Gewichtheben: Steiner trotz Schwächen zu Olympia

Heidelberg (dpa) · Vier Jahre nach seinem Olympiasieg will sich Matthias Steiner auch in London um eine Medaille bewerben. Der 29 Jahre alte Heidelberger erreichte bei der nationalen Olympia-Qualifikation in seiner Heimatstadt allerdings nur 410 (Reißen 185/Stoßen 225) Kilogramm.

Im Reißen leistete er sich zwei Fehlversuche bei 190 Kilogramm. Bei den Europameisterschaften zwei Monate zuvor hatte er 424 Kilo im Zweikampf geschafft und damit die Silbermedaille gewonnen. „Jeder hat gesehen, wie es aussieht. Ich bin noch nicht fit für die Bühne“, sagte Steiner enttäuscht.

Besser als der gebürtige Österreicher war sein superschwerer Kollege Almir Velagic. Der frühere Vize-Europameister aus Speyer erreichte 416 (185/231) Kilogramm und verwies Steiner auf Platz zwei. Er schaffte 17 Kilo mehr als die Olympia-Norm. Steiner liegt seit der EM 25 Kilo drüber.

Dritter Mann im Bunde ist Jürgen Spieß. Velagics Mannschaftskamerad aus Speyer brachte in der 105-Kilo-Klasse 388 Kilo in die Wertung und schnappte dem Chemnitzer Tom Schwarzbach (353 kg) noch das Olympia-Ticket weg. Spieß lag sieben Kilo über Norm, Schwarzbach - der 25 Jahre alte Europameister im Stoßen - nur sechs. Da reichte vor gut 1000 Zuschauern im Olympia-Stützpunkt Rhein-Neckar selbst die persönliche Bestleistung im Reißen (156 kg) nicht.

„Eine Medaille wäre ein Wunder“, sagte Steiner, der erst im Januar nach einer komplizierten Knieoperation ohne WM-Zwischenstopp verspätet mit dem Olympia-Training beginnen konnte. Danach wurde er immer wieder durch Infekte und kleinere Verletzungen aus der Bahn geworfen. Vor drei Wochen musste er gar für zwei Tage ins Krankenhaus, weil er sich nicht mehr bewegen konnte. Glücklicherweise handelte es sich nur um eine akute Muskelverspannung im Rückenbereich und nicht um den befürchteten Bandscheibenvorfall, der ihn um Olympia gebracht hätte. „Sieben Heber sind derzeit deutlich stärker als ich. Da muss ich noch aufholen“, benannte Steiner seinen Plan für die nächsten Wochen.

Bei den Frauen standen die London-Fahrerinnen Julia Rohde und Christin Ulrich schon vor dem Wettkampf fest. Die Olympia-Siebte Rohde aus Görlitz kam mit Oberschenkelproblemen auf 177 (80/ 97) Kilo in der 53-Kilo-Klasse. Die für Ladenburg startende Thüringerin Ulrich brachte es eine Kategorie höher (bis 58 kg) auf 198 (88/110) Kilo.

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