Baden-Baden Golferin Sophia Popov: Eine Woche stellte ihr Leben auf den Kopf

Baden-Baden · Die erste deutsche Siegerin bei einem Major-Golfturnier ist eine der Favoritinnen bei der Wahl zu Deutschlands Sportlern des Jahres.

 Sophia Popov schrieb 2020 Golf-Geschichte.

Sophia Popov schrieb 2020 Golf-Geschichte.

Foto: dpa/Eric Gay

In einem ganz besonderen und ungewöhnlichen Sportjahr mit vielen ausgefallenen Veranstaltungen und Wettbewerben könnten bei der Wahl zu Deutschlands Sportlern des Jahres Athleten gewürdigt werden, die sonst nicht so sehr auf dem Radar sind.

Zum Kreis dieser Kandidaten zählt Sophia Popov – die erste deutsche Golferin, die jemals ein Major-Turnier gewinnen konnte. 2020 triumphierte sie bei den  British Open.

Wer hierzulande vom Golfen spricht und nicht gerade ein Insider beim Spiel mit Birdies, Bogeys und Bunkern ist, dem fällt seit einer gefühlten Ewigkeit vor allem ein Name ein: Bernhard Langer. Oder bestenfalls noch Martin Kaymer.

Ja und dann? Dann kam sie: Sophia Popov. Die in den USA lebende deutsche Profi-Spielerin, bis dato Nummer 304 der Weltrangliste, rückte von jetzt auf gleich ins Rampenlicht. Ein neuer Name, ein neues Sieger-Gesicht auf der Frauen-Tour. Ein Novum. Eine Sensation.

Bei insgesamt 290 Major-Turnieren in den vergangenen Jahrzehnten hatte noch nie eine Deutsche gewonnen. Vor ihr siegten nur zwei deutsche Männer: Langer (Masters 1985/1993) und Kaymer (PGA Championship 2010/US Open 2014).

Sie könne „kaum etwas sagen“, gab die völlig überwältigte 27-Jährige, die für den GC St. Leon-Rot zum Schläger greift, bei der Siegerehrung der British Open und der Überreichung des Siegerschecks in Höhe von 670 000 Dollar (rund 575 000 Euro) zu Protokoll. Ein Jahr zuvor hatte sie ihre Startberechtigung für die US-amerikanische Profigolf-Tour der Damen verloren. Sie wollte eigentlich mit dem professionellen Golfen aufhören. Doch Popov gab nicht auf. Sie holte sich ihre Startberechtigung für die British Open „auf den letzten Drücker“ auf einer wenig bekannten „Secondclass“-Tour in den USA durch drei aufeinanderfolgende Turniersiege.

Auf dem Platz des schottischen Royal Troon Golf Club, wo die British Open gespielt wurden, fungierte ihr Freund Max Melhes als ihr Caddie. „Er hat mir geholfen, ruhig zu bleiben, als ich als Führende auf die letzte Runde ging“, wusste die in den USA geborene Popov, wem sie den völlig überraschenden Erfolg auch zu verdanken hatte. Ihr war vor dem ersten Schlag schon klar: „Heute hieß es nur noch: Ich gegen den Druck.“

In der Weltrangliste verbesserte sich Popov durch diesen Erfolg gleich um 280 Plätze auf Rang 24. „Eine einzige Woche hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt“, twitterte die British-Open-Siegerin am nächsten Tag. Ein Erfolg bei der Wahl zu Deutschlands Sportlern des Jahres würde dieses Gefühl wahrscheinlich noch einmal verstärken.

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