Gewichtheber Steiner auf Job-Suche - Pause bei DM

Roding (dpa) · Das Hantelstemmen ist für Matthias Steiner derzeit nebensächlich. 90 Tage nach seinem dramatischen Unfall auf der Olympia-Bühne in London ist der Gewichtheber mehr in TV- und Radio-Studios oder bei öffentlichen Galas zu finden denn in der Trainingshalle.

Bei den deutschen Meisterschaften im bayerischen Roding (26./27. Oktober) wird er nicht an den Start gehen. „Ich verspüre noch einen Schmerz in der Brust“, bekennt der Olympiasieger von Peking. Beim Versuch, in London erneut nach Olympia-Gold zu greifen, war ihm im Reißen die 196 Kilogramm schwere Hantel in den Nacken gekracht und hatte Halswirbelsäule und Brustbein in Mitleidenschaft gezogen. „Ich trainiere aber schon wieder. Kniebeugen und Reißen klappt, beim Stoßen gibt es noch leichte Probleme“, berichtet der 150-Kilo-Riese.

Steiner hat grünes Licht vom Trainerstab, die Prioritäten derzeit zu verschieben. „Er geht einigen beruflichen Dingen nach, will sehen, wie es für ihn nach dem Gewichtheben weitergehen kann“, sagt Bundestrainer Frank Mantek. Sorge, dass ihm sein bester Mann plötzlich abspringen könnte, hat der Coach jedoch nicht: „Er hat gesagt: Es geht definitiv weiter.“

Steiner ist 30 Jahre alt. „Es wird nicht leichter mit zunehmendem Alter. Aber er hat die Physis, weiterhin ganz vorne mitzumachen“, versichert Mantek. „Am Jahresende wollen wir uns zusammensetzen und die Zukunft bereden.“ Derzeit soll sich Steiner jenseits der Trainingshalle „austesten, seine Talente entdecken“, wie der Bundestrainer es formuliert. Dazu gehört auch ein Techtelmechtel mit dem Fernsehen.

Am kommenden Montag tauscht er in einer Spielshow des SWR-Fernsehens Reißen und Stoßen gegen Planwagen-Einparken und Hammer-Boxen. Titel: „Steiner gegen alle.“ Zwei Tage zuvor ist er mit seiner Frau Inge, einer TV-Journalistin, zu Gast in Frank Elstners SWR-Talkrunde „Menschen der Woche“. Steiner kann sich nach seiner sportlichen Karriere eine Tätigkeit vor der TV-Kamera vorstellen. Gern würde der gelernte Gas- und Wasser-Installateur eine Sendung mit Kindern moderieren. Mit den Kleinen könne er gut, meint der gebürtige Österreicher. Apropos Kinder: Er und seine Frau erwarten Anfang nächsten Jahres zum zweiten Mal Nachwuchs.

Während Steiner an seine beruflichen Möglichkeiten auslotet, hat Mantek die sportliche Zukunft des Verbandes im Blick. „Die Meisterschaften sind ein Neuanfang. Wir denken nicht an die WM 2013, wir denken an Olympia 2016 und 2020“, meint der Bundestrainer. Zu denen, die dann die deutschen Farben vertreten sollen, gehören Simon Brandhuber (21 Jahre), Max Lang (20), Nico Müller (19), Alexej Prochorow (22), Matthäus Hoffmann (18) und Tom Schwarzbach (26). „Der BVDG ist in der Lage, Weltklasse zu produzieren“, schwört Mantek. Von den gestanden Olympia-Kämpen sind in Roding Almir Velagic, Julia Rohde und Christin Ulrich dabei.

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