Boy, dem der Einstand in die neue Weltcup-Serie in Jacksonville mit Platz sechs missglückt war.

Neben dem WM-Vierten Daniel Purvis aus Großbritannien droht Boy auch Gefahr aus den eigenen Reihen. Marcel Nguyen schob sich in Tokio als Achter in die vorderste Reihe und kann Boy bei einem fehlerfreien Vortrag durchaus das Wasser reichen. „Ich bin immer vor dem Wettkampf ein bisschen aufgeregt“, gab der Sportsoldat aus Unterhaching zu, für den Stuttgart fast zu einem Heimspiel wird, da er seit Jahren in der Schwabenmetropole trainiert.

„Ich freue mich, dass ich diesmal starten darf. Da kann ich schon mal für nächstes Jahr schauen, wie das so ist“, bekannte er. Für die laufende Serie war er nachgerückt, weil solche Größen wie Weltmeister Kohei Uchimura und der WM-Dritte Koji Yamamuro wegen der japanischen Meisterschaften fehlen. Für das kommende Jahr ist der Barren-Europameister mit WM-Platz acht dann gesetzt. Für Stuttgart gab er den Favoriten-Rucksack an Boy weiter. „Wenn Philipp einen guten Wettkampf erwischt, wird der das Ding gewinnen“, kündigte Nguyen an.

In Stuttgart winken dem Sieger 15 000 Schweizer Franken (11 200 Euro) und locken auch die Deutschen. „Ich werde mein komplettes WM-Programm turnen“, kündigte Boy an. Die Gesamtwertung hat jedoch nur ideellen Wert, weil der ursprünglich angedachte Jackpot von 200 000 Franken wegen Finanzierungsproblemen nicht zur Auszahlung kommt. Das bestätigte Philippe Silacci, der Pressesprecher des Weltverbandes FIG, der Nachrichtenagentur dpa.

Dem Anspruch, in der neuen Weltcup-Serie die Top acht der Welt zu präsentieren, wird das Starterfeld der Frauen nicht gerecht. In der Chinesin Huang Qiushuang (5.) und der Australierin Lauren Mitchell (8.) sind nur zwei der acht besten Turnerinnen von Tokio dabei. Damit steigen die Chancen der beiden Deutschen Nadine Jarosch (WM-10.) und Kim Bui, die kurzfristig für die am Fuß verletzte Vize-Europameisterin Elisabeth Seitz einspringen musste.

Zudem bietet der DTB-Pokal mit dem Team-Wettkampf eine Neuerung, mit der mehr Top-Turnern eine Chance geboten werden soll. Dort wird sich auch Russlands Ex-Weltmeisterin Alija Mustafina sieben Monate nach ihrem Kreuzbandriss bei der EM in Berlin erstmals wieder vorstellen. Bis auf Hambüchen und Seitz werden alle deutschen WM-Turner ihre Visitenkarte abgeben. Der Ex-Reck-Champion ist für den Mehrkampf nicht qualifiziert und zog vorige Woche die finanziell attraktiven Wettkämpfe in der Schweiz vor.

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